Gute Laune als Dauergast beim "Chaoten"

9.10.2017, 08:57 Uhr
Gute Laune als Dauergast beim

© Foto: Christian Enz

"Als ich das erste Mal gehört habe, dass Höchstadt einen Kultursaal mit 300 Sitzplätzen einrichten will, dachte ich nur: Oh mein Gott", erinnert sich Atze Bauer. Denn als Lieder-Chaot steht er selbst landesweit auf der Bühne und weiß, dass Kleinkunst es schwer hat. Heute ist Bauer von der Fortuna-Kulturfabrik begeistert. "Weil man auch mit 30 oder 40 Leuten nicht das Gefühl hat, dass es leer ist." Wobei die Sorge, mit der Lachnacht im Schaeffler-Saal verloren zu wirken, heute bereits wie ein erster Gag wirkt. Denn Karten für die Lachnacht sind bereits Wochen vor der Veranstaltung rar.

Das gemeinsam mit dem städtischen Arbeitskreis Kultur (AKKU) umgesetzte Format hat längst Kult-Status. In Höchstadt und anderswo. Denn Atze Bauer und seine Freunde stecken heute regelmäßig Menschen in mehr als 25 Städten mit guter Laune an. "Auch abseits der großen TV-Shows gibt es tolle Leute mit hohem Niveau. Das will ich dem Publikum zeigen", erläutert Lachnacht-Moderator Bauer.

"Aber eigentlich mache ich das als Fan, der selbst Spaß haben will. Deshalb lade ich nur Kollegen ein, die mir gut gefallen. Auch diesmal hat der Höchstadter Gute-Laune-Profi offenbar den Geschmack des Publikums getroffen. Alle vier Auftritte wurden mit tosendem Applaus beendet, stets war eine Zugabe eingefordert.

Die 17. Höchstadter Lachnacht erlebte dabei wieder einmal eine Premiere. Denn Atze Bauer eröffnete die Spaß-Gala mit einem Abschiedssong. "Die ganze Woche habe ich mich gefragt, ob das geht", betonte Bauer verschmitzt. Die deshalb bereits nach 20 Sekunden johlende Menge gab grünes Licht. Dann startete Bauers Klagelied auf den "Brexit".

Das Beste kommt zuerst

Danach enterte Marius Jung die Bühne. Mit ihm hatte der Gastgeber – ein weiteres Novum – den stärksten Beitrag des Abends gleich an den Anfang gestellt. Hintergründige Texte, perfekt abgestimmte Mimik und eine facettenreiche Stimme ermöglichten es dem dunkelhäutigen Kölner auch heikle Themen wie die Diskriminierung von Ausländern charmant zu karikieren. "In Stuttgart sprach mich eine Frau an. Sie meinte, dass ich für einen Schwarzen recht gut Deutsch könnte. Das Kompliment gab ich zurück. Ich lobte ihr Deutsch, das ich einer Schwäbin nicht zugetraut hätte."

Famos auch Jungs Interpretationen der deutschen Nationalhymne. Die Inspiration dazu hatte er sich bei Auftritten von US-Sängern bei großen Sportereignissen geholt. "Mich hat mal einer gefragt, wie die Musik zu meinen Textbeiträgen passt. Das tut sie gar nicht. Aber ich habe Spaß beim singen", scherzte Jung. Dieser Funke sprang aufs Publikum über. So wurde fleißig mitgeklatscht als der Kölner Komiker Haydns Deutschlandlied erst als funkigen Soul, dann als trockenen Rap präsentierte.

Gute Laune als Dauergast beim

© Foto: Christian Enz

Politisch könnte dies nicht ganz korrekt gewesen sein. Doch die gefühlte Verpflichtung, alles besonders richtig machen zu wollen, führt zu seltsamen Stilblüten. Dies arbeitete Bauchredner Marcelini mit seinem Plüsch-Hund Oskar und spitzer Schnauze heraus. So beklagte der Stoffhund, dass die Dinge nicht mehr beim Namen genannt werden. "Man darf nicht mehr sagen, dass Uli Hoeneß im Knast war. Es wurde lediglich seine Freizeit verstaatlicht."

Konkreter wurde Benjamin Eisenberg. Aus Bottrop angereist, stellte er bundespolitische Themen in den Mittelpunkt seines Auftritts – haderte aber ebenfalls mit falschem Sprachgebrauch. Etwa bei der zu wohlwollenden Umschreibung von Koalitionsmodellen. "Es ist immer die Rede von einer Ampelkoalition", beklagte Eisenberg. "Dabei steht eine Ampel, bei der alle Lichter gleichzeitig leuchten, nicht für Sicherheit. Die ist kaputt." Richtiger wäre es, eine Konstellation aus SPD, FDP und Grünen künftig Paprika-Koalition zu nennen. "Denn in der Paprika-Sparpackung im Supermarkt sind genau diese Farben drin. Und wenn man die alle aufschneidet, gibt’s am Ende auch nur Salat."

Mit Essen und Politik beschäftigte sich auch der letzte Gast, das Rosenheimer Comedy-Duo "Steckerlfisch & Schlagsahne". Angie Aschbacher und Christian Haller parodierten familienpolitische Verwerfungen – bedingt durch Fitnesswahn und Null-Diät, bevor Atze Bauer die 17. Höchstadter Lachnacht für beendet erklärte.

Für ihn und seine Kollegen geht es am 21. Oktober weiter – dann gastiert die Lachnacht erstmals in Dormitz. Im Hintergrund laufen jedoch schon die Vorbereitungen für 18. Auflage in der Fortuna-Kulturfarbrik. "Denn das ist das Original. Wie Temperatur in Grad, misst man den Erfolg einer Veranstaltung deshalb heute auch in Höchstadt", erläutert Atze Bauer. "Ab 0,2 Höchstadt sprechen Experten von einem Erfolg."

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