Herzogenaurach: Präzision in leisen Tönen

5.12.2017, 12:58 Uhr
Herzogenaurach: Präzision in leisen Tönen

© Foto: Hubert Bösl

Was lag näher, als den Windsbacher Knabenchor für das Jubiläumskonzert anlässlich "180 Jahre Sparkasse in Herzogenaurach" zu verpflichten, tritt die Sparkasse doch ohnehin als großer Sponsor des weltbekannten Chores auf. Mit dem Konzert in St. Magdalena fanden die Jubiläumsfeierlichkeiten ihren krönenden Abschluss.

"Macht hoch die Tür, die Tor macht weit" — eigentlich ein allseits bekanntes Weihnachtslied. Wie es die Windsbacher jedoch darbieten, erhält es eine ganz eigene Dynamik: Chorleiter Martin Lehmann versammelt nur einen Teil des Chores im Altarraum, lässt den Rest aufgereiht in den Seitengängen stehen und von dort singen. "Surround Sound" allererster Güte in der Stadtpfarrkirche.

Sowieso hat sich Lehmann einiges ausgedacht, um dem Publikum einen außergewöhnlichen Konzertabend zu bieten. Unter den Stücken finden sich etliche wenig bekannte, so zum Beispiel "Nun sei willkommen" von Carl Hirsch aus dem 11. Jahrhundert oder "Übers Gebirg Maria geht" von Johannes Eccard (1553-1611).

Die lauten, jubilierenden Töne wie bei "Machet die Tore weit" beherrschen die Jungen mit ihren reinen, glockenhellen Stimmen freilich mühelos. Die wahre Kunst jedoch, auch die leisen Töne mit derselben Präzision und Reinheit zu Gehör zu bringen — auch das meistern die Windsbacher bravourös.

Höchste Ansprüche an die Sangeskunst stellt etwa "Lux aurumque" von Edward Esch (Text) und Eric Whitacre (Komponist, *1970). Auch "A Hymn to the virgin" von Benjamin Britten fordert dem Knabenchor einiges ab, ist es doch eine Motette für zwei vierstimmige Chöre. Unter dem präzisen Dirigat von Martin Lehmann aber gelingt das.

Dichte Atmosphäre

Höhepunkt des Abends jedoch ist eine spezielle Version von "Es ist ein Ros entsprungen" von Michael Praetorius. Jan Sandström (*1954) hat aus dem bekannten Lied eine Clustermotette komponiert. Neun Chorknaben nehmen dafür Aufstellung am Kircheneingang. Sie singen leise und zart, aber dennoch mit Inbrunst den Text, die Jungen im Altarraum summen mehrstimmig dazu. Da wird die Atmosphäre in der Kirche extrem dicht, das Publikum hält kollektiv den Atem an und lauscht staunend den engelsgleichen Stimmen.

Als Solisten brillieren beim "Advents-Kyrie" Davud Werner und Johannes Blasche und bei "Gottes Sohn ward ein Kindelein" Max Krieger. Zwischen den Chorstücken ist auch immer wieder das Blechbläserensemble "Salaputia Brass" zu hören und weiß gleichsam mit der Darbietung spannender Kompositionen zu begeistern. Besonders beschwingt kommt "Jingle Bells – Deck the Hall", ein Arrangement von John Iveson, daher. Zum Abschluss singen die Windsbacher "O du fröhliche" und als Zugaben "In dulci jubilo" und ein zu Herzen gehendes "Stille Nacht". Was für ein Konzert!

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