Gerald Götz zieht in Heßdorf selbst die Reißleine

21.10.2014, 16:34 Uhr
Gerald Götz zieht in Heßdorf selbst die Reißleine

© Foto: Wolfgang Zink

Vor fast exakt einem Jahr hatte Götz, bis dahin Co-Trainer, das Amt des SpVgg-Cheftrainers von Joachim Schwarz übernommen und die Runde nach ausgeglichener Bilanz im Mittelfeld beendet. Doch mit dem Start in die neue Spielzeit läuft es nicht mehr. Ambitioniert angetreten, fuhr die Mannschaft lediglich drei Siege ein. Nach vier teilweise deftigen Pleiten ohne eigenen Treffer rangiert man auf einem Abstiegsplatz.

Die Gründe für die Talfahrt sind nach Ansicht von Götz vielschichtig. Ständige Verletzungen von Führungsspielern, die Urlaubsplanung einiger Akteure, der Abgang von Friedrich Leist und die halbjährige Sperre von Topstürmer Dominic Trebes raubten der Mannschaft Leistungsfähigkeit, die auch dadurch nicht aufgefangen werden konnte, dass mit Neuzugang Stephan List Qualität im Mittelfeld dazu gewonnen wurde.

Argumente genug, dass man den Absturz nicht unbedingt am Trainer festmachen muss. Zumal die Mannschaft unbedingt mit ihrem Coach weitermachen und ihm am kommenden Sonntag im Heimspiel gegen die SG 83 beweisen wollte, dass sie den Ernst der Lage kapiert hat. Dennoch zog der Coach die Reißleine. „Der momentane Tabellenstand ist nicht unser Anspruch“, sagt Götz. „Ausschlaggebend für meinen Rücktritt waren aber die letzten drei, vier Wochen.“ In denen kassierte Heßdorf vier Pleiten bei einer Torbilanz von 0:18.

„Wir haben viel probiert, haben Mannschaftsabende gemacht, dann wieder die Zügel angezogen“, verrät der 32-Jährige. Nichts hat geholfen. Dass die Entwicklung Götz mitgenommen hat, hört man nicht nur in seiner Stimme. Er sagt es auch: „Mein Rücktritt war die letzte Entscheidung. Vielleicht haben sich einige hinter mir versteckt, vielleicht wachen jetzt einige auf.“

Das wird auch Götz' Nachfolger hoffen. Klaus Nagel, der die Elf vorerst bis zur Winterpause übernimmt, war 2. Vorsitzender, ist Vereinsmitglied und kennt die Strukturen. „Wir sind mit der Lösung sehr zufrieden, Klaus Nagel ist noch ein junger Trainer, der auch mit jungen Leuten kann“, sagt Abteilungsleiter Jusuf Alijaj über den 44-Jährigen aus der „Nagel-Dynastie“, deren Angehörige bei der SpVgg schon oft eine wichtige Rolle auf und neben dem Platz spielten.

Der neue sportliche Verantwortliche war als Spieler zu BOL-Zeiten in Heßdorf und auch für die SG Quelle Fürth in der Landesliga aktiv. Als Trainer fungierte Nagel in Neuhaus/Aisch, Möhrendorf, trat dann in Heßdorf zu Bezirksligazeiten die Nachfolge von Bernd Studtrucker an, der zur Winterpause abgelöst wurde. Nagel stieg mit der SpVgg in die Kreisliga ab, machte ein Jahr Pause und ging dann zum TSV Frauenaurach. Zuletzt war er bei der Jugend des FSV Bruck, wo auch sein Sohn spielte. Die Zusammenarbeit mit Nagel sei – so Alijaj – bis zur Winterpause fix, dann wolle man sich noch einmal zusammensetzen. „Wir sind aber nicht auf Trainersuche und hoffen, dass Nagel unser Trainer für die gesamte Restsaison sein wird.“

Den Rückzug von Götz empfinde man auf Seiten des Vereins als „nicht gerade erfreulich, da wir mit seiner Arbeit eigentlich zufrieden waren“. Die letzten beiden Auftritte hätten aber zu großer Enttäuschung geführt, weshalb Götz wohl „die Konsequenz gezogen“ habe. Ein Schritt, der auch als Signal an die Mannschaft zu verstehen sei. „Die Jungs haben das Potenzial, in der Liga zu bestehen. Wir hoffen, dass sie sich jetzt der verzwickten Situation bewusst werden.“

Götz will nach einer Pause weitermachen. „Ich bin jetzt zwölf Jahre in Heßdorf, war Spieler, Jugendtrainer und Trainer. Ich bin dem Verein dankbar, dass er mir den Schritt als Trainer bei den Herren ermöglicht hat. Ich mache mir nun Gedanken und werde irgendwann wieder auf die Bühne zurückkehren.“

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