Herr der Muscheln

10.10.2011, 10:00 Uhr
Herr der Muscheln

© Panzer

Die Freunde der Zoologischen Staatssammlung München (ZSM), an deren Aufbau Spix maßgeblich beteiligt war, verleihen die Medaille stets an Stifter und Spender der renommierten Forschungsinstitution. „So viele Professoren und Doktoren haben wir noch nie auf einen Haufen gehabt“, freute sich am Samstag Stadtoberhaupt Gerald Brehm bei der Begrüßung. Zahlreiche Naturwissenschaftler der ZSM und deren Umfeld waren aus der Landeshauptstadt angereist.

Der Preisträger selbst musste nicht ganz so viele Kilometer zurücklegen: Axel Alf lehrt im mittelfränkischen Triesdorf im Studiengang Umweltsicherung. Als Fachmann für Gewässerkunde erforscht er neben den Auswirkungen von Renaturierungsmaßnahmen an Gewässern und der Ökologie von bodenbewohnenden Käfern eben auch die „Taxomonie der Turbininae“. Was hinter letzterem steht, war zumindest den Nichtwissenschaftlern im Publikum nicht geläufig.

Prof. Dr. Gerhard Haszprunar, Direktor der ZSM und an diesem Abend als Laudator auf der Bühne, konnte helfen: Es handelt sich um Erforschung und Klassifizierung der vielen, vielen Arten von Gehäuseschnecken.

Womit der in Wien aufgewachsene Zoologe schon ganz nah am Grund für die Auszeichnung war: Alf stellt seine umfangreiche Sammlung von Schneckengehäusen und Muscheln der ZSM zur Verfügung – ein Schatz, bestehend aus rund 50000 in privater Sammelleidenschaft zusammengetragenen Einzelexemplaren, die 10000 verschiedenen Arten angehören.

Kleiner Ausschnitt

Solche Zahlen lassen die überwältigende Vielfalt an Formen, Farben und Mustern der Schalen vermuten, von denen Alf in seiner Rede schwärmte. Die Fülle von Beispielen, die der frischgebackene Träger der Spix-Medaille auf die Leinwand projizierte, stellte freilich nur einen geringen Ausschnitt aus der Dauerleihgabe dar.

Nutznießer Haszprunar beglückwünschte Alf zu seinem Entschluss, die Sammlung in den Dienst der Wissenschaft zu stellen. Es gelte, „das Erbe des Ritters von Spix zu bewahren, fortzuführen und zu vermehren“. Sammlung und Forschung seien für die gesamte Welt von Nutzen. Der geehrte Sammler selbst war es, der sein Tun angesichts des viel beklagten Artenschwundes einer kritischen Betrachtung unterzog. Sein Fazit: Die verschwindend geringe Anzahl wissenschaftlicher Sammler, denen es zudem an Nachwuchs fehle, sei nicht am Verschwinden seltener Spezies schuld. Ein Großteil der Verantwortung liege bei der modernen Landwirtschaft, verbunden mit der großflächigen Zerstörung von natürlichen Lebensräumen.

Die nach wie vor große Verbundenheit Höchstadts mit dem berühmten Sohn, die Bürgermeister Brehm erwähnte, wurde auch im Rahmenprogramm demonstriert: Der Chor der Ritter-von-Spix-Schule gab zwei viel beklatschte Kostproben aus dem Musical über den Namensgeber ihrer Einrichtung. Komponist und Mitwirkender ist Rektor Michael Ulbrich.

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