Fink Allstars: Kurze Probe reichte aus für eine Sternstunde

23.11.2014, 19:01 Uhr
Fink Allstars: Kurze Probe reichte aus für eine Sternstunde

© Foto: Schneller

Stimmungsvoller und treffender konnte man sich von dem Leitthema „Nordamerika“ nicht verabschieden. Was die fünf zum Teil auch international hoch angesehenen Musiker vortrugen, gehörte wohl hinsichtlich musikalischer Qualität als auch Performance zum Besten, was Besucher des altehrwürdigen Vereinshauses in dieser Musikrichtung je erlebt haben.

Es ist erstaunlich, wie es Herzogenaurachs erstem Kulturpreisträger Fink immer wieder gelingt, derart renommierte Musiker für Konzerte in seiner Heimatstadt zu verpflichten. Und obwohl er mit seinen aktuellen musikalischen Freunden schon jeweils mehrfach musizierte - in dieser Besetzung war man noch nicht zusammen gekommen.

Aus Erlangen konnte er seinen langjährigen Partner Rainer Glas am E- Bass begrüßen, auch der Nürnberger Schlagzeuger Christoph Huber hatte es nicht weit - im Gegensatz zum ungarischen Saxophonisten Tony Lakatos wie auch zur US-Amerikanerin Sandy Patton (Gesang), die als Professorin für Jazzgesang in der Schweiz tätig ist.

In Verzückung

Dass die fünf Vollblut-Musiker zuvor nur knapp eine Stunde miteinander geprobt hatten, war angesichts dieses musikalischen Einklangs für die Zuhörer ein Phänomen. Wie selbstverständlich und von Beginn an mit erkennbarer Freude am gemeinsamen Musizieren verzückten sie die Zuhörer im ausverkauften Saal.

Dass zum Beispiel Patton nach der Pause im Verlaufe ihres zweiten Beitrags die anderen Mitwirkenden noch kurz vorstellte und kaum vernehmbar den Drummer fragte: „Sorry, what`s your name?“, mag vermitteln, wie völlig übergangslos Musiker dieses Formates zueinander finden, obwohl man sich kaum kennt. Zwar waren unter dem Publikum auch jene jahrzehntelangen „Fans“ von Thomas Fink anzutreffen, die ihre Sommerferien nach den legendären Frühschoppen-Konzerten im Hof der Bäckerei Lang planen, doch andere kamen aus der ganzen Region angereist, um sich von diesem Event begeistern zu lassen.

Hier jeden der 18 Titel überwiegend im „Hard-Bop“-Stil — bei dem Schlagzeugern als auch Bläsern mehr Eigenspielräume überlassen werden — im Detail zu erläutern, ist kaum möglich. Gleichwohl sollen doch einige näher betrachtet werden: Den Auftakt machte das Trio Fink, Glas und Huber, und zum richtigen „Einheizen“ kam mit „The In-Crowd“ ein Stück, das dem Schlagzeuger quasi auf den Leib zugeschnitten war. Mit einem wahren Feuerwerk an rhythmischen und technischen Details gelang es Christoph Huber unter dezenter „Hilfestellung“ seiner beiden Partner sofort, den Funken überspringen zu lassen.

„All The Things You Are“ war dann eine den meisten Gästen im Saal vertraute Melodie. Was Saxophonist Lakatos fortan aus seinem anspruchsvollen Instrument hervorzauberte, die Art, wie er Melodien unter Nutzung der kompletten Tonskala immer wieder neu interpretierte, war brillant. Weitere Solis, gefühlvoll vorgetragen von Glas am Bass oder auch Fink - hier hörbar noch mehr gefordert als bei manch anderen Konzerten, aber inmitten all dieser Könner derart inspiriert, dass er sich abermals steigerte -, läuteten das Ende des ersten Teils ein. An dessen Ende verstand es neuerlich der Schlagzeuger mit dem Stück „St. Thomas“, im Calypso- Rhythmus zu brillieren und, „herausgefordert“ vom Saxophonisten, den Saal zum Grooven zu bringen.

Perfekte Patton

Es folgte dann der Auftritt Sandy Pattons, die mit dem Klassiker „Take The A Train“ auch gleich die Brücke zum Publikum schlug. Was diese zierliche Sängerin stimmlich als auch mit ihrer bemerkenswerten Körpersprache darbot, übertraf alle noch so hohen Erwartungen. Ihre kraftvolle Stimme in allen Tonlagen beherrschte fortan die Akustik des Saales. Die Umsetzung auch lateinamerikanischer Rhythmen war vor allem dann ein Erlebnis, wenn sie im Duett mit Lakatos Improvisationen tongenau zu „scatten“ wusste - also die Melodien zwar gesanglich, jedoch ohne Text vertonte.

Sie als auch Thomas Fink einte an diesem Abend neben der hohen Musikqualität der „Verdacht“, dass beide offensichtlich einen gemeinsamen Jungbrunnen gefunden haben. Das wurde besonders deutlich bei einem Höhepunkt des Abends, als Patton allein von Fink begleitet die Ballade „Over the Rainbow“ so gefühlvoll und nachhaltig vortrug, dass die Begeisterung beim Publikum fast keine Grenzen mehr kannte.

So gab es am Ende stehende Ovationen nebst Zugaben von fünf Musikern, die eines mit 300 Zuschauern vereinte, nämlich eine Sternstunde der Herzogenauracher Jazzmusik.

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