Eine tödliche Flusskreuzfahrt

4.11.2016, 09:00 Uhr
Eine tödliche Flusskreuzfahrt

© Max Danhauser

In Kooperation mit „Bildung evangelisch in Europa“ aus Erlangen – kurze „beE“ - möchte man in der Reihe „Europa erlesen“ europäische Schriftsteller und Bücher vorstellen, so Gisela Gildemeister. Sie stellte im Veit-vom-Berg-Haus den slowakischen Autor Michal Hvorecky mit seinem 2012 erscheinen Werk „Tod auf der Donau“ vor.

1976 in Bratislava geboren, fand er bald den Weg in die Schreibkunst. Neben vielen Büchern veröffentlicht er auch in der FAZ und der Zeit. Er schreibt auf Slowakisch, ist heute der populärste slowakische Schriftsteller in Deutschland. Seine Bücher wurden ins Deutsche, Italienische, Polnische und Tschechische übersetzt.

Viele Interessenten fanden am Mittwoch leider nicht den Weg zum europäischen Abend nach Großenseebach, aber acht Gäste und ein Pressevertreter sorgten doch für eine umso intimere und besinnlichere Atmosphäre. Dabei hatte Gisela Gildemeister für jeden der Zuhörer eine Karte der Slowakei und eine über den Verlauf der Donau. Die Bilder, die sie im Kopfe eines jeden durch das Lesen erzeugte, wurden so noch echter.

Zum Einstieg gab es ein Video mit einem Interview des Autors. Schnell wird klar: Er ist ein Liebhaber der Donau. „Vom Westen bis zum tiefsten Osten“ könne man ihr folgend Europa entdecken. Er schätzt die Bedeutung der Donau für den Kontinent. In Zeiten der Isolation sei sie für ihn wohl doch etwas ganz Besonderes gewesen.

Gildemeister trägt lebhaft vor. Sie unterstreicht ihre klaren Worte mit anschaulichen Gesten und einer ebenso deutlichen Mimik. Wichtig scheint ihr auch zu sein, was die Zuhörer gerade über die vorgelesenen Texte denken. Auch sie erkennt die autobiographischen Züge des Textes. Die Figur des Martin spiegelt in zahlreichen Facetten ihren Schöpfer wider.

Die Geschichte selbst erzählt von einem Reiseleiter namens Martin, der schon allein in seiner Leidenschaft zu Büchern gewisse Parallelen zum Autor zeigt. Er ist für das Wohl der amerikanischen Schiffsgäste verantwortlich. Von Regensburg aus geht die Fahrt los, gespickt mit einer kleinen Liebesgeschichte nimmt der Text langsam Fahrt auf. Es passieren mehrere Morde an Bord, die allesamt vertuscht werden, um die Reise selbst nicht zu gefährden. Und am Ende nimmt alles einen tragischen Verlauf: Das Schiff explodiert, viele Menschen sterben.

Auf das Buch sei Gildemeister im Netz gestoßen. Sie habe nach einem slowakischen Buch gesucht und fand dabei unter anderem auf das Werk von Hvorecky. Sie habe seinen Lebenslauf gemocht und sich so für „Tod auf der Donau“ entschieden.

Die Story an sich erinnert schon etwas an den Krimi-Klassiker „Tod auf dem Nil“, der Titel soll aber bei weitem nicht die einzige Ähnlichkeit beider Werke bleiben. Doch um den Inhalt des Buches ging es Gildemeister eigentlich gar nicht. Vielmehr rückte sie das Land, die Kultur und die Bedeutung der Donau für die Slowakei in den Vordergrund.

Doch auch die Stadt Bratislava wird in den Vordergrund gehoben, deren Bewohner und deren Geschichte.

Und hinterher war es lange noch nicht vorbei: Man tauschte sich aus, man sprach über eigene Donau-Erfahrung, auch von den Originalschauplätzen. Obwohl einige die Länder an Europas größtem Strom gerne näher kennen lernen wollten, kam nicht bei allen die Reiselust zu einer Kreuzfahrt auf: „Da lese ich lieber das Buch“, kommentierte hinterher eine Besucherin.

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