Video: Großputz auf Schloss Weißenstein

1.4.2017, 05:57 Uhr
Video: Großputz auf Schloss Weißenstein

© Roland Huber

Der Dreckshaufen summt und wuselt. "Es gibt hier mehr Fliegen als Staub", sagt Gabriele Subat, die ihn gerade zusammenkehrt. Die kleinen Tierchen mögen es höfisch – sie lieben Schloss Weißenstein. Und so nutzen sie gerne den Winter, um in kleine Ritzen der alten Fensterrahmen zu kriechen oder unter wertvolle Porzellanteller. Manche machen es sich auch hinter dem Rahmen eines uralten Bilds aus der Sammlung des Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn bequem.

Aber natürlich sind sie nicht die einzigen. Auch Spinnen und Staubkörnchen finden Kronleuchter toll, Säulenkapitelle oder Deckenfresken. "Es gibt hier eigentlich immer etwas zu tun", erzählt Gabriele Subat. Immerhin hat der Innenausbau des Schlosses mit all seinen Dekorationselementen länger gedauert als die Erschaffung der Gebäude (1711 bis 1718) — nämlich zehn Jahre.

Prunkstücke des baroken Ensembles sind neben dem Treppenhaus mit seinen berühmten Fresken der Marmorsaal und die sogenannte Muschelgrotte. Unzählige kleine Schalen mit Perlmutt-Glanz wischt Gabriele Subat hier mit einem Seidenmalpinsel aus. Seit 14 Jahren hält sie das Schloss zwischen März und Oktober auf Hochglanz. Unterstützt wird sie beim Reinemachen in 192 Zimmern und Polieren von 365 Fenstern von drei Kolleginnen, die alle schon seit Jahren dabei sind.

Ihre Erfahrung hilft ihnen dabei, Fehler zu vermeiden, denn bei den empfindlichen Materialien sind Drahtbürste und Chlorreiniger natürlich verboten. Die Putzfeen von Schloss Weißenstein arbeiten vielfach wie in den guten alten Zeiten. Das heißt, sie gehen auf die Knie, um den edlen Holzboden zu wachsen, tragen selbst gebastelte Schoner aus Stoff über ihren Schuhen und benutzen Staubwedel aus weichen Straußenfedern. "Das ist eigentlich wie Streicheln", sagt Antoinette Fehlinger, Marketingchefin des Schlosses. Sie freut sich immer, wenn ein Besucher bei einer Führung mal irgendwo eine kleine Straußenfeder entdeckt und sie erklären kann, warum sie dort liegt. "Die Damen müssen bei ihrer Arbeit ein Mittelmaß finden zwischen kräftiger Sorgfalt und sorgfältiger Kräftigkeit", meint Fehlinger. Und tatsächlich ist noch nie etwas zu Bruch gegangen — obwohl teils auf 3,60 Meter ausgefahrene Teleskopstäbe im Einsatz sind.

Auch der Boden im Marmorsaal beispielsweise ist empfindlich. "Vor August können wird dort nicht wischen", sagt Gabriela Subat, "sonst ist es noch zu kalt und der Stein bekommt Risse".

Überhaupt ist es lange sehr frisch in den barocken Gemäuern, denn nach dem Winter dauert es sehr lange, bis die Räume sich wieder aufgewärmt haben. Aktuell liegt die Temperatur bei neun bis zehn Grad. Die Reinigungskräfte dürfen also nicht schnell frösteln.

Deshalb kommen die Herrschaften auch erst im August. Sie bleiben dann meist vier bis sechs Wochen und haben häufig Gäste dabei. Das Schloss teilt sich in zwei Trakte. Die "Führungslinie" ist offen für Touristen, der linke Gebäudeteil ist und bleibt privat. "Aber ich gehöre da ja quasi zum Inventar", scherzt Gabriele Subat. Über eine Zeitungsanzeige ist sie vor 14 Jahren zu der Stelle als Saison-Reinigungskraft gekommen. Seither hat sie die gräfliche Familie gut kennengelernt. Denn sie säubert und richtet nicht nur die Gemächer, sie serviert auch die Mahlzeiten.

Und natürlich haben auch hier in den barocken Zimmern die Fliegen keine Chance, sich dauerhaft festzusetzen.

"Sie versuchen es, aber wir kommen irgendwann: Früher oder später sind wir da," sagt Subat und droht mit dem Wedel.

 

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