Eine Oase mit Brotzeit

7.8.2015, 15:06 Uhr
Eine Oase mit Brotzeit

Babs und Christian aus Hemhofen gehen nicht allzu oft auf den ihnen am nächsten gelegenen Zeckerner Keller, aber immer gern. Weil es hier Sprizz gibt, sagt Babs. Weil der Obatzte „einfach geil“ ist, sagt ihr Mann.

Die Bandbreite ist damit umrissen. Die zu Saisonbeginn sonnigen, im Hochsommer schattigen Tischreihen am Hang oberhalb der Gärtnerei und unterhalb des Wohngebiets an der nach ihm benannten Straße sind nicht nur was für Presssack-Puristen.

Hier kommt jeder auf seine Kosten, denn die Kellerwirtin Anita Kaiser hat ein Ohr für Gästewünsche, weiß, dass Familien am liebsten kommen, wenn die Kinder spielen können. So gibt es eine Rutschbahn, Spielgeräte, ein Mini-Trampolin — wohlweislich in so gebührender Entfernung, dass die Älteren ihre Ruhe haben bei ihrem Seidla.

Denn deswegen geht der Franke auf den Keller: Unter schattigen Linden, Eichen und Robinien ein Bier trinken, Brotzeit machen und entweder seinem Gegenüber in die Augen oder sinnend in die Gegend blicken, entweder viel oder einfach mal gar nichts sagen.

Dies ist alles hier möglich, denn der Zeckerner Keller ist ebenso zeitgerecht wie traditionsbewusst, ein Ausdruck heutiger fränkischer Lebensart eben. Den Hersteller ihrer Brotzeiten haben Anita und ihr Mann Edmund Kaiser durch Verkosten, nicht nur durch Preisvergleich ermittelt, der Teig für das Brot ist selbst nach dem Rezept von Anitas Mutter gemischt und geknetet und vom Höchstadter Bäcker Bachmaier ausgebacken, das Bier stammt von der Brauerei Sauer aus Röttenbach — und das seit 100 Jahren. Anita Kaiser: „Wir verkaufen wirklich nur das, was uns selber schmeckt.“

Und eine weitere, nicht eben kellertypische Besonderheit gibt es sonntags in Zeckern: Kuchen, garantiert selbst gebacken, die man zum Kaffee, aber, wie der Kenner weiß, hervorragend zu einem Bier genießen kann. Kaisers schenken auch Rittmayer-Weißbier aus Hallerndorf aus.

In den Fels gehauen wurde der Keller 1863. Nikolaus Frank war der Besitzer, der dort das Bier für seine Wirtschaft in Zeckern lagerte.

Ausgeschenkt wurde auf dem Keller erst nach der Einführung der elektrischen Kühlung — zunächst nur an Sonntagen im Sommer.

Nach drei Generationen der Familie Frank übernahm 1957 Robert Kaiser den Keller und betrieb ihn ebenfalls nur an Sonntagen. Seit 1989 hat ihn Edmund Kaiser. Von 1974 bis 1989 gab es mehrere Pächter: Manfred Endres, Bärbel Dorner, die Familie Schmuck.

Die jetzigen Betreiber haben den Zugang direkt von der Kellerstraße geschlossen, man erreicht die Brotzeit-Oase jetzt über eine Seitenstraße, bzw. vom Zeckerner Tal aus über einen schmalen Weg. Geöffnet haben sie an vier Tagen in der Woche.

Anita Kaiser hat eine leicht zu merkende Faustregel parat: Es sind die beiden Tage vor und die beiden Tage nach dem Samstag. Da arbeitet der Familienbetrieb.

Töchter packen mit an

Letzteres ist er wirklich. Edmund Kaiser steht nebenberuflich am Zapfhahn, die beiden Töchter Christina und Karolin und deren Ehemänner Martin und Uli packen mit an, wann immer gefordert.

Das traditionell-offene Konzept kommt an. Es zieht nicht nur die Zeckerner an, die, wie es sich gehört, ihren Stammtisch gleich neben dem Kellerhaus haben. Wenn man, was schon mal vorkommt, für seine frisch gemachte Brotzeit ein paar Minuten Schlange steht, kann man viele Dialekte des deutschen Sprachraums und manche Fremdsprache hören.

Der Bierkeller als Begegnungsstätte — eine zivilisatorische Errungenschaft Frankens. Und ist das Bier gut, dann wird er gar eine kulturelle Errungenschaft.

In Zeckern gibt es darüberhinaus noch „richtige“ Kultur: unter anderem den Blues-Frühschoppen im Juni, Anfang Juli gab Stefan Kügel ein Theater-Gastspiel. Und wer von der Zeckerner Gärtnerei aus den Pfad bergauf nimmt, der kann unterwegs noch „Treppengedichte“ lesen.

Die Öffnungszeiten: Montags, donnerstags und freitags ab 17 Uhr, an Sonn- und Feiertagen ab 13 Uhr. Traditionelles Öffnungszeichen: Die Keller-Fahne ist gehisst.

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