Geflüchtete freut sich über Neustart im Heim

25.10.2016, 18:36 Uhr
Geflüchtete freut sich über Neustart im Heim

© Foto: Frank Heidler

HEMHOFEN — Beim Eintreffen in Deutschland konnte die fünffache Mutter kein Wort Deutsch. Das war im Januar 2016. Inzwischen arbeitet sie sogar als Pflegehelferin im Seniorendomizil „Haus Heinrich“. Mit ihrem 18-jährigen Sohn Mahmout hat sie ein 26 Quadratmeter großes Zimmer im Heim bezogen, sogar mit eigener Nasszelle. Beim Einzug hatte sie ihre komplette Habe in gerade Mal vier Koffern dabei.

Viel Dankbarkeit

„Ich bin sehr glücklich hier“, verrät sie schon nach wenigen Sekunden ungefragt im Reportergespräch. Stationen vorher waren Flüchtlingslager im Libanon und in Syrien. Aus Dankbarkeit für die freundliche Aufnahme in Deutschland wollte die Frau ehrenamtlich in einem Heim mitarbeiten.

Für die nötigen Kontakte sorgte Seniorenvorsitzender Johannes Gominski, der sich in Hemhofen ehrenamtlich für Flüchtlinge engagiert. Und auch für Bewohner des Seniorenheimes.

Schon nach wenigen Wochen war dem Heimleiter Sven Schimmack klar: „Frau Alsalim kann arbeiten und will arbeiten.“ Doch ganz so einfach war das nicht. Beinahe widerstrebend gibt er zu, dass für dieses Ziel schon eine Reihe von Telefonaten geführt und mehrere Mails geschrieben werden mussten.

Nicht nur aus schierer Menschenfreundlichkeit. Ein bisschen Eigennutz war natürlich auch dabei. Im Seniorenheim sind längst nicht alle Arbeitsstellen besetzt. „Pflegemangel“ allerorten, auch im Hemhofener Compassio-Wohnheim.

Rund 60 Beschäftigte, davon 45 Pflegekräfte, kümmern sich dort um die 79 Bewohner. Die Mitarbeiter kommen auch aus Spanien, Rumänien, Polen oder — zumindest in einem Fall — von den Philippinen.

Nicht jeder konnte am Anfang ausreichend gut Deutsch. „Die haben das dann in Deutschkursen nachgeholt.“ Heimträger Compassio bietet für Mitarbeiter mit Sprachproblemen Deutsch-Kurse an — natürlich außerhalb der Arbeitszeit.

Für Abeer Alsalim ist klar: Sie will den B1- und den B2-Sprachkurs machen. Denn das ist Voraussetzung für eine Ausbildung als Pflegefachkraft. „Ich möchte gehen in Schule“, radebrecht sie in noch etwas holprigem Deutsch. Im Gespräch mit Arbeitskollegen und mit Heimbewohnern sowie mit Hilfe von drei oder vier Lehrbüchern hat sie sich schon einige Grundzüge der deutschen Sprache angeeignet. „Deutsch ist schwer, aber Arabisch war auch schwer.“ Mit 14 Jahren musste Abeer Alsalim die Schule verlassen. Sie freut sich über das sichere Leben in Deutschland, über Gleichheit von Mann und Frau, die vielen berufstätigen Frauen hier. Noch ist ihr Aufenthaltsstatus befristet. Wenn möglich, will sie die übrigen vier Kinder im Alter von 13 bis 24 Jahren nachholen. Der Lohn als Pflegehelferin ist nicht üppig, aber sie fällt keinem zur Last. Die Freuden einer Berufstätigen.

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