Herzogenaurach: Gaffer machen Desaster aus Unfall

23.10.2018, 07:55 Uhr
Herzogenaurach: Gaffer machen Desaster aus Unfall

© Andreas Brandl

Auslöser für das Desaster: die zunehmende Sensationslust, deren üble Folgen Feuerwehr und Rettungsdienste mit ihrer Übung thematisieren wollten. Fahrer sind durch ihr Gaffen auf das Geschehen abseits der Straße abgelenkt, verringern die Geschwindigkeit und widmen ihre Aufmerksamkeit den Unfällen abseits der Fahrbahn.

Die Folgen sind Auffahrunfälle oder von der Straße abkommende Fahrzeuge. Dass man hier schnell selbst auf die Hilfe der Feuerwehr angewiesen sein kann, zeigte das Übungsszenario. So lautet die Einsatzmeldung auf der Feuerwache zuerst "Brand in einem landwirtschaftlichen Anwesen".

Hier hatten Brandbekämpfer aus Niederndorf alle Hände voll zu tun, als Brandopfer verkleidete Statisten und schwere Feuerwehrpuppen in dem mit Effektnebel verrauchten Haus zu finden und zu bergen. Die "Opfer" wurden an das Rote Kreuz und die Einsatzkräfte des ASB zur Weiterversorgung übergeben und zeitnah die Diagnose von Rauchgasvergiftungen gestellt.

Zeitgleich kümmerte sich die Freiwillige Feuerwehr Hauptendorf um eine gesicherte Wasserversorgung und um das Löschen eines brennenden Ölfasses. Aus dem fahrenden Feuerwehrauto heraus wurden Schläuche abgewickelt und eine Schlauchstrecke mehrere Hundert Meter ausgelegt, um Wasser aus der Aurach abzupumpen. Hier wurde für den Zuschauer schnell klar, dass die Zeiten vorbei sind, in denen mit zwei Schläuchen unter dem Arm Richtung Brandherd losgelaufen wurde. Die Ausrüstung ist deutlich moderner und darauf abgestimmt, vor allem die menschlichen Ressourcen am Einsatzort zu schonen.

So können sich die Maschinisten neuerer Feuerwehr-Fahrzeuge über ferngesteuerte Beleuchtungseinrichtungen freuen, die sie nicht mehr von Hand heraus kurbeln müssen. "So kann ich meine Anzeigen am Heck des Fahrzeuges noch im Auge behalten", sagt einer der Feuerwehrleute.

Guter Übungsstoff

Sicherlich auch ein personeller Vorteil in Zeiten zurückgehender Mitgliederzahlen bei den Freiwilligen Feuerwehren. Der vermeintliche Verkehrsunfall erwies sich für die Herzogenauracher Feuerwehrleute als guter Übungsstoff. Im Straßengraben lag ein Auto auf der Seite. So mussten sich die Retter erst einen Weg durch den Kofferraum in Richtung Fahrzeugführer bahnen. Auf engstem Raum hatten viele Hände nicht nur mit schwerem Gerät zu tun.

Auch die Erstversorgung wurde durch Rotes Kreuz und ASB trotz der beengten Verhältnisse sichergestellt.

Als besonders trickreiche Einsatzübung hatten sich die Übungsleiter eine Personenbergung aus einem Futtersilo einfallen lassen.

Herzogenaurach: Gaffer machen Desaster aus Unfall

© Andreas Brandl

Mit angelegter Atemschutzausrüstung ist es nicht leicht, durch eine schmale Luke zu kommen. Erst beim dritten Versuch war die passende Richtung gefunden, um auch nicht stecken zu bleiben. Im stockfinsteren Silo scheint nur das Licht der Taschenlampen und auch die frühe Dämmerung ließ den Hof im Mondschein sehr dunkel werden – bis die Kameraden sich schließlich über den Funkspruch freuen durften, dass die Übung beendet sei.

In den schweißgetränkten Klamotten wurde noch die große Übungs-Puppe aus der kleinen Luke gezerrt. Nicht viel eleganter folgt der Feuerwehrmann. Nachdem die Straße "Am Behälterberg" von den Einsatzfahrzeugen und Schläuchen geräumt war, um die Sperrung der Ortsverbindungsstraße wieder aufheben zu können, gab es wie am Ende jeder großen Übung eine Nachbesprechung.

Hier war an diesem Abend viel Lob zu hören. Auch für die vielen jungen Feuerwehrmänner die zum Teil sogar Funktionen des Einsatzleiters inne hatten. "Das ist der ideale Zeitpunkt, um in solche Leitungs-Positionen hinein zu wachsen," erklärt Rainer Weber, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Herzogenaurach.

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