Eine weiterführende Schule, die alle Chancen bietet

17.3.2017, 14:00 Uhr
Eine weiterführende Schule, die alle Chancen bietet

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"In den Köpfen vieler Eltern existiert immer noch ein falsches Bild", ist Michael Ulbrich, Rektor der Spix-Mittelschule, überzeugt. Gemeinsam mit seinem Stellvertreter Helmut Nicklas hat er Vertreter aus Industrie, Handwerk, Wirtschaft sowie von der Agentur für Arbeit zu einem Fachgespräch eingeladen. "Noch immer herrscht die Meinung vor, dass nur das Gymnasium zum beruflichen Erfolg führt", weiß der Schulleiter. Doch die Realität sieht längst anders aus.

Differenziertes Angebot

Die Mittelschule mit ihrem differenzierten Angebot an Abschlüssen — neben dem Mittelschulabschluss können auch der "Quali" sowie die Mittlere Reife erworben werden — ist für die Wirtschaft längst zum begehrten Partner geworden, wenn es darum geht, ideale Bewerber für eine Vielzahl von Berufen auszubilden.

In Praktika können die Schüler die Arbeitswelt kennenlernen, sich künftigen Chefs mit ihren Vorzügen auch in der Praxis präsentieren. Wahlfächer und Arbeitsgemeinschaften in den Bereichen Wirtschaft, Technik und Soziales, aber auch Musik, Kunst und Sport bieten individuelle Förderung. Die garantiert auch das Klassenleitersystem.

Natürlich wollen alle Eltern das Beste für ihr Kind, wenn die Entscheidung des Schulübertritts ansteht. Mit dem Argument "probieren wir es mal mit dem Gymnasium; klappt es nicht, ist das ja auch kein Schaden" werden viele Kinder an der für sie falschen Bildungseinrichtung angemeldet. Kommt ein Schüler am Gymnasium nicht mit, landet er in der Realschule, wo es durch den anders strukturierten Lernstoff nicht selten ebenfalls Schwierigkeiten gibt — es folgt der Schritt in die Mittelschule. Das Phänomen ist im Landkreis inzwischen so häufig, dass es in Personalerkreisen als "Erlanger Karriere" bekannt ist. Auch Rektor Ulbrich bestätigt die hohen Rückläuferzahlen: "In einem einzigen Schuljahr kamen 50 Schüler von der Realschule zu uns an die Mittelschule", sagt er.

Die organisatorischen Herausforderungen, die das an eine Schule stellt, sind eine Sache. Weitaus schwerwiegender: Der Jugendliche fühlt sich bei einer Rückstufung als Versager. Gerade das aber lässt sich durch eine gut überlegte Schulwahl vermeiden. "Unser Ziel sind aufsteigende Bildungskarrieren", sagt Ulbrich und betont: "Die Ausbildung an Mittelschule, Realschule und Gymnasium ist absolut gleichwertig". Oliver Brehm, Geschäftsführer des Medizintechnik-Unternehmens Peter Brehm GmbH und Vorsitzender des IHK-Gremiums Herzogenaurach, pflichtet ihm bei. Er hat die Erfahrung gemacht, dass Mittelschüler nach der neunten Klasse in der Berufsschule zwar altersbedingt etwas mehr Zeit benötigten, doch am Ende der Ausbildung stünden sie genauso gut da wie ältere Klassenkameraden — meist sogar besser. "Die Industrie wünscht sich mehr Bewerber von der Mittelschule", sagt Brehm.

Christian Enz von der Kreissparkasse Höchstadt kann bestätigen, dass auch das Geldinstitut aktiv an Mittelschulen um Azubis wirbt. "Ob die Mittlere Reife an der Realschule oder an der Mittelschule erworben wurde, spielt keine Rolle", betont er. Als Banker weist er auch auf den finanziellen Aspekt der verschiedenen Ausbildungswege hin. "Zwischen dem Einstiegsgehalt eines Facharbeiters und dem eines Akademikers gibt es kaum einen Unterschied", so Enz.

Der "Greuther Schmied" Thomas Bochtler, Obermeister der Metallbauerinnung, spricht als Handwerker und als Vater, wenn er sagt: "Das wichtigste ist doch, dass ein Kind glücklich ist", also etwas machen könne, was seinen Neigungen entspreche. Falscher Ehrgeiz sei deshalb fehl am Platz.

Geänderte Voraussetzungen

Regina Gutberlet, Teamleiterin Berufsberatung bei der Agentur für Arbeit, will Eltern Mut machen, sich von überkommenen Vorstellungen zu lösen: "Der Markt ist heute anders", weiß die Fachfrau. Die Erfahrungen der eigenen Generation, mit Berufswünschen an fehlenden Schulabschlüssen gescheitert zu sein, seien nicht mehr auf die heutige Jugend übertragbar. Was zählt, seien die individuellen Stärken — genau die gelte es zu entwickeln und zu fördern. "Der höchstmögliche Bildungsabschluss, das ist heutzutage nicht mehr gleichbedeutend mit der höchstmöglichen Karrierechance", mahnt sie.

Als weiterführende Schule im besten Sinne des Wortes sieht Spix-Rektor Ulbrich die Mittelschule — und hofft, dass in der Gesellschaft diesbezüglich ein Umdenken einsetzt.

"Der richtige Einstieg ist wichtig, und die Durchlässigkeit ist da", so Ulbrich. "Die Mittelschule bietet die gleichen Chancen wie andere Schulen auch."

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