Herzo-Haikus zwitschern fröhlich drauf los

21.5.2015, 18:01 Uhr
Herzo-Haikus zwitschern fröhlich drauf los

© Foto: Margot Jansen

Zusätzlich beteiligte sich die Klasse 6d der Realschule an dem Experiment. Als Siegerin aus dem Dichterwettstreit ging Margit Denk, die Leiterin der Musikschule, hervor.

Anlässlich der Siegerehrung in der Stadtbücherei unternahm die Germanistin und Lyrikerin Silke Umminger eine kleine Reise durch die Haiku-Literatur. Das Haiku ist eine traditionelle japanische Gedichtform und gilt als die Kürzeste der Welt. Als einer der bedeutendsten Vertreter gilt Matsuo Basho (1644 – 1694), der eine eigene Schule gründete.

Haikus boomen inzwischen weltweit. Es gibt eine „Deutsche Haiku-Gesellschaft“, die vierteljährlich die Zeitschrift „Sommergras“ herausgibt. Wie kann ich ein gutes Haiku erkennen? „Ein Haiku muss einen berühren, es interpretiert die Natur, die Umwelt, letztlich das Universum“, meinte Silke Umminger.

Ein Hai und eine Kuh

Ein Haiku funktioniert in allen Sprachen, auch im Dialekt. In ihrem ungemein unterhaltsamen Vortrag gab sie Kostproben nicht nur in Japanisch, Fränkisch und Plattdeutsch, sondern auch musikalisch. Dabei verriet sie auch augenzwinkernd, dass ihrer Meinung nach die Haikus eigentlich aus Ostfriesland kommen. Das Zwiegespräch zwischen einem Hai und einer Kuh brachte die Seeleute einer japanischen Dschunke in der Nordsee erst auf diese Idee.

Dem Reiz der Sprache erlag nicht nur Margit Denk, sondern auch die Nächstplatzierten Monika Bogendörfer (2. Preis) und Margarete Lurz (3. Preis). Der Buchpreis „Gedichte fürs Gedächtnis: Zum Inwendig-Lernen und Auswendig-Sagen“ ist dabei eine gute Anregung.

Den Schülerpreis erhielt Tabea Seitz. Der Jury, bestehend aus Fabienne Geißdörfer (stellvertretende Leiterin der vhs), Gabriele Lechner und Silke Umminger, fiel die Entscheidung nicht leicht, denn es gingen viele gute Haikus ein.

Deshalb kündigte Oliver Kundler an, diese in einem kleinen Buch, das Einverständnis der Autoren vorausgesetzt, herauszugeben. Außerdem plant er die Haikus am Kulturoffenen Samstag, am 19. September, in der Stadtbücherei aufzuhängen. Für 2016 plant er wieder eine ähnliche Haiku-Aktion. Beim Sieger-Haiku vermutete Umminger eine hintersinnige Anspielung auf die Nähe zum Rathaus:

Zaunkönig, Amsel und Spatz / Hör’, wie’s im / Schlossgraben zwitschert.

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