Herzo setzt auf Sicherheit am Kerwasbaum

2.7.2016, 06:00 Uhr
Herzo setzt auf Sicherheit am Kerwasbaum

© Andreas Brandl

HERZOGENAURACH —  Bei Gefahren am Kerwasbaum dachte man in der Vergangenheit allenfalls an Fichtendiebstahl feindlicher Kerwasburschen, geschälte Rinden, eingesägte Baumstämme. Vorfälle in Dietldorf in der Oberpfalz und in Moosbach bei Feucht zeigten, dass das Baumaufstellen gefährlich werden kann. Im ersten Fall stürzte ein Kerwasbaum auf ein Stadl-Dach, im zweiten Fall erlitt eine Frau tödliche Verletzungen, als ein Kirchweihbaum wegrutschte.

Bisher war die Stadt Veranstalter des Kerwasbaum-Aufstellens gewesen. Bürgermeister German Hacker als im Fall des Falles strafrechtlich persönlich haftbarer Ansprechpartner weigerte sich nun allerdings, dass die Stadt künftig als Veranstalter fungiert. Da tat sich die Frage nach der Organisation auf. Entweder konstituiere sich ein Verein zum Zweck des Kerwasbaumaufstellens oder ein namentlich genannter Ansprechpartner bei den Kerwa-Burschen wäre zu finden, wurde als Alternativen genannt.

Kreisheimatpfleger und Freie-Wähler-Stadtrat Manfred Welker, der sich als Hüter fränkischer Kerwaskultur versteht, schrieb in der Sache sogar an Bayerns Heimatminister Markus Söder.

Wie berichtet kam eine Antwort aus dem zuständigen Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration unter Ministerin Emilia Müller.

Nach einer Rücksprache mit der Versicherungskammer Bayern schrieb das Ministerium, dass das Baumaufstellen im öffentlichen Raum bei einer Kerwa grundsätzlich unter den „subsidiären Schutz der Bayerischen Ehrenamtsversicherung“ falle.

Voraussetzung für die Versicherten sei, dass sie sich in rechtlich unselbstständigen Organisationen engagierten, keine Gewinnerzielungsabsicht verfolgten und die Tätigkeit dem Gemeinwohl diene. Sollte allerdings ein Verein die Organisation übernehmen, so sei dieser in der Pflicht, einen Versicherungsschutz für seine Ehrenamtlichen abzuschließen. Dies sei bei vielen Kirchweihen die örtliche Feuerwehr.

In Herzogenaurach allerdings stellten die „Kerwas-Oldies“, kein Verein, nur ein loser Zusammenschluss, traditionellerweise den Baum auf im Anschluss an den Zug durch die Stadt. Für die kommende Somerkirchweih im Weihersbach fand sich nun ein Ansprechpartner unter den Kirchweihburschen.

Zusammen mit dem Ordnungsamt wurde ein Konzept von Regularien für das Baumaufstellen erarbeitet.

Angesprochen wurden Themen wie die Verantwortlichkeit hinsichtlich Fahrtauglichkeit des Traktorlenkers, die Länge des Kirchweihbaums und weiteres.

Bürgermeister German Hacker sagte: „Ich habe schließlich die Verantwortung für die Kirchweih insgesamt.“ Ein sicherheitsrechtlicher Bescheid gehe jedoch ohnehin an alle großen Veranstaltungen heraus.

Im Fall der Kirchweih wurde die bestehende Regelung unterstrichen, dass der Fahrzeugführer und zwei weitere die Promillegrenze einzuhalten haben. Auch eine Haftpflichtversicherung wird abgeschlossen.

Hacker: „Das Thema Sicherheit gab es schon länger. Es war ein Anlass, über vieles nachzudenken.“

Auch der Vorstand des Vereins Deutsches Ehrenamt, Hans Hachinger, wies auf die Risiken hin, die das Baumaufstellen birgt.

Ist der Veranstalter ein Verein und komme es zu einem Unfall, stehe der Vorstand mit seinem Privatvermögen in der Haftung. Die Vereinsversicherung solle dringend im Vorfeld überprüft werden.

„Häufig“, so heißt es auf der Webseite „Deutsches Ehrenamt“, übernähmen Vereine die Organisation und Durchführung des Festes (hier des Maibaumfestes, Red.) und seien sich der damit verbundenen Haftungsrisiken für den Vorstand nicht bewusst. Oftmals sei eine Veranstaltungshaftpflicht notwendig. Zumal, wenn das Baumaufstellen nicht dem Vereinszweck entspricht.

Ein wichtiger Ratschlag von dieser Seite: Alle Helfer sollten unfallversichert sein. Abgesperrt werden müsse vor allem der Gefahrenbereich um den Baum.

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