HerzoRun: Nur Teilnehmerzahl ist Rekord

15.7.2018, 16:57 Uhr
HerzoRun: Nur Teilnehmerzahl ist Rekord

© Foto: Ulrich Schuster

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Während sich die Läufer und Läuferinnen am Sonntagvormittag gerade durch den Dohnwald quälen, lebt bei Gerd Ankermann noch eine Hoffnung. "Vielleicht können wir den Streckenrekord einstellen", sagt der TSH-Vorstand, als er auf dem Rasen in der Nähe der Zielschranke steht und in die Ferne blickt, dorthin, wo in etwa 20 Minuten die ersten Sportler ins Ziel spurten werden.

Kurzer Klaps auf die Schulter, Ankermann dreht sich um, vor ihm steht ein lächelnder und zufriedener Bürgermeister, Teilnehmer beim 5-Kilometer-Hobbylauf, Startnummer 50, die Übereinstimmung mit seinem Alter bestimmt nur Zufall. "Der ist gar nicht schlecht gelaufen", sagt Ankermann, als sich German Hacker verabschiedet hat und fügt feixend hinzu: "Diesmal hatte er keine Ausreden."

((Platzhalter)Denn bisher fand der HerzoRun stets im August statt, nicht nur für den Bürgermeister ein schwieriges Datum. Auch für viele Eltern und deren Kinder, die normalerweise mitlaufen würden, aber in den Sommerferien dann doch lieber den Urlaub genießen, schien eine Verschiebung sinnvoll. Tatsächlich: Die Maßnahme wird sich lohnen. Am Ende zählen die Veranstalter 404 Wettkämpfer, die das Ziel erreichen. Ein neuer Rekord.

Die Bar stand Pate

Überhaupt suchen die Organisatoren stets nach neuen Ideen, um die Bekanntheit des Wettbewerbs möglichst weit und tief in die Bevölkerung zu tragen. Denn auch bei der TSH weiß man inzwischen: Ständige Erneuerung ist im digitalen Zeitalter eine Notwendigkeit. Das beginnt schon beim Namen. Erst zum zweiten Mal findet der HerzoRun statt, doch die Tradition der TSH-Veranstaltung geht als "Aurachtallauf" bereits weit zurück. "Irgendwann haben wir nach einer moderneren Bezeichnung gesucht", erinnert sich Ankermann. In der Innenstadt sieht man damals den Namen HerzoBar. Und schon war der HerzoRun geboren.

Insgesamt 50 Helfer und zwei volle Tage braucht der Vorstand, um den Lauf zu organisieren. Aber auch hier erleichtern moderne Methoden inzwischen die Arbeit. "Das sieht man vor allem am Echo in den sozialen Netzwerken", sagt Ankermann. "Über Facebook erreichen wir mehr Leute als mit einem Plakat". Denn am HerzoRun nehmen ja beileibe nicht nur TSH-Läufer teil, den Umkreis schätzt Ankermann auf einen Radius von etwa 200 Kilometern, die Mehrheit ist vereinslos.

Plötzlich klingelt Ankermanns Handy. Gleich zwei Verletzte. Einmal die Wade, einmal der Kreislauf. "Bin gleich wieder da", sagt der Vorstand. Zeit, sich die Szenerie mal genauer anzuschauen. Denn auch auf dem Rasen zeigt sich, dass der HerzoRun mehr zu bieten hat als nur Zieleinläufe.

Zum Beispiel Rufus, ein noch sehr junger Genosse, der zwischendurch mal die Laufbahn umkreist, aber in diesem Moment etwas verloren auf dem Rasen herumsteht. Denn ohne Hilfe kann Rufus noch nicht besonders viel machen. Rufus ist kein Mensch, Rufus ist ein Roboter. Auf der Ispo-München wurde der Prototyp vorgestellt, anschließend bewarb sich die TSH bei den Augsburger Entwicklern darum, den Laufroboter, der noch nicht auf dem Markt ist, zu testen. Vor allem für das Einzeltraining von Laufanfängern ist Rufus ein intelligenter Begleiter. Anfänger neigen dazu ihre Kräfte falsch einzuschätzen. Sie übernehmen sich. Über den Puls des Läufers passt der Roboter seine Geschwindigkeit an. Läuft der Begleiter zu schnell, wird Rufus langsamer – und umgekehrt.

Wenige Meter von Rufus entfernt sitzt unter einem Zelt die Wissenschaft. Die Erlanger Studentin Anna Dupke erforscht für ihre Masterarbeit den Zusammenhang zwischen Sportlerverhalten, Fitnesszustand sowie Stressreaktion des Körpers. Und sucht ihre Probanden an diesem Tag unter den 404 HerzoRun-Teilnehmern.

Als Gerd Ankermann wieder zurückkommt, sind die beiden Sieger Oliver Tzschoppe und Sandra Haderlein schon im Ziel. "Für viele der Erstplatzierten dürfte der HerzoRun nur eine Zwischenstation auf dem Weg zu einem Saisonhöhepunkt sein", sagt der Vorstand. "Aber diejenigen, die jetzt erst ins Ziel kommen und sich eine Stunde lang durchgequält haben, sind für mich die wahren Helden." Er wirkt zufrieden. Nur eine Hoffnung erfüllt sich am Ende dann doch nicht. 36:10 Min bzw 39:14 Min für den Sieger bzw. die Siegerin im Hauptlauf. Kein neuer Streckenrekord. Die Hitze bleibt an diesem Tag unbezwingbar.

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