Fränkischer Metzger macht aus Schäuferla-Knochen Kunst

25.11.2017, 14:06 Uhr
Auch etwas andere Weihnachtsengel entstanden bei der Adelsdorfer Kunstaktion — allerdings sind sie schon ausverkauft.

© Foto: Fleischmann Auch etwas andere Weihnachtsengel entstanden bei der Adelsdorfer Kunstaktion — allerdings sind sie schon ausverkauft.

Jürgen Fleischmann ist kein gewöhnlicher Metzger, wie man ihn auf dem Land erwartet. Doch, bei dem 44-Jährigen liegen natürlich auch der obligatorische Bierschinken und Bratwürste in der Auslage. Aber zu kaufen gibt es bei ihm eben auch das derzeit angesagte dry aged Beef, also am Knochen trocken gereiftes Fleisch, seine Metzgerei nennt er "die schärfste Männerboutique Frankens", seine Beef-Akademie lädt Fleischliebhaber zu Genussabenden ein.

Bei einer Großveranstaltung im Sommer bot die Adelsdorfer Metzgerei 1500 Portion "pulled Schäuferla" an, also gerupftes Schäuferla-Fleisch. "Und danach lag bei uns ein Riesenhaufen Schaufeln", erinnert sich Fleischmann. Was also tun damit, einfach entsorgen?

Ausgekocht, gebleicht, geschliffen, bemalt - und fertig sind die Kunstobjekte, die Metzger Jürgen Fleischmann hier stolz in die Kamera hält.

Ausgekocht, gebleicht, geschliffen, bemalt - und fertig sind die Kunstobjekte, die Metzger Jürgen Fleischmann hier stolz in die Kamera hält. © Foto: Bayer

Fleischmann kam auf die Idee, sie vielmehr bemalen zu lassen — die passende Künstlerin hatte er gleich zur Hand. Seine Mutter Hannelore betreibt das Atelier 33 in Medbach, sie schritt zur Tat. Zu besichtigen ist das Erstlingswerk allerdings nicht mehr: "Sie hat es auf den Tisch im Wintergarten gelegt und dann hat es der Hund gefressen". Doch bewiesen war: Schäuferla bemalen klappt.

200 Schweineschultern sollten verschönert werden, doch diese Aufgabe konnte Hannelore Fleischmann nicht alleine erledigen. Sohn Jürgen fragte beim Adelsdorfer Kunstverein nach und fand dort viele willige Mitstreiter, die gerne den Pinsel für das Benefizprojekt in die Hand nahmen. Auch einige Skulpturen entstanden.

Im Fleischmann’schen Atelier wurde ein künstlerischer Nachmittag initiiert, "ich habe dazu Schäuferla serviert", erzählt Fleischmann. Und siehe da: Einige der mitwirkenden Künstler hatten das fränkische Kult-Essen vorher noch nie probiert.

Gesichter und Engel

Entstanden sind ganz unterschiedliche Kunstwerke. Einige verzierten die Knochen mit Gesichtern, andere wählten Länderthemen — und auch Weihnachtsengel mit hölzernen Flügeln und Rauschgold auf dem "Kopf" wurden geschaffen. Die Engelchen sind schon ausverkauft, von den anderen Motiven ist allerdings noch eine breite Auswahl erhältlich.

Direkt von der Metzgerei ins Atelier konnten die Schweineknochen natürlich nicht. "Mein Vater ist Jäger, der hat die Schäuferla vorher abgekocht, gebleicht und jedes einzelne geschliffen", so Fleischmann.

Verkauft werden die kleinen Kunstwerke in der Metzgerei, der Erlös kommt der Sternstunden-Aktion des Bayerischen Rundfunks zugute. "Wir spenden jedes Jahr dafür, diesmal ist das nun eine größere Aktion", sagt der Metzger. Fast 700 Euro sind schon in der Spendenkasse, jeder Spender vermerkt sich in einem goldenen Buch. Bei Bayern 3 hat sich Fleischmann auch schon gemeldet und für sein Projekt getrommelt, die Mitarbeiter des Radiosenders waren seinen Worten nach von der Kunst-Schäuferla-Idee begeistert. Sein Traum ist nun, ausgewählt zu werden, bei der großen Sternstunden-Gala selbst seinen Scheck überreichen zu dürfen.

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