Herzogenaurach: Glaß'nscheune wird Wohnung mit Flair

19.2.2017, 09:02 Uhr
Herzogenaurach: Glaß'nscheune wird Wohnung mit Flair

© Foto: Hans von Draminski

Das Anwesen mit Gastwirtschaft Glaß, Bauernhof und bis in die 1960er Jahre betriebener Molkerei, die 1872 als Brauerei erbaut wurde und heute dem Schreib- und Spielwarengeschäft Ellwanger als Lager dient, ist eines der bekanntesten in der Altstadt und steht unter Ensembleschutz.

Die Einfahrt mit hinterliegendem Torbogen kennen viele Herzogenauracher, sie liegt genau vis à vis der Bäckerei Römmelt. In früheren Zeiten war auf dem Bauernhof die kollektiv genutzte Dreschmaschine untergebracht.

Fachwerk, allerdings kein echt mittelalterliches, charakterisiert die Bauernscheune, die sich mächtig auf drei Ebenen erhebt. An ihrem Umbau wird seit fünf Jahren geplant und gebaut.

Herzogenaurach: Glaß'nscheune wird Wohnung mit Flair

© Hans von Draminski

Einer der Gründe, so wie es Helmut Glaß sagt: "Wir wollten auch etwas für das Stadtbild tun." Als Gartenplaner versteht sich der Bauherr auf Fragen der Ästhetik. Ergänzend lässt der Bauherr wissen: "Ein finanzielles Renditeobjekt ist das nicht." Für zehn Prozent des Aufwands fließen Zuschüsse des Bezirks und der Stadt.

Planender Architekt für das Projekt ist Ralf Nadler, mit den ausführenden Architekturarbeiten wurde die Firma Rattmann beauftragt.

Das gesamte Anwesen befindet sich im Besitz zweier Gesellschaften, der "Glaß Gaststätte GbR" und der eigens gegründeten "Glaß Landwirtschaften GbR" mit Helmut, Annita und Katharina Glaß. In der Nacht vom 8. auf den 9. November 1913 brannte das Gebäude ab, vermutet wird Brandstiftung. Die Flammen, so überlieferte Berichte, schlugen durch bis zum Anwesen Rudert auf der Herzogenauracher Hauptstraße.

Herzogenaurach: Glaß'nscheune wird Wohnung mit Flair

© Hans von Draminski

1914 wurde die große Scheune im Fachwerkstil wieder aufgebaut. Ein landwirtschaftlicher Betrieb mit Schweinestall für bis zu 96 Tiere, Stall für Rind und Pferd, Futter- und Getreidekammern sowie Lastenaufzug wurde dort unterhalten. Im weiteren Gebäude schräg über den Hof sind Teile der Werkzeuge und Geräte wie die Futterschneidemaschine noch zu sehen.

Etwa in den 1980er Jahren hat Vorfahr Philipp Glaß seine Landwirtschaft endgültig an den Nagel gehängt, anschließend senkte sich ein Dornröschenschlaf über Scheune und Hof, unterbrochen nur von temporären Nutzungen wie dem Schlossgärtchenfest vor über einem Jahrzehnt. Vor rund fünf Jahren begannen die Glaß’ens, sich mit dem Scheunenumbau zu befassen, zunächst mit dem Gedanken, selbst im obersten Stock mit weitem Blick über die Stadt wohnen zu können. Auch aus Gründen des Brandschutzes wurde dies verworfen.

Zwei Wohnungen, eine zum Selbstnutzen, eine zum Vermieten sowie Carports im Hof gleich parallel zur alten Stadtmauer werden nun gebaut. Richtung Osten, das heißt mit Blick auf den Haupteingang mit Glockenturm von St. Magdalena, wurde ein Stahlträger eingezogen. Die Grundmauern im alten Stadtgraben gehen dort zweieinhalb Meter tief in den Untergrund. Ins Dach darüber werden zwei Reihen Hopfengauben eingebaut, damit in die Wohnungen Licht fallen kann.

Reste der alten Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert sind derzeit noch im Eingangsbereich erkennbar, der künftig zum doppelten Treppenhaus für die beiden Wohnparteien führt.

Die 160 Quadratmeter Wohnbereich der selbst genutzten Wohnung werden offen gestaltet und nach modernem Standard ausgebaut. Sonnenkollektoren sind aus Gründen des Denkmalschutzes in der Altstadt nicht erlaubt. Die Front Richtung Norden für die zweite Wohnung mit 100 Quadratmetern, für die es Anfragen gibt, wird mit vier Fenstertüren gestaltet – auch eine Frage der Brandschutzvorschriften. Neu errichtet und stilgerecht verbrettert wird der Giebel Richtung Norden. Anfang Februar stellte die Uehlfelder Firma Reiner Jakob, die auch die Rohbauarbeiten durchführt, ihren 16 Tonnen schweren Kran auf dem Kirchenplatz auf. Auch für Dacharbeiten ist der Kran notwendig.

Ferner werden in den nächsten Monaten Strom, Wasser und Kanal gelegt. Der Umzug von Helmut und Annita Glaß aus der Kellergasse, wo sie 40 Jahre wohnten, mitten ins Herz der Stadt wird dann konkret.

 

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