Herzogenaurach: An Garage scheiden sich die Geister

29.9.2017, 07:57 Uhr
Herzogenaurach: An Garage scheiden sich die Geister

© Foto: Peter Roggenthin

Es ging aber auch um ältere Herzogenauracher Siedlungsgebiete, wie das um den Schleifmühlenweg. Dort, in der Schumannstraße, hat das Haus Nummer 10 den Besitzer gewechselt, und der neue Bewohner will in seinem Garten eine Fertiggarage aufstellen lassen.

Mit diesem Antrag stürzte er die Stadträte in ein Dilemma, das eine lange Diskussion und eine im Bauausschuss ungewöhnliche "Kampfabstimmung" auslöste. Denn der Bau verstößt nicht nur gegen den dort bestehenden Bebauungsplan, der Garagen nur gestattet, wenn sie mit dem Haupthaus verbunden sind. Der Garagenbau würde auch eine jahrelange Vereinbarung zwischen den Anwohnern sozusagen "aushebeln".

Die Schumannstraße endet genau an dem fraglichen Grundstück als Stichstraße. Weiter führt nur ein Fußweg. Die Straße ist relativ schmal, und im Stil der 70er Jahre hat das "Viertel" an dieser Stichstraße einen Garagenhof mit je einer Unterstellmöglichkeit für jedes Haus.

Die Nachbarn haben unter sich vereinbart, ihre Autos lediglich zum Be- oder Entladen bis vor die Haustür zu fahren und sonst in dem Garagenhof zu parken. Mit der Zeit freilich ist praktisch vor jedem Haus auch ein Stellplatz entstanden, den die jeweiligen Bewohner allerdings nur kurz nutzen. Angesichts des Garagen-Plans haben die Nachbarn in einem Schreiben an die Stadt darauf hingewiesen und ihre Bedenken gegen die Garage geäußert, die ihre langjährige nachbarliche Gepflogenheit beenden und mehr Verkehr in der Stichstraße bringen würde.

Stadtverwaltung und Bürgermeister sehen darin freilich keinen Grund, den Garagenbau abzulehnen. Denn, so German Hacker, es werde nicht öfters hin und her gefahren, wenn der Anwohner nicht nur seine Einkäufe auslädt und gleich zurück zum Garagenhof fährt, sondern dies erst am nächsten Tag tut.

Trotzdem gab es Widerspruch gegen die Garage, teils aus grundsätzlichen Gründen des Bebauungsplans (Kurt Zollhöfer, CSU), teils aus Sicherheitsbedenken und wegen der Gleichbehandlung aller Nachbarn (Walter Drebinger, CSU), teils wegen der Enge der Straße zum Einfahren in die und Ausfahren aus der Garage (Siegbert Sendner, SPD). Das Dilemma dabei: Der gleiche Bauausschuss hatte die Voranfrage für diese Garage bereits positiv beschieden, was, gab auch Kritiker Kurt Zollhöfer zu, keine einfache Situation dem Antragsteller gegenüber war.

Doch der Knackpunkt sei die dauerhafte Nutzung, die eine Garage nun einmal von einem einfachen Stellplatz unterscheide. Kurt Zollhöfer sah in einem "Ja" zur Garage eine Art Dammbruch. Woanders, z. B. auf der Herzo Base, habe man bei bebauungsplanwidrigen Garagen rigoros nein gesagt.

Wenn, dann sei der Dammbruch schon früher passiert, entgegnete Bürgermeister German Hacker und wies auf "kistenweise" andere Garagen im Schleifmühlweg-Gebiet hin, die bebauungsplanwidrig nicht mit den Häusern verbunden sind. Schließlich gab es eine 6:4-Mehrheit für den Garagenbau, mithin für eine Befreiung von den Regelungen des Bebauungsplans.

Eine solche Befreiung, diesmal aber einstimmig und ohne Diskussion, bekam ein Hausbauer im Niederndorfer Hasengarten. Der Unterschied laut einer Anmerkung von Walter Drebinger: Dort geht es weniger eng zu.

Insgesamt 57 Wohneinheiten auf der Herzo Base — Einfamilienhäuser und Reihenhäuser — winkten die Stadträte in der Sitzung ebenfalls durch. Weil alle innerhalb der Bebauungsplan-Bedingungen, sind sie allesamt von einer ausdrücklichen Baugenehmigung freigestellt. Der Bauausschuss brauchte nur Kenntnis zu nehmen.

Derweil gibt es schon Ansätze, den dritten Bauabschnitt des Base-Wohngebiets zu erschließen. Die Herzo Werke hatten die beiden Energiezentralen dafür beantragt. Der Plan wurde natürlich einstimmig befürwortet.

Durchgewinkt wurden auch die Vorhaben, über die wir bereits berichtet haben: der Abbruch des Wohnhauses an der Bahnhofstraße zu Gunsten von Stellplätzen für Schaeffler und der Umbau des Handelshof-Gebäudes an der Ohmstraße zu einem Rewe-Markt.

Keine Einwände gab es auch gegen den Umbau der ehemaligen Gebäude der Reinigungsfirma Kindler an der Hinteren Gasse. Dort entstehen nach Umbau und Abbruch eines Garagendachs vier Wohneinheiten.

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