Freiwilliges Soziales Schuljahr ist ein Erfolg

7.4.2015, 15:55 Uhr
Freiwilliges Soziales Schuljahr ist ein Erfolg

© Foto: Rödel

Timo und Felix sind 14 Jahre alt und gehen seit einigen Monaten wieder in den Kindergarten. Und das freiwillig. Die beiden Realschüler arbeiten seit Schuljahresanfang jede Woche zwei Stunden im evangelischen Kindergarten „Arche Noah“ in Falkendorf mit.

„Wir basteln mit den Kindern, spielen mit ihnen, räumen auch mal auf“, sagen die Zwillinge. „Das macht Spaß“, sagt Timo, und Felix kann sich sogar erinnern, wie es war, als sie selbst Kindergartenkinder in Falkendorf waren: „Das war eine schöne Zeit.“

Feuerwehr bis Altenheim

So wie Timo und Felix sind in diesem Schuljahr fast 100 Realschüler im Freiwilligen Sozialen Schuljahr unterwegs. In Kitas, bei der Feuerwehr, in Altenheimen oder Behinderteneinrichtungen schnuppern sie insgesamt 80 Stunden lang in die soziale Berufswelt und machen wertvolle Erfahrungen für ihr späteres Leben.

Kindergarten-Leiterin Sabine Kuck ist begeistert über ihre zwei Nachwuchs-Kräfte: „Die machen das prima.“ Die Kindergärtnerinnen sind immer in der Nähe, weil man den Jungs natürlich nicht die alleinige Verantwortung übertragen kann. „Aber den Kindern gefällt es sehr gut, wenn die Jungs da sind.“

Beim Freiwilligen Sozialen Schuljahr, das es in der Herzogenauracher Realschule nun schon im vierten Jahr gibt, handelt es sich keineswegs um bloße Beschäftigungstherapie. „Das FSSJ kann ganz wichtig bei der Berufsorientierung sein“, erklärt Ruth Silberschneider. „In beiden Richtungen: Manche erkennen, dass das der Beruf ist, der ihnen liegt, anderen wird klar, dass es das nicht sein soll.“

Gut in der Bewerbung

Nach 80 Stunden sozialem Dienst erhalten die Schüler ein Zertifikat über ihren Einsatz. „Das macht sich dann bestimmt auch gut in einer Bewerbung“, glaubt Timo. Die Arbeit im Kindergarten macht ihm wie auch Felix sehr viel Spaß, aber „ob ich das beruflich machen will, das glaube ich nicht“. Aber warum nicht? „Naja, das mit dem Verdienst ist da ja nicht so toll“, meint Timo. Ingenieur sei vielleicht besser.

Über die ersten Einblicke in die Berufswelt hinaus ist noch etwas ganz anderes wichtig. „Die Schüler lernen hier in besonderem Maße Verantwortungsbewusstsein“, hat Ulrike Umbreit festgestellt. Sie lernen, was Pünktlichkeit und Verlässlichkeit bedeutet in einem Umfeld, das so ganz anders ist als in der Schule.

Auch die Perspektive der Lehrer auf ihre Schüler kann sich dadurch ändern, allein durch die Rückmeldungen von den FSSJ-Stellen. „Wenn man dann hört, wie verantwortungsbewusst die Schüler sich dort verhalten, dann freuen wir uns sehr, weil wir erkennen, dass es doch in die richtige Richtung geht“, so Ulrike Umbreit. Der Schulalltag könne das manchmal doch etwas verdecken. Ruth Silberschneider bestätigt: „Es ist wichtig, dass die Kinder rauskommen.“

Genau deshalb entwickeln die beiden Pädagoginnen Ideen, ob das FSSJ auch auf andere Schulen ausgeweitet werden sollte. Denn nicht nur Realschüler, auch Mittelschüler und Gymnasiasten könnten profitieren.

Timo und Felix wollen nach 40 Stunden in der Kita Arche Noah – zur Halbzeit des FSSJ also – ihre Arbeit mit den Kindern schon jetzt nicht missen. Sie haben ja auch bereits ganz schön viel gelernt. Und Timo weiß jetzt sogar, dass Kindergarten-Leiterinnen ganz schön schlagfertig sein können. „Bis du dann mal Ingenieur bist, Timo“, sagt Sabine Kuck, „ist das Erzieher-Gehalt so gewachsen, dass du zu uns zurückkommst.“ Schmunzelt und sagt dann doch mit einigem Ernst: „Das Wichtigste ist, dass man einen Beruf mit dem Herzen macht.“ Das FSSJ kann auf alle Fälle einen ersten Hinweis darauf geben, wo ein solcher Beruf zu finden sein könnte.MATTHIAS KRONAU

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