Herzogenaurach: Der Mensch in der Natur des Holzes

26.9.2016, 15:52 Uhr
Herzogenaurach: Der Mensch in der Natur des Holzes

© Foto: Rüdiger Leverenz

Seine Leidenschaft ließ ihn nicht los, nicht während seiner Jugend, die er im Schwarzwald verbrachte, und nicht, als er als junger Assistenzarzt nach Nürnberg kam. Nach einer dreijährigen Tätigkeit für den Deutschen Entwicklungsdienst in Burkina Faso kehrte er nach Nürnberg zurück, wo er bis heute seit über 30 Jahren lebt.

Als Arzt kennt Koch-Weser die ganze Breite menschlicher Körperlichkeit. Sein Interesse am menschlichen Ausdruck, Bewegung, Haut und Gesicht sind durch den täglichen Kontakt und Berührungen mit Menschen in seiner Arztpraxis immer wieder inspiriert worden. So fällt auf, dass seine Skulpturen sehr detailgetreu Ausdrücke in den Gesichtern widerspiegeln, die der Betrachter mit eigenen Interpretationen bestimmter Lebenssituationen in Einklang bringen kann.

Der Ausdruck körperlicher Gebrechen bei seinen lebensgroßen Skulpturen hilft ihm, wie er sagt, die Narben seiner Berufstätigkeit zu verarbeiten. Dabei entsteht der Eindruck, dass er bereits beim Betrachten eines Baumstamms erkennt, welche Figur darin steckt.

Seine Arbeiten zeichnen sich dadurch aus, dass er alle Eigenheiten und Unvollkommenheiten des vor ihm liegenden Holzes erhält und mit seinen Skulpturen wirken lässt. Seien es Maserungen, Risse, Löcher oder Verfärbungen, alles findet seinen Platz im fertigen Werk und verstärkt dessen Wirkung.

Nach einer ersten Ausstellung anlässlich des Endes seiner beruflichen Karriere als Arzt präsentiert Koch-Weser seine Werke hier in Herzogenaurach erst zum zweiten Mal – und das erste Mal als Künstler, bemerkte er. Konnte er in der Vergangenheit nur an Wochenenden und in den Ferien an seinen Skulpturen arbeiten, verfügt er seit 2004 über eine eigene Werkstatt in der Nähe von Nürnberg.

Die Ausstellung von Klas Koch-Weser bildete gleichzeitig den Auftakt zu den Herzogenauracher Kulturtagen 2016. In seiner Eröffnungsansprache nahm Bürgermeister German Hacker Bezug auf die Tätigkeit Koch-Wesers in Burkina Faso. „Herzogenaurach ist die einzige Stadt der Metropolregion Nürnberg die eine richtige Städtepartnerschaft mit einer Stadt auf dem afrikanischen Kontinent unterhält. Diese Partnerschaft mit Kaya in Burkina Faso, dem früheren Obervolta, besteht nun schon seit 40 Jahren“, sagte er sichtlich stolz. „Die früheren Ausstellungen im Programm der Kulturtage standen immer in Bezug zu einem speziellen Kontinent“, führte er weiter aus, „aber mit der Zeit gehen einem die Kontinente wegen ihrer begrenzten Zahl einfach aus. Deshalb war es logisch, sich auf die Metropolregion Nürnberg zurück zu besinnen

Die Vernissage im KunstRaum wurde musikalisch umrahmt von der Soloharfenistin der Nürnberger Philharmoniker und Dozentin an der Hochschule für Musik Nürnberg/Augsburg, Lilo Kraus. Wegen des südamerikanischen Bezugs des Künstlers Klas Koch-Weser spielte sie einen Tango trieste. Den offiziellen Teil der Eröffnung schloss sie mit der Arabesque von Claude Debussy ab.

 

Die Ausstellung ist noch bis zum 16. Oktober im KunstRaum zu sehen, donnerstags von 17 bis 20 Uhr sowie samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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