Für Schafe liegt Nankendorf gleich neben Kamerun

12.3.2015, 17:17 Uhr
Für Schafe liegt Nankendorf gleich neben Kamerun

© Foto: Andrea Munkert

Nur ein paar schwarz-grüne Stockenten tummeln sich am Weiher nahe dem Waldrand, direkt vis a vis von Nankendorf. Von fünf abtrünnigen Schafen ist an diesem Sonnennachmittag weit und breit keine Spur.

Auf der Pirsch

Der Weisendorfer Bürgermeister Heinrich Süß hat bei einem Spaziergang schon höchstpersönlich nach den flüchtigen Vierbeinern Ausschau gehalten. Er war von einigen Bürgern auf die mutmaßlichen Kamerunschafe angesprochen worden. Aber die „Pirsch“ des Rathauschefs blieb ohne Ergebnis.

Deutlich mehr Glück hatte der frühere Nankendorfer Landwirt Richard Badum. Er hat die Schafe schon öfter in der Nähe der Nankendorfer Weiher gesichtet. Einmal hatten seine Bekannten darauf aufmerksam gemacht: „Da sind Wildschweine, die machen alles kaputt.“ Badum erkannte schnell, dass das „komische Wildsäue“ seien. Schafe eben. Und für die sei offenbar keiner zuständig.

Der Ehemann der Spaziergängerin Renate Waletzko hat die Schafe „erst letzte Woche gesehen“, verriet sie dem NN-Reporter beim Nachmittagsplausch. „Ich glaube, die Schafe sind seit Anfang des Jahres unterwegs.“

Sie selbst hatte an einem Sonntagnachmittag erstmalig von freilaufenden, unbekannten Schafen erfahren und war deshalb etwas in Sorge: „Ich habe mich kaum laufen trauen: Was wäre, wenn die auf mich losgehen würden?“

Diese Sorge plagt Daniela Mühleck nicht. Täglich durchstreift sie mit ihrem gutmütigen Neufundländer die Fluren rund um Nankendorf. Zu „90 Prozent“ würden sich die Schafe in einem angrenzenden Waldstück aufhalten, zeigt sie sich überzeugt. Sie glaubt, dass es ein Bock und vier weibliche Tiere sind. Ein Mal standen die fünf Schafe direkt vor ihr auf dem Erschließungsweg. „Die rannten dann weg, als wir kamen.“ Höchstens bis auf 50 Meter könne man sich den Tieren nähern, dann nähmen sie Reißaus. Laut Wikipedia gelten Kamerunschafe als „eher ängstlich bis zurückhaltend und fluchtbereit.“

Ganz andere Erfahrungen machten da allerdings die Besitzer des Hammerbacher Erlebnisbauernhofes „Lindenhof“. Dort hat das Schaf-Quintett Zwischenstation gemacht und wurde sogar mit leckerem Pferdefutter verköstigt. Doch schon nach wenigen Tagen suchten die reiselustigen Schafe wieder das Weite.

Fahrspuren im Acker

Hundebesitzerin Mühleck hält die Schafe für „schön“, sieht aber auch eine mögliche Gefährdung für Autofahrer. Gerade der Schulbus-Verkehr und der Schaeffler-Schichtwechsel sorgten hier — auf der Staatsstraße durch Nankendorf — für ein extrem hohes Verkehrsaufkommen. Die Folge von Beinahe-Kollisionen: „Da sind öfter Fahrspuren von Autos im Acker.“ Vom Landratsamt wurde das Veterinäramt eingeschaltet. „Ein Fangversuch schlug fehl“, berichtete Tierärztin Christine Nagler vom Veterinäramt. Laut ihrer Einschätzung seien die Tiere durch den langen Aufenthalt im Freien längst „ausgewildert“ und schwer einzufangen. „Die sind clever“ — und verschwinden bei drohender Gefahr sofort.

Noch völlig unklar ist, wem die Schafe tatsächlich gehören. Nagler: „Sie haben keine Ohrmarken.“ Um die Nahrungsversorgung der abtrünnigen Schafe ist der Tierärztin nicht Bange. „Bei der aktuellen Witterung haben die bestimmt genug zum Fressen.“ Auch in den vergangenen Winterwochen habe keine Gefahr bestanden, dass diese verhungern. „Wir hatten nie eine geschlossene Schneedecke.“

Aber auch Nagler kann nicht ausschließen, dass es zu einer Gefährdung des Straßenverkehrs kommt. „Das ist aber auch bei anderen Wildtieren der Fall.“, ermahnt sie Autofahrer zu erhöhter Wachsamkeit.

Die Schafe machen es sich derweil in der Nankendorfer Flur bequem. Kein Zufall scheint indes zu sein, dass der Ursprung des Nankendorfer Ortsnamens, nämlich „Anckenhoff“ eigentlich „Schaf“ bedeutet. Und dieser Namensbedeutung wird Nankendorf aktuell mehr als gerecht.

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