Herzogenaurach: Blick in Kaderschmiede

12.4.2018, 16:40 Uhr
Herzogenaurach: Blick in Kaderschmiede

© Foto: Rainer Groh

Deutschlandweit gehen die Brieftaubensportler am 15. April in die Öffentlichkeit. Diese Premiere ist der Tatsache geschuldet, dass dem Verband nicht bei den Tauben, wohl aber bei den Züchtern der Nachwuchs schwindet. Es sind heute etwa 15 Züchter, die ihre Tauben von der Einsatzstelle Herzogenaurach aus zu den Auflass-Orten losschicken – längst nicht mehr mit großen Kabinen-Lastwagen wie etwa zur Hochzeit des Sports in den 70er Jahren. Der Trend geht zu kleineren Transportern – natürlich speziell ausgestattet mit Belüftung und Tränken für die Vögel.

Brieftauben sind ein Hobby, das viel Zeit erfordert. Täglich muss der Züchter sich um seine Vögel kümmern und auch die Wettkampf-Saison — sie beginnt mit den Rennen der erwachsenen Tauben in zwei Wochen — ist auch jedes Wochenende belegt. Wer nur einen Wettflug in der Serie nicht besetzt, der ist raus. Eine Struktur, die Reinhard Gebhardt persönlich für nicht mehr zeitgemäß und reformbedürftig hält.

Wer aber am Sonntag in der Zeit zwischen 12 und 16 Uhr — nach Anmeldung — zu ihm in die Wallensteinstraße 26 nach Kriegenbrunn kommt, dem will Gebhardt zeigen, warum er selbst "taubenverrückt" ist. Und er hofft, einige Mitmenschen mit seiner Leidenschaft für das Hobby anzustecken. Alle Facetten des Sport will Gebhardt vermitteln: die Wettkämpfe, das Züchterische, die Bewunderung für die Fähigkeiten, die in so kleinen Tieren stecken, sowohl die Flug-Ausdauer als auch der Orientierungssinn.

Letzterer ist, sagt Gebhardt, das, was ihn an dem Sport fasziniert. Es mache ihm auch Freude diese Fähigkeiten durch Zucht zu entwickeln. Und die Rennen sind dann die "Qualitätstests". Das Hobby sei, anders als die Rassetaubenzucht mit ihrem reinen Schönheitsideal, eine Mischung aus Tierliebe und Wettkampf-Spannung.

Entsprechend trainiert und verpflegt werden die "Athleten". Gebhardt mischt z. B. Knoblauch ins Futter zur Blutverdünnung bei den Tieren, verabreicht Multivitaminsaft in den Tränken, sprüht ätherische Öle in die Schläge, damit die Tiere freier atmen und hat, wie jeder seiner Kollegen auch, kleine Tricks, die er auch am Tag der offenen Tür nicht verraten wird.

Der Kriegenbrunner ist mit seinen Tauben am liebsten bei Weitstrecken-Wettkämpfen dabei. Er bewundert weniger die "Sprinter", die auf kürzeren Strecken in der Lage sind, mit erstaunlicher Geschwindigkeit — bis 120 Stundenkilometer — mit dem Wind zu fliegen. Tauben mit "Charakter", und Stehvermögen sind das, was dem Kriegenbrunner buchstäblich vorschwebt und sein Zuchtziel. Er ist international unterwegs, beschickt Rennen von Bulgarien bis Südafrika, hat Erfolge.

ZAnmeldung für einen Besuch der Taubenschläge bei Reinhard Gebhardt, Wallensteinstraße 26, Erlangen-Kriegenbrunn unter = (01 62) 4 12 61 63

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