"Gezielte Beleidigungen": Ex-Titanic-Chef im Interview

21.9.2018, 12:32 Uhr
Die Titanic Boygroup (von links: Martin Sonneborn, Oliver Maria Schmitt und Thomas Gsella) tritt in Herzogenaurach auf.

© Foto: Tom Hintner Die Titanic Boygroup (von links: Martin Sonneborn, Oliver Maria Schmitt und Thomas Gsella) tritt in Herzogenaurach auf.

Herr Schmitt, damit wir es hinter uns haben, gleich zu Beginn die Frage aller Fragen: Darf Satire alles?

Oliver Maria Schmitt: Fast. Sie darf alles – aber nicht langweilen.

Konkret: Mit was müssen die Zuschauer in Herzogenaurach rechnen, auf was dürfen sie sich freuen?

Schmitt: Wir bieten 240 Minuten Spaß, Spiel, Spannung, Zauberei, Jonglage, Illusion, bodenständigen Rock vom Feinsten, Emotion pur und jede Menge Knüllerangebote, die andere nicht haben. Als "Special Guest" kommt Taylor Swift (angefragt). Dazwischen kann es allerdings auch zu gezielten Beleidigungen von Bundeskanzlerinnen und Päpsten kommen, zu Unterstellungen, Tatsachenverdrehungen und natürlich auch Witzen auf Kosten Dritter, Oberpfälzer oder Franken zum Beispiel, und da sind die Hitler-, Söder-, Merkel- und Helene-Fischer-Witze noch gar nicht mitgerechnet.

"Uns treibt nur noch der gegenseitige Hass an"

Wenn drei Männer über viele Jahre hinweg zusammen auf Tour sind, kann es, den inneren Zusammenhalt und die Gruppen-Dynamik betreffend, bestimmt leicht zu emotionalen Schieflagen kommen. War und ist die Boygroup gefeit gegen solche Anwandlungen?

Schmitt: Nicht wirklich. Wir haben uns inzwischen auseinandergelebt, uns treibt nur noch der gegenseitige Hass. Nach über 20 Tourjahren und 1000 ausverkauften Auftritten können wir uns einfach nicht mehr riechen. Wir reisen prinzipiell mit drei verschiedenen Limousinen an und betreten die Auftrittsorte durch drei verschiedene Eingänge. Im Vereinshaus Herzogenaurach wird das ein Problem geben, weil es nur einen Bühnenhintereingang gibt. Es müssen also zwei provisorische hinzukommen. Da schmelzen die Subventionen nur so weg. Auf der Bühne ignorieren wir uns dann völlig. Schlimm genug, dass wir erst kürzlich rausbekamen, dass wir jahrelang alle mit der gleichen Frau verheiratet waren. Das steckt man nicht so leicht weg.

In dieser unglaublich breiten Satire-Gemengelage, die Sie präsentieren — gibt es da überhaupt den einen, diesen einen Super-Sketch, den Super-Satz, das Super-Bonmot, etwas, das nach Ihrer Meinung herausragend gelungen ist?

Schmitt: Das wäre mir neu. In der Regel rundet Martin Sonneborn, den wir schon vor Jahren als politisches Altmaterial nach Brüssel entsorgt haben, den Abend mit wertlosen Wahlversprechen ab: Er wird den Menschen in der mittelfränkischen Provinz Elektrizität versprechen und eventuell sogar Internet 1.0. Und natürlich spezielle Abfallbehälter, in denen Söder-Wähler zwischengelagert werden können.

Apropos: Ist die Spaßbereitschaft des Publikums immer gleich, oder muss man in manchen Landstrichen aufpassen, was man sagt und bringt?

Schmitt: Ja, es gibt sehr anspruchsvolle Gegenden in Deutschland, z. B. das mittlere Rheintal oder alle mittleren Kreisstädte. Aber in Mittelfranken, das haben wir über die Jahre gemerkt, ist es eigentlich völlig egal, was man bringt. Da ist alles neu und aufregend.

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