Höchstadt: Ein MVZ als Lösung?

29.3.2018, 06:00 Uhr
Höchstadt: Ein MVZ als Lösung?

© Archivfoto: Berny Meyer

Ein Aufschrei war durch Höchstadt gegangen, als die Pläne der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) bekannt wurden, wie Höchstadt bei der Zentralisierung des Bereitschaftsdienstes wegkommt. "Das ist für uns als Mittelzentrum nicht akzeptabel, dass Patienten am Wochenende in die Bereitschaftspraxis nach Erlangen fahren sollen", ist Bürgermeister Gerald Brehm noch immer empört. Auch aus ökologischer Sicht sei das nicht sinnvoll.

Aber die Bemühungen, die KVB erweichen zu wollen, doch eine eigene Bereitschaftspraxis in Höchstadt einzurichten, trafen bei der Ärztevereinigung nicht auf Gehör. Man erfülle schlicht die Voraussetzungen nicht, weil das Höchstadter Krankenhaus nicht die nötige Fallzahl an Notfallpatienten aufweise, hieß es laut Landratsamts-Sprecherin Hannah Reuter bei einem Gespräch zwischen Landrat Alexander Tritthart, Bürgermeister Brehm, dem Landtagsabgeordneten Walter Nussel, dem kaufmännischen Leiter des Kreiskrankenhauses, Albert Prickarz, und einer Vertreterin der KVB. Man habe deshalb keinen Spielraum, habe die Vertreterin der KVB argumentiert, hier eine Bereitschaftspraxis anzusiedeln. Vereinbart worden sei deshalb, so Reuter, in weiteren Gesprächen nach einer anderen Lösung für Höchstadt anstatt einer Bereitschaftspraxis zu suchen.

Junge Mediziner anlocken

Höchstadts Bürgermeister spricht nun von einem medizinischen Versorgungszentrum mit Allgemeinmedizinern, das die Lösung bringen könnte. "Wir könnten junge Leute dazu motivieren, sich hier niederzulassen und dann auch Dienste beispielsweise an Wochenenden zu übernehmen", so Brehm. Ein MVZ, das gleichzeitig ein Stück weit das Angebot einer Bereitschaftspraxis abdeckt, also. Die Signale der KVB-Vertreterin hierzu seien positiv gewesen.

Bedarf an Allgemeinärzten besteht in Höchstadt ohnehin, auch die CSU-Fraktion im Stadtrat stellte kürzlich einen Antrag, die Machbarkeit der Schaffung eines Medizinischen Versorgungszentrums zu prüfen. In diesem Antrag ist auch erwähnt, dass ein niedergelassener Hausarzt, der demnächst seine Praxis schließen wird, keinen Nachfolger gefunden habe. Weitere Allgemeinärzte stünden ebenfalls vor dem Ruhestand. Das Fehlen eines freien Kassensitzes wäre bei der Schaffung eines MVZ also nicht das Problem.

"Mit diesem Pilotprojekt könnten wir dem Hausarztmangel begegnen und gleichzeitig die fehlende Bereitschaftspraxis ausgleichen", so Brehm. Denn in diesem Versorgungszentrum gäbe es dann eben auch Ärzte, die am Wochenende Dienst tun, dafür aber Montag und Dienstag frei haben.

Doch wo sollen die nötigen Ärzte herkommen — Stichwort Landarztmangel? "Von staatlicher Seite sollen junge Mediziner, die sich verpflichten, aufs Land zu gehen, ja gefördert werden", sagt Brehm. Beispielsweise, indem man ihnen die Wartezeit aufs Studium verkürzt. Und auch finanziell könnten Anreize geschaffen werden — durch günstige Praxisräume etwa und das Angebot, die Wohnraumbeschaffung junger Ärzte zu fördern. Entstehen könnte dieses Zentrum in Kooperation des Gesundheitszentrums der Stadt und des Landkreises.

"Denkbar ist, das Ganze in der Galster-Villa anzusiedeln", so Brehm. Das kreiseigene sanierungsbedürftige Anwesen gegenüber des Kreiskrankenhauses befindet sich, wie mehrfach berichtet, bereits seit Jahren in einem Dornröschenschlaf. Landratsamtssprecherin Reuter jedoch sagt, dass für dieses Anwesen noch keine Nutzungskonzepte Dritter vorlägen. Man sei jedoch für Investoren offen.

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