Herzogenaurach: Wird die Deponie zum Wärmespender?

22.11.2014, 09:00 Uhr
Herzogenaurach: Wird die Deponie zum Wärmespender?

© Foto: Edgar Pfrogner

Bis zu vierzig Grad wird es in einem Deponiekörper – das ist der von verschiedenen Abdeckungsschichten umgebene Müllberg – heiß, doch genutzt wird diese Wärme bisher nirgendwo. Dabei sei die Temperatur "ideal, um Energie zu gewinnen", sagt Silke Knörlein, Geschäftsleiterin des Zweckverbandes Abfallwirtschaft der Stadt Erlangen und des Landkreises. Es wäre zudem noch regenerativ gewonnene Energie, mit der man heizen oder kühlen könnte.

Doch schon bald könnte sich etwas tun: Mithilfe eines geeigneten Entnahmesystems soll die Wärme gewonnen und genutzt werden. "Depothermie" nennt sich das Verfahren. Geeignet wäre die Deponie in Herzogenaurach, weil sie noch nicht endgültig abgedeckt ist und mit den Herzo Werken ein Abnehmer für die Wärme gleich vor der Haustür liegt.

Angedacht ist zunächst, ein 500 Quadratmeter großes Testfeld einzurichten, auf dem gemessen und kontrolliert wird, wie sich die "depothermische" Nutzung auf die Umwelt und die Anlage auswirkt - und wie hoch die Energieeffizienz des Verfahrens ist. Zum Einsatz soll hier ein System aus Erdwärmesonden und Wärmepumpe kommen.

Ein Jahr Versuchsdauer

Ein Jahr könnte dieser Versuch dauern. Er wäre, sagt Knörlein, zunächst "weltweit einzigartig". Potential dafür gibt es jedoch in ganz Deutschland, wo immerhin über 1500 Deponien existieren.

Errichten soll die Anlage das Kompetenzzentrum "iDetec", ein Zusammenschluss aus elf Unternehmen und fünf öffentlichen und wissenschaftlichen Partnern, die gemeinsam Projekte planen. Ein Ziel des Zusammenschlusses ist es, Deponien für die Entwicklung erneuerbarer Energien zu nutzen. "iDetec" ist ein Projekt des Umweltclusters Bayern und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördert.

Über die möglichen Kosten des Pilotprojektes halten sich die Beteiligten noch bedeckt. Auch ist noch völlig unklar, wann das Projekt beginnen könnte. Laut Zweckverband gestalten sich die Gespräche mit dem Fördermittelgeber "äußerst schwierig". Diskutiert werden soll über den in der nächsten Sitzung des Zweckverbandes Abfallwirtschaft am Mittwoch, 26. November.

Der Grund, warum die Mitglieder des Zweckverbandes Abfallwirtschaft die Mülldeponie Herzogenaurach und auch die Umladestation in Erlangen besichtigten, war jedoch ein anderer: Die nach der Kommunalwahl neu zum Verband gestoßenen, Mitglieder sollten sich selbst ein Bild von den Örtlichkeiten machen können.

In der Herzogenauracher Deponie wird seit 2005 kein Restmüll mehr gelagert, dieser wird nach Bamberg und Coburg in Verbrennungsanlagen transportiert. Auf der Herzogenauracher Deponie wird allerdings noch Asbest und Mineralwolle eingelagert.

Gas, das durch Gärungsprozesse innerhalb der Abfallberge entsteht, wird nur aus dem Restmüll gewonnen, der hier schon seit Jahren eingelagert ist. Entsprechend nimmt die Menge des Gases, das im Blockheizkraftwerk der Herzo Werke direkt neben der Deponie verwertet wird, stetig ab.

Die noch nicht ausgebaute Erweiterungsfläche im Norden des umzäunten Areals ist rund 5000 Quadratmeter groß und würde für 60.000 Kubikmeter Volumen bieten. Seit 1993 komplett verfüllt sind die beiden Bauabschnitte 0 und 1 im Süden und Westen der Deponie, die zusammen über ein Volumen von 620.000 Kubikmetern verfügen.

Hier, genauer gesagt auf dem Bauabschnitt 1 würde auch das Testfeld für die „depothermische" Wärmegewinnung entstehen. Die Temperaturen im Inneren betragen zwischen 27 und 33 Grad.

Der Bauabschnitt 2 mit einer Gesamtfläche von 13.000 Quadratmetern (Volumen: 175.000 Kubikmeter) würde laut Alfons Hörrlein, Sachbearbeiter Bautechnik beim Zweckverband, noch etwa drei Jahre lang ausreichen. Mit der Erweiterungsfläche würde sich die Lebensdauer der Deponie noch einmal deutlich erhöhen.

 

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