Grüner als Lektor für Chinesen in Hohhot

30.8.2016, 13:00 Uhr
Grüner als Lektor für Chinesen in Hohhot

„Schön. Bereichernd.“ So Maydts Zwischenbilanz nach einem Jahr Arbeit in der Zwei-Millionen-Stadt Hohhot in der autonomen Region Innere Mongolei. Zwischenbilanz deshalb, weil der Herzogenauracher Sinologe die Option wahrnimmt, ein zweites Jahr in China zu arbeiten. Er hat dies bei der Robert-Bosch-Stiftung beantragt und zuerkannt bekommen, in deren Lektorenprogramm seine Stelle enthalten ist.

Hohhot, das administrative Zentrum der Region, ist, was Deutsch betrifft, ebenfalls ein Zentrum. Maydt arbeitet zwar an einer Technischen Universität, der „Inner Mongolia University of Technology“, doch diese ist eine der bis jetzt wenigen Hochschulen mit einem Lehrstuhl in Germanistik.

Dort ist der 28-Jährige angestellt, Deutsch-Hauptfachstudenten als Muttersprachler Sprach- und Sprechfertigkeit und Landeskunde zu vermitteln. Nebenbei bringt dies natürlich auch ihn bzw. seine Fähigkeiten im Chinesischen voran. Denn, sagt Maydt, was Aussprache betrifft oder das Lesen der komplizierten Zeichen, hält einen nur ständige Praxis auf dem Laufenden. Maydt: „Ich konnte mich hier sehr verbessern.“

Ähnlich dürfte es auch Maydts Studenten beim Deutschen gehen. Unsere Sprache ist für Ausländer, obendrein, wenn deren Muttersprache einer gänzlich verschiedenen Sprachfamilie angehört, ja ebenfalls nicht leicht.

So berichtet Maydt von langsamen Fortschritten beim Lernen, trotz redlichen Mühens und großen Interesses an Deutschland und seinen Menschen.

Wirtschaftlich verbunden

Deutschland hat einen guten Ruf in China, sagt Maydt. Weil die wirtschaftlichen Verbindungen beider Länder sehr eng sind, leite sich dieser vor allem aus der Wirtschaft her:

Autos, Maschinenbau und Fußball seien die ersten Begriffe, die Chinesen so einfielen zu Deutschland. Kultur, Dichter und Denker rangieren da etwas weiter hinten, noch hinter der Zeitgeschichte. Wie unser Staat nach dem Krieg Deutschlands historische Schuld aufarbeitet, die öffentliche Bitte um Vergebung, sei präsent in den Köpfen der chinesischen Studenten.

Willy Brandts Kniefall in Warschau ist bis in die heutige junge Generation in China ein wichtiges Zeichen, berichtet Maximilian Maydt.

Obwohl immer mehr Universitäten in China, wie die TU in Hohhot, Deutsch als Hauptfach anbieten:

Was man als chinesischer Germanist nach vier Jahren Studium mit dem Regelabschluss Bachelor im Heimatland werden kann, ist durchaus noch nicht allzu vielfältig. Maydt war so Teilnehmer einer Projektkonferenz in Wuhan. Lektoren-Kollegen hatten unter dem Motto „Mit Deutsch in die Zukunft“ genau diese Möglichkeiten ermittelt. Sie liegen demnach im Lehrbetrieb, seltener in der Wirtschaft.

Die meisten der Studenten schlagen aber ihren Berufsweg in ihrem Heimatland ein — spätestens nach einem Auslands-Aufenthalt.

Seine Heimat hat Maximilian Maydt nach einem Jahr „schon wiedererkannt“, wie er es ausdrückt. Gleichwohl, wie schnell sich Herzogenaurach verändert, registrierte er in den vier Wochen Urlaub. Es werde viel gebaut. Die Stadt bekomme ein neues Gesicht, sowohl durch die öffentlichen Bauten, aber auch durch die Projekte der hiesigen Firmen.

Da ist sein Arbeitsort aber durchaus ähnlich. Von Hohhot spricht Maydt als einer „typisch chinesischen Stadt“, sehr entwickelt, mit hochmodernen Einkaufs-Malls.

Deren neueste hat zwölf Stockwerke – und im elften eine Eisbahn. An der U-Bahn werde gerade gebaut. Hohhot ziehe viele Menschen aus den umliegenden Regionen an. Längst wohnen in der Stadt 500 Kilometer westlich von Peking überwiegend Han-Chinesen.

Maydt selbst bewohnt eine von der Universität gestellte Wohnung auf dem Campus, wo auch die Studentenheime sind und auch Dozenten, aktive und Ruheständler, ihre Häuser haben.

In der Stadt bewegt man sich — die U-Bahn kommt erst — mit Bus und Taxi fort. Als „blau-grüne Stadt“ bezeichnen die Einheimischen Hohhot wegen der Umgebung und des beständig blauen Himmels. Sehr angenehmes Kontinentalklima, so Maydt.

Von den Bedingungen hat sich der Herzogenauracher Sinologe für ein zweites Arbeits- und Lernjahr überzeugen lassen. Was danach auf seinem Berufsweg wartet, ist für ihn noch unklar. Er könnte sich sowohl vorstellen, in China zu bleiben, als auch, nach Deutschland zurückzukehren. Maydt: „Es bleibt spannend.“

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