Höchstadt: Beleuchter werden Nächte durcharbeiten

16.6.2018, 06:00 Uhr
Höchstadt: Beleuchter werden Nächte durcharbeiten

© F.: Roland Huber

Die Truppe von Michael Müller könnte bei der Arbeit ein bisschen so wirken wie eine Einbrecherbande. Mit sechs Helfern rückt der Beleuchter aus Coburg in der Nacht an mit einem großen Lkw. Dann schnappen sich die Mitarbeiter Taschenlampen, Kabel und Strahler, um die Lichtquelle richtig zu positionieren. "In den Nächten vor Großereignissen wie in Höchstadt schlafen wir so gut wie nicht", sagt der Hochschulprofessor.

Das Kulturfeuerwerk, das von Freitag, 3., bis Sonntag, 5. August, stattfinden soll, ist selbst für den erfahrenen Beleuchter, der schon viele Städte und Bauten illuminiert hat, eine Herausforderung. Im Vergleich zu anderen Projekten sei die Kulturmeile zwischen Fortuna Kulturfabrik und Kellerberg "eine wahnsinnig lange Strecke".

"Wie Perlen an einer Schnur wollen wir Sicht- und Lichtakzente setzen" entlang dieser geografischen und symbolischen Meile. Noch ist nicht endgültig festgelegt, welche Gebäude, Skulpturen oder Details dann im Rampenlicht stehen. Ziemlich sicher dabei ist aber unter anderem das Rathaus, die Alte Aischbrücke, das Töpfla , das Heimatmuseum und der Stadtturm.

Für die Meile werden Müller und sein Team ihr komplettes Equipment brauchen, also fünf Kilometer Kabel und 300 Strahler. Insgesamt hat die Technik, die die Stadt quasi mietet, einen Wert von 150 000 bis 200 000 Euro. Es ist also auch nötig, dass die einzelnen Lichtquellen entsprechend gesichert und bewacht sind. Installiert werden sie vier Nächte lang ab Montag vor dem Festwochenende, 30. Juli. Müller legt großen Wert darauf, dass die Anwohner darüber informiert sind, denn bei fast jedem seiner nächtlichen Einsätze kommt mindestens einmal die Polizei vorbei, weil besorgte Bürger irritiert sind von den flüsternden Männern mit Taschenlampen.

Kein roter Knopf

Wenn alle Scheinwerfer aufgebaut sind, werden sie nach und nach angeschaltet. Einen roten Knopf, der die gesamte Beleuchtung startet, wird es nicht geben. Damit hat Michael Müller keine gute Erfahrung gemacht, erzählt er schmunzelnd. Bei einem Projekt in Ebrach war das der Plan gewesen. Leider war aber kurz vorher die kommunale Stromversorgung ausgefallen, unter anderem in der Justizvollzugsanstalt, sodass es sogar noch einen Polizeieinsatz gab.

Mit Blaulicht hat die geplante Beleuchtung, die die Stadt Höchstadt sich 20 000 Euro kostet lässt, übrigens nichts zu tun. "Wir setzen nicht auf Partylichter, sondern auf natürliche Lichtfarben", sagt Michael Müller – beispielsweise warm- und kaltweiß. Farbiges Licht wird es nicht geben.

Ein solcher "Las-Vegas-Effekt" ist auch deshalb nicht gewünscht, weil die Installation beim Festwochenende als Grundlage dienen soll für eine permanente Bestrahlung einzelner historischer Bauten. "Das Konzept dafür steht schon", meint Michael Müller, "ich muss es nur noch zu Papier bringen". Wie in einem Baukastensystem kann die Stadt sich dann überlegen, welche Lichtquellen ihr besonders gefallen. Die Strahler fürs Festwochenende verschwinden wieder rückstandslos, wenn das Kulturfeuerwerk abgebrannt ist.

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