Herzogenaurach: Gekonnte Posen auf dem Laufsteg

13.6.2017, 08:00 Uhr
Herzogenaurach: Gekonnte Posen auf dem Laufsteg

© Foto: Oliver Seitz

Zu ihrem 50. Geburtstag hat die Lebenshilfe Erlangen-Höchstadt als eine von zahlreichen Jubiläumsaktionen diese Modenschau auf die Beine gestellt. 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Aurach-Werkstatt haben sich ein Dreivierteljahr auf ihren großen Auftritt vorbereitet. Unterstützt und angeleitet wurden sie dabei von Kerstin Karalis und Renate Glöde.

Angefangen hat alles mit einer ersten Ideensammlung bei der Lebenshilfe, was man zum Jubiläum machen könnte. "Da kam dann eine Modenschau zur Sprache, und wir haben einen Arbeitskreis gebildet", erzählt Lebenshilfe-Mitarbeiterin Gerdi Kainz, die sich dann um die Organisation kümmerte. Tatkräftig zur Seite standen ihr Gabi Nützel, Sabine Kraus und Margit Straßberger.

Für eine Modenschau braucht man freilich Mode, die man vorführt. "Wir haben beim Bekleidungshaus Murk in Wachenroth angefragt, und dort war man sofort begeistert von der Idee", so Kainz. Für das Einstudieren und die Moderation bei der Aufführung stellte sich die Murk-Mitarbeiterin im Ruhestand, Renate Glöde, zur Verfügung. "Das war ein super Erlebnis und ich bin dankbar, dass ich dabei sein durfte", sagt sie rückblickend.

Außerdem erfordert eine professionelle Modenschau auch eine Choreographie. Dafür konnte die Lebenshilfe die selbstständige Kosmetikerin Kerstin Karalis aus Falkendorf gewinnen. "Ich hatte Lust darauf und habe das gerne ausprobiert. Es war eine tolle Erfahrung", erzählt Karalis. Die behinderten Models hätten "extrem viel Spaß" gehabt, sie seien nach jeder Probe mit einem Lächeln im Gesicht gegangen.

Geprobt hat das Team einmal pro Woche eine Stunde. "Die Models laufen nicht nur den Laufsteg rauf und runter, das ist durchchoreographiert. Die müssen sich richtig was merken", betont Karalis. Sie schätzt besonders, wie unkompliziert die Zusammenarbeit gewesen sei. "Da hat kein Model rumgezickt, wie das sonst manchmal der Fall ist."

Und dann ist der Sonntagabend plötzlich da — der große Auftritt steht bevor. Schnell füllt sich der Schlosshof, die Veranstaltung ist ausverkauft. Für das Make-Up "ihrer" Models sorgt Kerstin Karalis selbst, frisiert werden sie vom Friseursalon Dominik Güßregen — alles ehrenamtlich natürlich.

In der ersten Reihe sitzen auch Bürgermeister German Hacker, der Geschäftsführer der Lebenshilfe, Josef Hennemann, und Johann Murk — und warten gespannt. Applaus brandet auf, als die ersten Models in Trachten zur Musik vom Band die Bühne betreten. Es folgen Freizeitkleidung und Abendmode. Gekonnt bewegen sich die 16 Mannequins und Dressman auf dem Laufsteg. Eine Drehung hier, eine Pose da, die Jacke lässig über die Schulter geworfen. Manch einer winkt oder wirft Küsschen ins Publikum. Und alle strahlen und genießen die Aufmerksamkeit sichtlich. Von Nervosität keine Spur. Von der Lebenshilfe begleiten Birgit Staudinger, Verena Hofmann und Marco Heißenstein die Models mit Handicap. Die Modenschau-Idee darf jedenfalls angesichts des begeisterten Publikums als grandioser Erfolg gewertet werden.

Im Anschluss genießen die Zuschauer noch den Film "Mein Blind Date mit dem Leben" unter freiem Himmel.

Übrigens: Wer dieses Ereignis verpasst hat — die Modenschau wird noch einmal wiederholt, und zwar als inklusive Schau bei den Herzogenauracher Rotariern. Am 29. Oktober schweben die behinderten Models, wieder mit Mode von Murk, über einen Laufsteg im Novina Hotel. Die rotarischen Frauen präsentieren Kleidung von Jung-Designer Felix Flechtner.

Mehr Fotos unter www.nordbayern.de/herzogenaurach

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