Gericht: An Kredit bereichert

13.11.2018, 17:42 Uhr
Gericht: An Kredit bereichert

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Ein neuer Tag, ein neuer Befangenheitsantrag: Auch am vierten Verhandlungstag um die Aurachtaler Liftfirma steht zunächst Richter Wolfgang Gallaschs Neutralität zur Debatte. Die Verteidigung war der Meinung, dass der Vorsitzende Richter Zeugen eingeschüchtert habe, um eine Verurteilung der Angeklagten zu garantieren. Er soll auf einen Geschädigten sowie einen Polizisten eingewirkt haben. Da der Antrag jedoch schon wesentlich früher hätte gestellt werden können, lehnt ihn das Gericht ab.

Der einzige Zeuge des Tages erhebt im Anschluss ebenfalls schwere Vorwürfe gegen Mutter und Tochter. Als Sparkassenangestellter habe er der Tochter vor sechs Jahren einen Baukredit für ein Grundstück in Berching ausgewiesen.

Um den Zinssatz kleinzuhalten, erhielt die Beschuldigte zum Teil ein KfW-Darlehen, welches an bestimmte Bauauflagen gebunden war; etwa, energieeffizient zu bauen. Einige erste Zahlungen im vier- und fünfstelligen Bereich gingen schließlich auch bei der Bank ein, nach geraumer Zeit jedoch floss kein Geld mehr.

Schließlich wurde die KfW hellhörig, als die Familie den Forderungen, entsprechende Baufortschrittnachweise zu erbringen, auch nach etwa drei Jahren nicht nachkam. Zwei- bis dreimal habe er entsprechende Schreiben an die Angeklagten weitergeleitet, Rückmeldung sei jedoch keine gekommen, beteuert der Zeuge.

Als die KfW den Kredit daraufhin kündigte, zog dies die Sparkasse in Mitleidenschaft: Sie musste als Vermittler der KfW den entstandenen Schaden ersetzen und dann sehen, wie sie das Geld zurückbekommt. Insgesamt 161 000 Euro macht die Bank mittlerweile geltend. Ob sie es je bekommen wird, steht in den Sternen. Auch, ob auf dem Grundstück in Berching jemals gebaut wurde, ist unklar.

Nachdem der Zeuge entlassen ist, kochen die Emotionen unerwartet noch einmal hoch. Zunächst stellt der Wahlverteidiger, der seit dem dritten Verhandlungstag die Mutter vertritt, einen 42-seitigen Antrag auf Einstellung des Verfahrens, wovon Richter und Staatsanwaltschaft sichtlich überrascht zu sein scheinen. Auf dem Nebenschauplatz tadelt die Mutter mitunter lautstark die drei Pflichtverteidiger: Sie hätten im gesamten Verfahren noch keine Beweisanträge gestellt und die Familie damit nicht adäquat vertreten.

Ein kurzes Grinsen kann sich der Staatsanwalt nicht verkneifen, als sie sogar damit droht, gegen ihre Pflichtverteidiger Anzeige zu erstatten. Richter Wolfgang Gallasch muss sich bemühen, die erhitzten Gemüter im Zaum zu halten. Die Verhandlung wird am 4. Dezember fortgesetzt. Dann sollen die Beweisaufnahme geschlossen und die Plädoyers gehalten werden.

 

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