Höchstadt feiert Rosenmontag - aber richtig!

13.2.2018, 10:06 Uhr
Die Tanzfläche in der Fortuna Kulturfabrik war voll mit Tigern, Cowboys und Co., sobald Partymusik gespielt wurde. Büttenreden lockerten das Programm auf.

© Andreas Brandl Die Tanzfläche in der Fortuna Kulturfabrik war voll mit Tigern, Cowboys und Co., sobald Partymusik gespielt wurde. Büttenreden lockerten das Programm auf.

"Heute machen wir es zur Tradition", rufen die Musiker um den Höchstadter Mittelschulleiter Michael Ulbrich gleich zu Beginn in den Saal. Die Partyband "Jump 5" sorgt mit Krachern wie "Sweet Caroline", "Rock mi" oder "Wir fahren mit dem Bob" dafür, dass die Tanzfläche von Anfang an dicht bevölkert ist und sie hat sich viel vorgenommen: Die fröhlichen Rosenmontagspartys, die 2017 Premiere feierten, sollen also zur Tradition werden.

Und eine Kleinstadt wäre keine Kleinstadt, wenn es auch bei der Faschingsparty nicht persönlich zugehen würde: "Wir machen jetzt solange Polonaise, bis der Römers Schorsch auch aufsteht", droht Michael Ulbrich, der an diesem Abend nicht nur Musik macht, sondern sich gleichzeitig um die Moderation kümmert.

Doch weil selbst der fitteste Party-Tänzer Verschnaufpausen braucht, kommen die Einlagen gerade recht. Gleich zu Beginn legen die Happy Dancers aus Thüngfeld einen Garde- und einen Schautanz aufs Parkett, zu späterer Stunde folgen Höchstadter Faschings-Klassiker. "Die Dorschn", Harald und Sabine, machen sich bei ihrem Auftritt Gedanken über die nervenaufreibende Brückenbaustelle ("Höchstadt hat jetzt auch seinen BER"), den Ärger der Protestanten über den fehlenden Gottesdienst am Reformationstag ("da hat der Pfarrer Schäfer schließlich schon sein ganzes Leben Geburtstag, das kann der nicht einfach so ändern") oder die Neuerung beim Ausfüllen von Kreuzworträtseln: "Bei Weltmacht mit drei Buchstaben schreibe ich jetzt immer HEC rein", wie Harald Dorsch kalauert.

Viele sind bei der Rosemontagsparty im Pärchen-Look unterwegs: Ein Schotten-Paar gibt es, Pilot und Stewardess, alte Römer, die guten alten Clowns, Sträflinge. Sie alle erleben um 23 Uhr dann wohl den Höhepunkt des Abends – den Auftritt von Don Camillo (Dekan Kilian Kemmer) und Beppone (Bürgermeister Gerald "Beppo" Brehm). Im Sportsdress stürmen die beiden auf die Bühne, das Stadtoberhaupt zur umgedichteten Nationalhymne, der Geistliche zur Melodie von "Großer Gott wir loben dich".

In einem schnellen Ritt schneiden die beiden viele Themen an, immer wieder unterbrochen von lautem Beifall. Vom Betrunkenen, der in der Kirche jeder Heiligenfigur eine Maß Bier verspricht, ist da genauso die Rede wie von der "Me too"-Debatte. Kleine neckende Spitzen (Kemmer: "Wir waren in Bamberg früher froh, dass es Höchstadt gibt, denn dann wussten wir, dass wir nicht die Dümmsten sind") müssen im Fasching natürlich auch sein.

Zueigen machen sich die beiden, dass es in der fünften Jahreszeit frech-böse zugehen darf: Die "Wegezoll"-Idee aus der Lonnerstadter Faschingsgaudi (weil so viele Höchstadter wegen der Brückenbaustelle den Umweg über Loschedder Gebiet wählten) parieren sie mit dem Einwand, dass der Nepomuk auf der alten Aischbrücke früher in Richtung Lonnerstadt geblickt habe, jetzt aber in die andere Richtung: "Weil er das Elend dort nicht mehr mit anschauen konnte."

"Die beiden Süßen"

Gehörig ihr Fett weg bekommen die "Gebrüder Hassknecht", wie das närrische Gespann die CSU-Stadträte Alexander Schulz und Franz Rabl in alter Verbundenheit kurzerhand tauft. Ein Video spricht der Pfarrer für "die beiden Süßen" in die Kamera, das dann per Whatsapp an die Lokalpolitiker versendet werden könne. Denn wie jetzt am Fasching seien sie nicht da, bekämen aber alles mit. "Alles wissen und dann falsch weitererzählen", nennt Kemmer das. Und schickt den Gruß hinterher: "Wir nehmen es euch nicht bös‘. Tschüssi, wir haben euch lieb."

Der Saal tobt nach dem Auftritt der beiden, von denen der eine (Brehm) übrigens erst von Mitorganisator Johannes Riegler hatte überredet werden müssen, nochmal in die Bütt zu steigen. Die lauten Zugabe-Rufe befriedigt Kemmer mit einer erneuten Gesangseinlage.

Und werden die Rosenmontagspartys nun zur Tradition? Diejenigen, die am Montag in der Fortuna waren, werden sie wohl nicht mehr hergeben wollen. Hundertprozentig zusagen will Johannes Riegler auf Nachfrage dennoch nicht, dass am Rosenmontag nun immer in der Fortuna getanzt und gefeiert werden kann. Denn die Party wird fast komplett mit der Hilfe von Ehrenamtlichen gestemmt und mit deren Engagement steht und fällt die Veranstaltung.

 

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