Herzogenaurach: Debatte um Parkplatz-Not

22.1.2017, 09:02 Uhr
Herzogenaurach: Debatte um Parkplatz-Not

© Fotos: Michael Fischer

Es ist der Preis der Entwicklung dieser Stadt. Seit Jahren wird in Herzogenaurach über fehlende Parkplätze diskutiert, im Gleichschritt wächst die Wirtschaft rund um die Weltfirmen adidas, Puma und Schaeffler immer weiter. Erst im Dezember hatte Bürgermeister German Hacker in der Bürgerversammlung gesagt, Herzogenaurach sei „real keine Großstadt, gefühlt aber schon, vor allem, was die Verkehrssituation angeht“. Es sei jedoch ausgeschlossen, allen Menschen Parkplätze bieten zu können.

Menschen wie Friedrich Loy wollten diesen Zustand dennoch nicht hinnehmen. Er und seine Nachbarn rund um den „Langen Platz“ hatten monatelang damit zu kämpfen, dass sie nicht mehr aus Einfahrten kamen, die Gehsteige waren zugeparkt, „die Müllabfuhr ist teilweise schon um 5 Uhr morgens gekommen, weil sie sonst nicht mehr durch die Straße gekommen wäre“, sagt Loy. Es waren vor allem junge Menschen, die zum Unterricht in der nahen Berufsschule wollten.

Inzwischen hat die Stadt reagiert und ein zeitlich befristetes Halteverbot eingerichtet, ebenso im Schützengraben nahe der Kreuzung Rathgeberstraße. Das Verbot werde „weiterhin konsequent“ kontrolliert, heißt es von der Stadt.

„Übergangsphase“

Herzogenaurach: Debatte um Parkplatz-Not

Die Wurzel des Problems liegt für Loy im Bebauungsplan des neuen Gebietes „Klingenwiesen“. Dort wird es, wie berichtet, 20 Stellplätze weniger geben, als nach dem Rechenschlüssel der städtischen Stellplatzsatzung eigentlich notwendig. Verschärft wird das Problem dadurch, dass es im Osten, in dem noch gebaut wird, 43 Parkplätze zu viel geben wird, im Westen, wo der Betrieb bereits läuft, aber 63 zu wenig (insgesamt 314).

Bürgermeister German Hacker spricht deshalb von einer „Übergangsphase“ in diesem Gebiet. Erst wenn alle Bauarbeiten abgeschlossen seien, könne man „die Situation in Ruhe bewerten“. Fakt ist: Anders als früher am „alten Edeka“ werden Berufsschüler mit ihren Autos auf dem Parkplatz an den Klingenwiesen nicht mehr geduldet. Immer wieder hätten sich Kunden beschwert, sie seien deshalb angehalten, zu kontrollieren, ob Autos mehrere Stunden auf dem Parkplatz stehen, sagt eine E-Center-Mitarbeiterin.

Leidtragende dieser Situation sind die Berufsschüler, finden Loy und seine Mitstreiter. Sie hatten sogar schon Flugblätter an die parkenden Schüler verteilt, in denen sie diese aufriefen, mit ihnen für eine Verbesserung der Situation zu kämpfen. Schulleiter Martin Wirsching hat dafür wenig Verständnis, „bei dringenden Problemen sollte der Ansprechpartner die Schulleitung sein, wir sind auch weiterhin offen“, sagt er. Mit der Lösung des Parkplatzproblems sei aber auch er nicht betraut, „dazu habe ich auch keine Befugnis, das ist die Aufgabe der politisch gewählten Entscheidungsträger“.

Mit einem solchen hat er sich am Freitag getroffen: Bürgermeister Hacker. Eine sofortige Lösung sei freilich nicht in Sicht, „aber es wird an einer guten Lösung gearbeitet, was allerdings Zeit braucht“, sagt Wirsching.

Bereits vor etwa einem Jahr hatte er die Schüler per Handzettel über die geänderte Parksituation informiert und sie gebeten, „eine gute Nachbarschaft mit den Anliegern unserer Schule“ zu pflegen und sich an die „Parkregeln der StVO“ zu halten. Etwa 400 Menschen kommen täglich in die Berufsschule, die Schülerzahl hat sich in den vergangenen 20 Jahren verdreifacht, unter anderem drücken auch knapp 150 Flüchtlinge die Schulbank. Das Gebäude sei allerdings bei seiner Planung bereits für solche Zahlen ausgelegt worden.

300 neue Parkplätze

Wenn der Landkreis als Träger der Schule also weitere Parkplätze schaffen würde, täte er dies über das rechtlich notwendige Maß hinaus. „Auch wenn das nicht der Realität entsprechen muss“, betont Hacker.

Ein Parkdeck, wie es Loy und Co. vorschlagen, sei „eine Variante, über die man ernsthaft nachdenken muss“, so Hacker. Ein solches müsste allerdings auf dem Schulgelände entstehen, geeignete städtische Flächen gäbe es schlichtweg nicht.

Doch es tut sich auch konkret etwas. „Um die derzeitige Parkplatzsituation zu entlasten“, wie Unternehmenssprecherin Antje Müller sagt, eröffnet Schaeffler vorübergehend einen zusätzlichen Parkplatz für seine Mitarbeiter. Auf dem Gelände der alten Ziegelei in Niederndorf stehen ab kommendem Montag 300 Stellplätze zur Verfügung. Zwischen dem Werk und dem Parkplatz werden kostenlose Shuttlebusse verkehren, so Müller. 2016 hat alleine Schaeffler am Standort Herzogenaurach knapp 400 Mitarbeiter neu eingestellt, insgesamt arbeiten hier 9000 Mitarbeiter für das Unternehmen.

„Wo Arbeitsplätze sind, da wird geparkt“, sagt German Hacker. Die Stadt habe sich in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt, der Wert der Immobilien sei gestiegen, Herzogenaurach sei ein „super Standort“ – das ist die eine, die strahlende und glänzende Seite der Medaille. Parkplatzprobleme sind die Nebenwirkungen, die dieses positive Bild trüben.

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