Hemhofen geht freundlich auf Flüchtlinge zu

13.8.2015, 06:00 Uhr
Hemhofen geht freundlich auf Flüchtlinge zu

Es sind die ganz banalen Dinge, die im Alltag oft schon helfen würden: „Die Asylbewerber einfach mal mit einem freundlichen 'hello' grüßen, wenn man ihnen auf der Straße begegnet“, sagt Alois Meißner, Sprecher des Hemhofener Helferkreises. Fremdsprachenkenntnisse brauche es dafür nicht – und doch bekämen die Flüchtlinge ein gutes Gefühl. „Viele trauen sich das aber nicht, weil sie Angst haben, sich nicht verständigen zu können.“

Die Männer und Frauen des Helferkreises wissen jedoch mittlerweile: Man muss nicht immer dieselbe Sprache sprechen, um sich zu verstehen. Zwar sprechen einige Flüchtlinge Englisch und auch die hauptamtlichen Notunterkunftsmitarbeiter von ASB und Sicherheitsdienst, von denen einige selbst einen Migrationshintergrund haben, springen gerne mal als Dolmetscher ein – doch manchmal helfen ebenfalls Hände und Füße, um sich zu verständigen.

Gegründet hat sich der Helferkreis im vergangenen Herbst. Zu einer Zeit, als noch gar keine Asylbewerber in Hemhofen lebten. „Doch es war davon auszugehen, dass auch hierher Flüchtlinge kommen“, so Meißner. Richtig los ging es im Frühjahr, als eine Gruppe albanischer Männer über der ehemaligen Tennishalle einzog. Mit ihnen paukt der Helferkreis zum Beispiel Deutsch – mittlerweile gibt es einen Anfänger- und einen Fortgeschrittenenkurs. Auch die Begleitung zum Arzt, das Übersetzen von Behördenbriefen, die Weiterleitung von gespendeten Fahrrädern oder das Vermitteln von Arbeit gehört dazu.

Denn die Asylbewerber dürfen gegen einen geringen Stundensatz in begrenztem Maße zum Beispiel bei Kommunen arbeiten. „In den Sozialbetrieben der Laufer Mühle sind Flüchtlinge beschäftigt“, erzählt Helferkreis-Mitglied Gerhard Thumm, „oder etwa im Bauhof der Gemeinde.“ Zehn Arbeitsgelegenheiten für die 20 Albaner gebe es derzeit, sagt Meißner. Und die sind heiß begehrt: „Wir mussten die Plätze auslosen und wer nichts bekommen hat, war enttäuscht.“

Zusammenleben ist Stress

Auch um die Freizeitbeschäftigung der Flüchtlinge kümmern sich die Helfer, sie organisierten zum Beispiel sportliche Begegnungen mit den Einheimischen. „Das tun wir, damit ihnen die Decke nicht auf den Kopf fällt“, sagt Meißner. Denn das Zusammenleben auf engstem Raum in einer ungewissen Situation bedeute eben auch Stress, wenn man keine Aufgabe habe. „Und wir wollen nicht, dass in der Bevölkerung vorhandene Befürchtungen bestärkt werden.“ Selbst wenn, das betont er, der Grundtenor in Bezug auf die Unterbringung der Flüchtlinge in Hemhofen positiv sei.

Mit der Einrichtung der Notunterkunft hat sich die zu leistende Betreuung gewandelt. Mit den Albanern entstanden über die Zeit persönliche Beziehungen, was durch die Fluktuation in der Erstaufnahmeeinrichtung gar nicht möglich ist.

Und auch der Bedarf an Unterstützung ist bei 180 Menschen natürlich höher. „Das können wir als Helferkreis nicht auffangen“, sagen Meißner und Thumm. Es brauche hier die professionellen Kräfte von ASB und Sicherheitsdienst sowie das medizinische Personal. Und was die dann nicht abdecken können, übernimmt der Helferkreis. Aus bis vor kurzem 20 Helfern sind mittlerweile 45 geworden, via Amtsblatt werden weitere gesucht.

Auch in der Erstaufnahmeeinrichtung soll jetzt der Deutschunterricht anlaufen, eine Kleiderkammer eingerichtet werden (Meißner: „Kleidung wird hier ständig gebraucht, manche tragen durch die Flucht seit Wochen die selbe Kleidung“), Meißner hat Familien bereits den Weg zum Spielplatz gezeigt, eine Ergotherapeutin aus dem Helferkreis trainierte mit einem behinderten Mädchen und Kinderbeschäftigung wird demnächst ebenfalls angeboten.

Vor allem spontane Hilfe freut die Helfer: Ein Anwohner etwa fuhr mit Flüchtlingen an den Baggersee. Solch nette Gesten und eine tolerante Haltung würden sogar mehr helfen als Geldspenden, auch wenn der Helferkreis die natürlich nicht ablehnt. „In erster Linie geht es uns um Ideelles, die Bereitschaft, freundlich auf die Flüchtlinge zuzugehen“, so Meißner.

Dazu gehört ebenso, Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. „Es gab zum Beispiel Beschwerden, dass Asylbewerber auf dem Gehsteig saßen und Kinder deshalb nicht mehr durchkamen“, sagt Thumm. Böser Wille sei das nicht gewesen. „Die wollen hier nicht die Ordnung stören, aber in Afrika ist es normal, dass man sich auch mal auf der Straße niederlässt“, sagt Meißner. Aus der Unkenntnis hiesiger Gebräuche entstünden dann Probleme.

Kein Luxus

Etwas, das seiner Beobachtung nach ebenfalls Unverständnis auslöse, sei die Tatsache, dass einige Asylbewerber mit Handys und Smartphones telefonieren. „Das ist ihre einzige Verbindung in die Heimat, wird aber mit Luxus verwechselt“, sagt Meißner. Natürlich stimme es, dass nicht alle Asylbewerber aus armen Verhältnissen kämen. Durch ihre Flucht, etwa aus politischen Gründen, sei ihnen davon jedoch nichts geblieben. „Ihr Smartphone konnten sie mitnehmen, ihr Haus und ihr Grundstück nicht.“

Er erzählt beispielsweise von einem Vater, der mit der Tochter zu Fuß aus dem Irak über die Türkei geflohen sei. Die Frau und die anderen Kinder seien in einem Camp zurückgeblieben. „Wie sollten die Kontakt halten, wenn nicht über ein Handy?“ fragt Meißner.

Über das Gemeindeblatt will der Helferkreis zu gegebener Zeit um Sachspenden bitten. Grundsätzlich sei man froh über alles, aber eine Lagermöglichkeit für gespendete Dinge hätten die Helfer nicht: „Die Menschen sollen deshalb ins Amtsblatt schauen, was gerade benötigt wird und nicht enttäuscht sein, wenn wir mal Spenden ablehnen“, so Meißner.

Wer helfen will, wendet sich an Alois Meißner, * (09195) 4556. Spenden kann man unter dem Stichwort „Helferkreis Flüchtlingshilfe Hemhofen“ auf das Konto der evangelischen Kirchengemeinde bei der Kreissparkasse Höchstadt, IBAN DE67 7635 1560 0430 2106 66.

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