Heßdorf: Klares "Nein" zum Asphaltmischwerk

31.10.2018, 18:09 Uhr
Heßdorf: Klares

© F.: Enz

Die Brisanz dieser Gemeinderatssitzung war im Vorfeld nicht jedem Mandatsträger bewusst. Ein komplett zugeparkter Rathausvorplatz sowie bis auf den letzten Platz besetzte Besucherränge machten deutlich, dass es ein kontroverser Abend werden sollte.

Grund für das immense Bürgerinteresse ist ein Antrag des Neumarkter Baukonzerns Max Bögl. Der will auf Pachtflächen des hiesigen Bauzulieferers Daigfuss eine Asphaltmischanlage errichten. In der Tat wird es schnell laut, als Bürgermeister Horst Rehder diesen kritischen Tagesordnungspunkt anspricht. "Die wollen Gift mischen", ruft eine Zuhörerin dazwischen. "Der Lkw-Verkehr wird den ganzen Ort zerstören", kommentiert ein anderer – bevor Rehder für Ordnung sorgen kann.

Doch auch die Gemeinderäte sind angespannt. "Außerdem war es gar nicht möglich, sich eine Meinung zu bilden. Die Sitzungsunterlagen enthalten keine sinnvollen Angaben zu Flächenfraß, Abholzung und Emissionen", kritisiert Roland Sekatzek (SPD). Den Vorwurf halbherziger Sitzungsvorbereitung will Geschäftsstellenleiter Martin Hofmann nicht auf sich sitzen lassen. Er betont, dass diese Angaben noch nicht notwendig sind. "Es geht nicht um die Frage, ob die Anlage gebaut werden darf. Es geht jetzt erst einmal darum, ob geplant werden soll. Erst die Planung bringt dann alle Argumente auf den Tisch". Manfred Bäreis ist da schon weiter. "Das spielt alles keine Rolle. Wir haben jetzt schon genug Verkehr im Ort, wir brauchen das Ding nicht", erklärt der CSU-Gemeinderat.

Rückendeckung erhält er dabei von den Freien Wählern. Die bezweifeln, dass Heßdorf durch die Ansiedelung langfristig von Gewerbesteuer profitieren könnte. "Die wollen jetzt nur mit dem Ausbau der Autobahn schnell Kasse machen. In fünf Jahren sind wir denen wieder egal – doch dann ist der Wald abgeholzt", gibt Axel Gotthard zu bedenken. "Deshalb müssen wir den Antrag gleich ablehnen", fordert Bäreis. "Denn wenn erst einmal mit der Planung begonnen ist, halten wir das nicht mehr auf".

Dieser Sichtweise schließen sich alle Räte an – und beschließen einstimmig, keine Planungen für ein Asphaltwerk zu genehmigen.

Später als geplant

Wenig erfreulich sind am Dienstagabend auch aktuelle Meldungen von der Schulbaustelle in Hannberg. "Die Putzarbeiten werden erst vier bis sechs Wochen später als geplant beginnen", erläutert Planungsleiter Mario Bodem. "Das ist ärgerlich, kommt bei solch großen Projekten aber immer wieder vor – und kann immense Folgekosten verursachen". Um das Risiko zu minimieren und Zeit aufzuholen, soll nun ein Estrichbeschleuniger eingesetzt werden. Dies hat, das stellt Bodem auf Nachfrage von Markus Ort (BB) klar, keine Auswirkungen auf die spätere Bodenqualität.

"Allerdings fallen Mehrkosten von 18 000 Euro an – obwohl wir den Beschleuniger nur an den Stellen einsetzen wollen, wo es unbedingt notwendig ist". Geld, das die Kommune aufbringen muss. Regressansprüche, wie sie Manfred Bäreis bei den verzögernden Betrieben geltend machen will, scheinen nicht durchsetzbar.

"Seit 20 Jahren betreue ich öffentliche Bauten. In dieser Zeit ist es noch keiner Gemeinde gelungen, auf diesem Weg zu Geld zu kommen".

Vor diesem Hintergrund betreibt der Heßdorfer Rat Schadensbegrenzung – und genehmigt Mehrkosten von 145 000 Euro, um zügig weiter arbeiten zu lassen. Dieses berücksichtigt auch notwendige Nachbesserungen bei Brandschutz und Statik. Damit sind die Baumaßnahmen bislang 1,5 Millionen Euro teurer, als ursprünglich veranschlagt. Für Kopfschütteln bei den Räten sorgt auch ein Schreiben aus dem Erlanger Rathaus. Es geht um den Radweg zwischen dem Heßdorfer Gewerbepark und Dechsendorf. Dieser soll eine LED-Straßenbeleuchtung erhalten. Die Kosten sollten dem Wegeanteil entsprechend zwischen Heßdorf und Erlangen aufgeteilt werden. "Das war Grundvoraussetzung für die Planung", erinnert Stefan Stiegler (SPD).

Vorschriften vom OB

Nun stellt OB Florian Janik jedoch neue Bedingungen. "Erlangen will sich nur noch beteiligen, wenn die Lampen mit Bewegungsmeldern ausgestattet sind", berichtet Rehder.

"Dies verursacht Mehrkosten von 2500 Euro – und spart im Jahr 80 Euro Strom". Deshalb empfehlen die Bayernwerke, darauf zu verzichten – und stattdessen die Beleuchtung zwischen 22 und 5 Uhr nur mit halber Kraft arbeiten zu lassen. Für den Gemeinderat ein Dilemma. "Wie kommen die in Erlangen eigentlich dazu, uns vorschreiben zu wollen wie wir unsere Lampen ausstatten", fragt Axel Gotthardt. Für Thomas Ackermann (BB) ist das Vorhaben damit erledigt.

"Dann bauen wir unsere Lampen eben nur für unsere Bürger und nur bis zum Gewerbepark". Für Martin Hofmann ist die Sache hingegen nicht ganz so einfach. "Viele unserer Bürger fahren mit dem Rad bis Erlangen. Das Licht bietet ihnen mehr Sicherheit. Außerdem macht es unseren Gewerbepark für Dechsendorfer Kunden attraktiver". Rückendeckung dafür bekommt er von Horst Rehder.

"Wir haben eine Fürsorgepflicht, der müssen wir nachkommen. Zum einen ist das Waldstück wirklich sehr dunkel. Zum anderen ist es vor zwei Jahren dort schon zu einem Überfall gekommen". Argumente, denen sich viele Gemeinderäte nicht entziehen können. Mit deutlicher Mehrheit wird Rehder deshalb beauftragt, mit Janik nachzuverhandeln. Notfalls, dies wird deutlich, sei auch eine Beleuchtung bis zur Dechsendorfer Stadtgrenze denkbar.

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