Herzogenaurach: Hilfsaktion für Adebar

19.7.2016, 19:10 Uhr
Herzogenaurach: Hilfsaktion für Adebar

© Foto: Heidler

Apothekenmitarbeiterin Gisela Mieth hat das verängstigte und geschwächte Jungtier in ihr Herz geschlossen. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Michaela Opel hatte sie den Storch schon am Tag zuvor gefangen. Mit der Gießkanne wurde nach den Telefonanweisungen des Erlanger Storchenvaters Michael Zimmermann Wasser in den Schnabel eingeflößt.

„Ohne Sie hätte der Storch die Nacht nicht überlebt“, ist sich Zimmermann bei seinem Einsatz vor Ort in Herzogenaurach am nächsten Tag sicher. Aber trotz dieser Nothilfe schafft es der Storch nach seiner Bruchlandung nicht mehr, aus eigener Kraft wegzufliegen.

So auch der Eindruck von Nachbarin Evelyn Heller und deren Tochter Marina. „Ich habe mir gedacht: der Arme“, schildert Mutter Heller nachträglich ihre Eindrücke.

„Mei Guudala“

„Komm, mei Guudala“ lockt Storchenvater Zimmermann bei der Rettungsaktion den Jungmeister Adebar. Allen Umstehenden ruft er zu: „Ich brauche eine Menschenkette.“ Damit der panische Vogel nicht entweichen kann. Der Storchenvater hat sein Hemd ausgezogen und den grünen Arbeitskittel übergestreift. Schnell verkriecht sich das verängstigte und orientierungslose Jungtier unter den BMW. Dieser wird — obwohl ein tonnenschweres Automatikfahrzeug — zentimeterweise zur Seite geschoben.

Nach langen, aufregenden Minuten gelingt es Zimmermann und seinem Helfer Gerhard Amm endlich, den Storch mit viel gutem Willen und einem Holzstock aus seiner Zwangslage unter dem Fahrzeug zu befreien.

Noch ein paar hektische Flügelschläge, und schon ist es geschafft. „Zuerst wird er untersucht“, bittet Zimmermann um Geduld. Immer wieder streicht ihm der Storchenvater beruhigend über sein schwarz-weißes Gefieder. Er sieht sofort: „Die rechte Handschwinge ist nicht ausgebildet.“ Es war wegen des nassen Frühjahrs im Nest wahrscheinlich zu feucht.

Der Storch muss aber nicht operiert werden. „Das erledigt sich mit der Mauser im nächsten Jahr von selbst“, ist Zimmermann zuversichtlich.

Kleines Festmahl

Inzwischen wird für den gehandicapten Storch ein kleines Festmahl im Garagenhof zubereitet. Die inzwischen höchst professionelle Storchenpflegerin Mieth gießt ihm wieder mit der gelben Kanne Wasser in den Schnabel. Und dann kommen die Leckerbissen vom Storchenvater aus der Tupperdose: Rindfleischhäppchen.

„Der Storch war halb verhungert.“ Die Storcheneltern haben ihn nicht mehr gefüttert. Das flügellahme Tier konnte aber auch selbst nicht auf Jagd „gehen“.

Mit den bloßen Fingern stopft ihm Zimmermann die Fleischbrocken in den Schnabel. Er übergießt diese zum Teil noch mit Wasser, damit es besser flutscht.

Da an einen Weiterflug nicht zu denken ist, wickeln der Storchenvater und sein Helfer das Jungtier vorsichtig in ein blaues Tuch und tragen es so zum Auto. Weil der Storch nicht auf dem Rücksitz Platz nimmt oder angeschnallt werden kann, muss ihn Zimmermann zwischen die Beine klemmen. „Wir fahren jetzt nach Schwaig, zu einer Außenstelle des Nürnberger Tiergartens.“ In einer Voliere soll der Storch untergebracht und von Fachkräften aufgepäppelt werden.

In der Beyschlag’schen Apotheke überlegt sich Apothekerin Gabriele Sehring-Castelli derweil — nicht ganz ernsthaft — die Namensänderung in „Storchenapotheke“.

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