Herzogenaurach: Wenn kleine Forscher ins Wasser pusten

15.3.2017, 08:56 Uhr
Herzogenaurach: Wenn kleine Forscher ins Wasser pusten

© Foto: Gudrun Bayer

Lilia kann ganz genau beschreiben, was hier los ist: "Man spürt doch", sagt die Siebenjährige, "dass das eine viel schwerer ist, als das andere". Und schon tritt sie den Beweis an, lässt zwei Metallplättchen, die identisch aussehen und nebeneinander in einem Gestell aus Metall und Holz hängen, gleichzeitig nach unten sausen. Und? Na klar, das eine kommt schneller unten an. Eindeutig schwerer! Hat Lilia doch schließlich gesagt!

52 Stationen zum Forschen und Experimentieren sorgen in der Liebfrauenhaus-Schule seit Ende der Faschingsferien für Ausnahmezustand. Sie stehen in den Gängen, in der Aula oder im Hof. Benutzt werden dürfen sie in der Pause sowie vor und nach dem Unterricht.

Mehrere Jahre hat die Schule laut Leiter Michael Richter darauf gewartet, dass die "Miniphänomenta" des Bildungswerks der Bayerischen Wirtschaft (bbw) kommt. "Unsere Warteliste ist lang", räumt Eva Hinterhuber, die Projektleiterin beim bbw, ein. Ziel ist es, Schülern Raum für eigenständiges, selbstgesteuertes Lernen zu geben. Raum zum Entdecken und zum Forschen also.

Die Lehrer erhielten dafür extra eine dreistündige Fortbildung. Kernpunkt: Die Schüler in Ruhe zu lassen. Ihnen keine Handlungsanweisungen zu geben. "Nichts erklären! Nichts erklären! Das war das Mantra dieser drei Stunden", sagt der Schulleiter. Und gibt zu, dass diese Art der Untätigkeit ihm und seinen Kollegen richtig schwer fällt.

Doch während der letzten Tage war zu beobachten, wie gut das den Schülern tut. Anfangs, so berichtet Richter, rannten sie von Station zu Station, probierten was, verloren die Lust, probierten das nächste. Nach und nach aber setzten sie sich länger mit den einzelnen Experimenten auseinander. Verabredeten sich sogar gezielt an Stationen, um herauszufinden, was noch so alles möglich ist.

Herzogenaurach: Wenn kleine Forscher ins Wasser pusten

© Foto: Gudrun Bayer

Die Klassenkameradinnen Amelie (7) und Lene (8) zum Beispiel finden die beiden Flaschen zum Hineinpusten ganz toll. Die Flaschen sind mit Wasser gefüllt, mit Kunststoffröhren verbunden und stehen auf einer Waage. Bläst man durch die Röhre in eine Flasche hinein, fließt das Wasser in die andere Flasche – aber nur, wenn sich die Waage in einer bestimmten Stellung befindet. Das herauszufinden, dauert eine Weile – und lässt so manchen Kinderkopf vom Pusten rot werden. Und überhaupt: Es macht auch Spaß, gleichzeitig in je eine Flasche hineinzublasen und sich so gegenseitig zu blockieren.

Eltern tun sich da genauso schwer wie Lehrer, gelassen zuzuschauen und abzuwarten, wohin das Ganze führt. Entsprechend erhielten beim gestrigen "Tag der Öffentlichkeit", bei dem Erwachsene mitexperimentieren durften, die jungen Forscher so manchen Tipp von den alten. Und zeigten, dass sie so was durchaus gekonnt ignorieren können.

Nach zwei Wochen rückt die "Miniphänomenta" wieder ab. Auf zur nächsten Schule, die schon sehnlichst wartet. Doch einige der Stationen sollen dauerhaft da bleiben – als Nachbauten, von Lehrern, Eltern und Schülern am 29. April gemeinsam geschaffen.

Keine Kommentare