Herzogenaurach: Sollen Profis ins Ehrenamt?

2.2.2018, 07:57 Uhr
Herzogenaurach: Sollen Profis ins Ehrenamt?

© Foto: Leverenz

Wie der Fraktionsvorsitzende der CSU im Stadtrat, Bernhard Schwab, und sein Stellvertreter Kurt Zollhöfer darlegten, sieht die Förderrichtlinie drei Alternativen vor. So können Einzelvereine für drei Jahre eine gestaffelte finanzielle Unterstützung für die Einstellung einer hauptamtlichen Verwaltungskraft beantragen. Auch die Kooperation mehrerer Vereine bei der Bewältigung der Verwaltungsarbeit wird unterstützt. Darüber hinaus ist auch an die mögliche Fusion von Vereinen gedacht. Allen Alternativen aber ist gemein, dass die Förderung nach dem dritten Jahr ausläuft.

Thomas Schneider vom Sportamt der Stadt Nürnberg und Robert Seel Präsident des DJK-BFC Nürnberg berichteten über ihre Erfahrungen mit hauptamtlichen Kräften. Schneider wies darauf hin, dass die Vereine in finanzielle Schwierigkeiten geraten können, wenn die Mitgliederzahl sinkt und dazu noch eine eigene Sportstätte zu unterhalten ist. Die Vereinsförderrichtlinie habe dazu geführt, dass in Nürnberg jetzt fünf Vollzeitstellen geschaffen worden seien. Er betonte aber auch, dass hauptamtlich nicht unbedingt eine 40-Stundenwoche bedeuten würde. Besonderen Wert legte er auf die Qualifikation der Vorstände und ihrer Mitarbeiter. Er wies darauf hin, dass der BLSV eine Ausbildung zum Vereinsmanager anbietet. Inzwischen gebe es in Nürnberg 40 solche Vereinsmanager.

Robert Seel berichtete, dass für einen seiner Nachbarvereine über ein Jahr kein Vorstand zu finden war. Finanziell stand der Verein kurz vor der Insolvenz. Heute ist er einer der vier Mitglieder seiner Verwaltungsgemeinschaft und ist wieder auf dem richtigen Weg. Die Kosten für die erbrachten Verwaltungsleistungen bezifferte er auf weniger als einen Euro pro Mitglied.

Die langfristige Finanzierung hauptamtlicher Kräfte nahm in der anschließenden Diskussion breiten Raum ein. Gerd Ankermann von der Turnerschaft betonte, dass der Finanzierung durch Beitragserhöhungen enge Grenzen gesetzt seien. Schließlich sieht er die Vereine auch als soziale Einrichtung, die für Jung und Alt da sein sollten. Erwin Piniek vom ASV Niederndorf kritisierte die ausufernde Bürokratie. Die sollte besser wieder auf ein normales Maß reduziert werden, anstatt deren Kosten und Arbeitsbelastung durch noch bürokratischere Fördermaßnahmen zu kompensieren, forderte er.

Abschließend stellte Kurt Zollhöfer fest, dass es in zehn bis 20 Jahren vielen Vereinen schwer falle zu überleben und ihre Vorstandsposten zu besetzten. Es sei an der Zeit, sich Gedanken über eine sinnvolle, langfristige Entwicklung der Vereine zu machen. CSU-Stadtrat Walter Drebinger pflichtete dem bei und forderte die Vereine auf, als ersten Schritt zu überlegen, was sie überhaupt gemeinsam machen können und wollen.

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