Einbrecher muss sechseinhalb Jahre hinter Gitter

12.8.2016, 16:40 Uhr
Einbrecher muss sechseinhalb Jahre hinter Gitter

Nach sieben Verhandlungstagen legen die Richter der 2. Strafkammer die Indizien wie Mosaiksteine aneinander – denn ein vollständiges Geständnis, die Königin der Beweismittel, fehlt.

Ein Dutzend Wohnungsdiebstähle wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor, die Hälfte davon gibt der Dieb zu, freilich auch, weil die Hinweise schwer auf ihm lasten. Doch sechs Einbrüche bestreitet er, auch weil er sich mangels Ortskenntnisse an einzelne Tatorte nicht mehr erinnert.

Doch für die Richter ergeben die Spuren, die er hinterließ, ein schlüssiges Gesamtbild: Verurteilt wird der Mann, der in Frankreich als Einbrecher bereits vierfach vorbestraft ist, wegen Einbruchdiebstählen in zwölf Fällen, in zehn Fällen kommt Sachbeschädigung hinzu. Er war im Mai 2015 für seine Diebestouren nach Deutschland gereist, bis September war er abwechselnd mit drei Komplizen unterwegs, nach diesen wird noch gefahndet. Der Gesamtschaden liegt bei fast 30 000 Euro, dazu kommen 8200 Euro Sachschaden.

Fast alle Tatorte lagen entlang von Autobahnen und der Bundesstraße, die Diebe schlugen in Leinburg, Mühlhausen, Berg bei Neumarkt, Emskirchen, Thalmässing, Rednitzhembach, Großenseebach, Adelsdorf, Langenzenn, Ipsheim und Röttenbach zu.

In Röttenbach nutzte der Einbrecher im August ein offen stehendes Küchenfenster, um in ein Wohnhaus einzusteigen, er musste nur ein Fliegengitter abmontieren. In Großenseebach hebelte er im September ein Fenster im Erdgeschoss auf – in allen anderen Fällen wurden stets mit einem Acht-Millimeter-Bohrer zwei Löcher in Terrassentüren oder Fenster gebohrt. Die Täter legten mit einem Draht, gefädelt durch die Löcher, die Hebel der Türen oder Fenster um – aus Sicht der Ermittler zeigten die Einbrecher damit ihre spezielle Handschrift. So wurde deutlich, dass es sich nicht um einzelne Einbrüche, sondern um eine Serie handelte.

Neben dem Modus operandi auffällig: immer wurden Kleidung, Schmuck und elektronische Geräte entwendet. Routiniert auch der Ablauf der Einbrüche: Die Täter drangen in die Häuser ein, sammelten, was ihnen stehlenswert erschien und stapelten alles im Garten oder auf der Terrasse, dort sortierten sie aus, was sie mitnehmen wollten – den Rest ließen sie liegen. Da die Einbrecher meist in der Nacht kamen, entdeckten die Geschädigten ihr Hab und Gut meist am nächsten Morgen, verstreut im Garten liegend.

Peilsender am Auto

Ein gestohlenes Handy führte die Ermittler auf die Spur des Angeklagten: Anfang August nahm er in einem Wohnhaus in Leinburg ein i-Phone mit, einige Tage später stellte die Kripo fest, dass genau dieses Handy nun mit einer albanischen Nummer betrieben wurde – das Telefon konnte mit Hilfe einer Seriennummer, die jedes Mobilgerät hat, geortet werden. Die Identität des Albaners konnte geklärt werden, dann ergab die Auswertung von Funkzellen, dass – auch andere seiner Handys – an früheren Tatorten vor Ort waren. Auch hatte er immer wieder Hotelzimmer in Tatort-Nähe bewohnt, Hotelmitarbeiter erinnern sich an ihn und seine Begleiter.

All diese Indizien lasten in der Gesamtschau schwer auf dem Angeklagten. Handfeste Beweise, wie DNA-Spuren am Tatort, kommen hinzu. Auch hatte die Polizei seinem Auto einen Peilsender verpasst und hörte seine Telefonate ab. Die Ermittler belauschten sogar, wie er seine Frau anrief und eine Alarmanlage imitierte. Über seine weiteren Pläne äußerte er sich auch: Um genügend Geld zu machen, wollte er noch zwei bis drei Monate in Deutschland bleiben.

Im September 2015 wurde er in einem Hotel in Tennenlohe geschnappt, die Fahnder entdeckte im Hotelzimmer auch Diebesgut.

Was – nach der Einbruchsserie – auch für fast alle Fälle zutrifft: Die meisten Geschädigten investierten in zusätzliche Sicherheit und ließen ihre Fenster und Türen mit weiteren Schlössern ausstatten.