Herzogenaurach: Mit Herz gegen Krebs

23.10.2016, 16:56 Uhr
Herzogenaurach: Mit Herz gegen Krebs

© Foto: Oliver Koprivnjak

Der Tag ist gerade erst zur Hälfte vorbei, da hat er sich für Doris Wienke bereits gelohnt. Die Sprecherin der Gruppe Quilting-Bee steht im Geschwister-Beck-Saal des evangelischen Gemeindehauses, lässt den Blick durch den Raum schweifen und wirkt sichtlich erfreut. Etliche Kissen stapeln sich in einer Ecke auf einem Klavierflügel, der schon bald zu klein sein wird, um die Last zu tragen, während etliche helfende Hände in den anderen Ecken bereits fleißig für Nachschub sorgen.

„Das ist echtes Teamwork hier“, sagt Doris Wienke lächelnd. An zwei Stationen werden die Kissen genäht, an zwei weiteren mit Mikrofaserbällchen gefüllt. „Jeder macht einfach, was er am besten kann“, verrät sie. „Wie das hier klappt, beeindruckt mich immer wieder.“

Und diesmal ganz besonders: Im Laufe des Tages, der am späten Morgen beginnt und am frühen Abend endet, erscheinen bis zu 80 Personen, um ihren Anteil beizutragen. Ob Jung, Alt, Gruppenmitglieder, Neuankömmlinge oder auch ehemalige Patientinnen, die selbst einst von den Herzkissen profitierten: Hier hilft jeder mit.

Das Besondere an den Kissen, deren Anzahl hier im Minutentakt wächst, ist aber nicht etwa nur ihre Herzform, die den Empfängerinnen eine Freude bereiten soll – sie erfüllen auch eine wichtige Aufgabe. Und sie haben einen ernsten Hintergrund.

Denn Brustkrebspatientinnen kämpfen nach der Operation oft mit Wundschmerz – Abhilfe leisten hier die Herzkissen. Sie lindern das Leid und schützen zusätzlich gegen äußeren Druck.

In Dänemark, wo die Idee ursprünglich entstand, gehören die Herzkissen deshalb längst zum medizinischen Standard. „In Deutschland sind wir leider noch nicht so weit“, bemängelt Wienke. Ihre Gruppe hat es sich zum Ziel gesetzt, zusammen mit einem Erlanger Team den Bedarf an Kissen in der dortigen Frauenklinik zu decken.

443 Kissen in Herzform wird Wienke am Abend zählen. Ein Erfolg, der vielleicht auch ein Umdenken in Gang setzt. „Dass wir ein Vorbild für weitere Gruppen werden“, erklärt sie abschließend, „wäre unser großer Wunsch.“

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