Höchstadt: Krankheit und Urlaub legen Post lahm

18.9.2015, 08:53 Uhr
Höchstadt: Krankheit und Urlaub legen Post lahm

© dpa

Die Auskunft, die der Postkunde vor Ort erhielt, war ernüchternd: Da könne man nichts machen, es fehle urlaubs- und krankheitsbedingt an Personal. Erwin Nier, bei der Pressestelle der Deutschen Post DHL Group zuständig für Mittelfranken, bestätigt das. Doch er weist auch darauf hin, dass die Lage ungewöhnlich ernst war: „In der ersten Septemberwoche sind im Zustellstützpunkt Höchstadt von acht Mitarbeitern sechs krank gewesen“, sagt er. Einen nicht planbaren Personalausfall in dieser Größenordnung könne man nicht ohne weiteres kompensieren. Doch dafür seien ab dem 7. September zusätzliche Mitarbeiter unterwegs gewesen, um die liegen gebliebenen Sendungen zuzustellen, erläutert Nier.

Solche Extremsituationen können jedes Unternehmen treffen, sind aber nicht die Regel. Gegen vorhersehbare Engpässe ist man dagegen gewappnet: Für die Urlaubszeit werden Saisonmitarbeiter als Vertretungen eingestellt, beispielsweise Studenten. Darüber hinaus verfügt die Post über einen Pool an Abrufkräften, die bei Bedarf kurzfristig einspringen können. Außerdem gibt es fest angestellte Vertretungs-Zusteller.

Zwei bis vier Tage Bearbeitungszeit

In der Praxis, so Nier, werden aber auch krankheitsbedingte Engpässe ausgeglichen, ohne dass der Postkunde davon etwas spürt. Die Zusteller der übrigen Bezirke teilen dann den Bezirk eines erkrankten Kollegen untereinander auf. Ein bis zwei Ausfälle könne man in Höchstadt auf diese Weise problemlos verkraften, so der Pressesprecher. „Fehlen mehr als drei, wird es kritisch“.

Damit die Kunden selbst in solchen Notfällen nicht lange auf wichtige Postsendungen warten müssen, zieht die Post dann ihren Joker: Die Infopost. Für die Bearbeitung dieser adressierten Werbesendungen behält sich das Unternehmen einen Zeitraum von bis zu vier Tagen vor - und der wird dann auch ausgereizt.

Nier erklärt auch, was es mit den Montagen auf sich hat, an denen viele Kunden über leere Briefkästen klagen. Zum einen werde an Samstagen keine Post aus Unternehmen und Behörden aufgegeben - sie mache 95 Prozent der Briefpost aus, sagt er. Und genau deshalb dürfe in Zeiten, in denen es generell wenig zuzustellen gebe, wie beispielsweise in den Ferien, umschichtig immer eine Hälfte des Zusteller-Teams montags frei nehmen. Wichtige Postsendungen würden deshalb trotzdem zugestellt, versichert Nier.

Über einen „Zustellstau“ und fühlbare Verspätungen klagen aber auch Paketkunden - und das nicht nur in Höchstadt. Fragt man bei DHL nach, dann erfährt man, dass Deutschland aus DHL-Sicht bundesweit in 32 Paketzentren aufgeteilt ist, die untereinander auch kommunizieren. Nächste Unterabteilung sind sogenannte Zustellbasen; die für Höchstadt und Herzogenaurach zuständige Zustellbasis befindet sich in Erlangen. Von hier aus werden nicht nur Erlanger Vororte wie Uttenreuth oder Bubenreuth versorgt, sondern auch Teile von Herzogenaurach.

Vor Ort gibt es dann „Zustellstützpunkte“, von denen aus die Zusteller die Postsendungen ausliefern. Je nach Ziel werden nur Briefe, nur Pakete oder eben beides vom selben Austräger zum Adressaten gebracht. Zustellstützpunkte sind laut DHL-Auskunft in Erlangen-Zentrum, Erlangen-Büchenbach, Herzogenaurach, Höchstadt, Hemhofen, Baiersdorf und Weisendorf stationiert.

"Nichts mehr auf Halde"

Postzusteller starten in der Regel am Vormittag bis spätestens 9 Uhr, weil die Sendungen erst in die Stützpunkte ausgeliefert werden müssen. Bei ihren Mitarbeitern gehen die Post und DHL grundsätzlich von Ortskenntnis aus - Umleitungen, Staus und andere Hindernisse können aber dafür sorgen, dass Briefe und Pakete auch einmal einen Tag später ankommen, betont die Post.

Dennoch würden die üblichen Zeitfenster im „Nachtsprung“ zu gut 90 Prozent eingehalten. Auch den Poststreik habe man schon vor Wochen „abgearbeitet“, es läge nichts mehr „auf Halde“. Verzögerungen gebe es aber unweigerlich, wenn Adressen nicht lesbar seien oder auf ein Paket ein veralteter Barcode aufgedruckt sei (etwa, weil man den Karton von einer vorherigen Sendung wieder verwendet hat), der die automatischen Lesegeräte verwirre.

2 Kommentare