Herzogenaurach: Oster-Gastspiel fällt komplett aus

28.3.2018, 16:50 Uhr
Herzogenaurach: Oster-Gastspiel fällt komplett aus

© Foto: Ralf Rödel

Trotz Dauerregen und ungemütlicher Frühjahrs-Nässe auf dem Gelände gegenüber dem Puma-Outlet fand dort im Laufe des Mittwoch noch eine Unterredung von Zirkusbetreiber mit Vertretern von Stadt und Veterinäramt statt.

Derweil hat die "Aktionsgruppe Tierrechte Bayern" mit Unterstützern aus Herzogenaurach und dem Landkreis massive Vorwürfe gegen den Zirkus Alessio Kaiser erhoben.

So soll den mitgeführten Tieren wie Kamelen, Dromedaren, Wasserbüffel, Pferden und Kängurus "nicht ausreichend" Futter zur Verfügung stehen, glaubt der Sprecher der Aktionsgruppe, Simon Fischer. Laut Hinweisen an die Gruppe seien einzelne Tierwagen erheblich mit Kot verschmiert. Da der Zirkus nicht komplett aufgebaut habe, befänden sich noch immer Tiere "ohne jeden Auslauf" in den Wagen.

Wiederholt sei es in der Vergangenheit zu gefährlichen Tierausbrüchen gekommen. Fischer erinnerte an das Rother Gastspiel im Vorjahr, als sich mehrere Kamele "verselbstständigt" hätten und in Autobahnnähe auf die Straße gelaufen seien. In München bestand bis Ende 2017 ein komplettes Gastspielverbot.

Sein Winterquartier in Fürth konnte der Zirkus Alessio Kaiser erst verlassen, als ein Reparaturkostenzuschuss durch die Stadt für ein kaputtes Getriebe geleistet wurde. Ungeachtet dessen kam nun ein warmherziges Plädoyer vom Geschäftsführer des "Circus Weisheit", Tim C. Thomsen. Dieser mittelständische Zirkus ist viel in Baden Württemberg und Rheinland Pfalz unterwegs. Thomsen zitiert in seiner Stellungnahme an Bürgermeister German Hacker das bayerische Feiertagsgesetz. Demzufolge seien an Karsamstag "Kabarett-, Varieté- und Zirkusshows hingegen erlaubt".

Weiter warb der "Weisheit"-Schwiegersohn und Geschäftsführer um Verständnis für die (wirtschaftliche) Situation solcher kleinen Familienzirkusse. "Mit einem Unternehmen der Größenordnung Krone oder Knie ist dieser Zirkus sicherlich nicht zu vergleichen." An die Stadtverwaltung Herzogenaurach richtete Thomsen die Frage: "Warum ist eine so große und wohlhabende Stadt wie Herzogenaurach nicht in der Lage, einem kleinen Zirkus ein kleines Grundstück für seine Auftritte zur Verfügung zu stellen?"

Durchaus angriffslustig stellt der Zirkusbetreiber fest: "Es darf einfach nicht sein, dass in einem Rechtsstaat wie Deutschland eine Zirkusfamilie, die alle gesetzlichen Vorgaben erfüllt, nicht erwünscht ist, nur weil ein kleiner Bevölkerungsteil scheinbar Angst vor ,fahrendem Volk’ hat."

Bei einem Zirkus sei die Sachlage sehr einfach: "Keine Vorstellungen — keine Einnahmen." Vielmehr sollte man lobend anerkennen, dass sich hier die Zirkusfamilie nicht in die "soziale Hängematte" lege, sondern mit Fleiß und viel Arbeit ihren spärlichen Lebensunterhalt bestreite.

Ein Zirkus "dieser Größenordnung" habe vielleicht 30 bis 40 Zuschauer am Tag. Die Einnahmen reichten wohl "gerade so".

Arbeitstage von 12 bis 14 Stunden täglich "ohne Urlaub" seien im Zirkuswesen nicht die Ausnahme, sondern die Regel, bestätigte der Zirkusmann aus Württemberg — der übrigens selbst an Ostern spielt, aber nicht an Karfreitag. Thomsen hoffnungsvoll: "Sicherlich lässt sich mit ein wenig gutem Willen eine Lösung finden."

Danach sieht es im Moment aber gar nicht aus.

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