Höchstadter FFW-Chef Wolfgang Glotz hört auf

8.2.2019, 07:00 Uhr
Höchstadter FFW-Chef Wolfgang Glotz hört auf

© Fotos: Ralf Rödel

HÖCHSTADT — Schwer war vor allem der Anfang seiner Amtszeit. "Ich wurde überraschend von einem ganz normalen Feuerwehrmann zum Chef der Feuerwehr", blickt Wolfgang Glotz zurück. Mit Einsatzleitungen oder auch dem Abhalten von Ausbildungen hatte er keine Erfahrung. "In den nächsten Jahren waren die Feuerwehrschulen beinahe mein Zuhause", so Glotz. Insgesamt 35 Lehrgänge kamen im Lauf der Zeit zusammen.

Höchstadter FFW-Chef Wolfgang Glotz hört auf

Verändert hat sich in seiner Zeit als Kommandant einiges: Die Zahl der Einsätze stieg an, von 136 im Jahr seines Dienstantritts 2007 bis auf 206 im vergangenen Jahr – auch, weil die Feuerwehr für die Menschen heute leichter erreichbar scheint. "Wenn die Leute einen Ölfleck auf der Straße sehen, rufen sie die 112 an", sagt Glotz. Die Feuerwehr rückt dann zur Beseitigung der Ölspur aus, auch wenn dies eigentlich Sache des jeweiligen Straßenbaulastträgers wäre. "Wir mussten auch dieselbe Katze drei Mal vom Kamin runter holen", erinnert er sich. Kleine Einsätze, die sich aber summieren.

Im Gedächtnis bleiben werden ihm jedoch vor allem die großen Einsätze, die er geleitet hat. 2009 die Hausexplosion am Karpfenkreisel, bei der viele Kräfte – auch Fremdfirmen – koordiniert werden mussten. 2010 ein Wohnhausbrand bei frostigen Temperaturen, bei der die Einsatzkräfte mit Glatteis zu kämpfen hatten. Der Tod eines verunglückten Sprinterfahrers 2011: "Ich hatte noch mit ihm gesprochen und ihm versichert, dass wir ihm helfen", erinnert sich Glotz. Doch dann habe sich die Rettung des innerlich schwerst verletzten Mannes so lange hingezogen, dass "er uns unter der Hand weggestorben ist".

Schwieriger als früher

Allgemein, so die Beobachtung des langgedienten Feuerwehrmanns, ge-
hen die Unfälle, bei denen Menschen schwer verletzt werden oder sogar sterben, aber zurück. "Einfach, weil die Autos immer sicherer werden." Feuerwehren kämen heutzutage zu Unfällen, bei denen die Autos von außen stark beschädigt seien, die Menschen im Inneren den Zusammenstoß aber weitgehend unbeschadet überstanden hätten. "Wenn der Unfall dann aber so stark war, dass das Auto komplett verbeult ist, ist es für uns heute schwieriger als früher", so Glotz.

Denn die Autos lassen sich heutzutage schwerer öffnen, die Rettung der Insassen dauert dementsprechend länger, die Verletzten kommen später ins Krankenhaus.

Herausfordernd waren für den Kommandanten aber nicht nur die Einsätze, sondern vor allem die Aufgabe, aus rund 100 Charakteren eine Feuerwehrmannschaft zu formen. "Bei Übungen gab es da schon immer mal wieder Meinungsverschiedenheiten", erzählt Glotz.

Einfühlungsvermögen war in solchen Situationen gefragt, denn schließlich würden die Männer und Frauen ihren Dienst bei der Feuerwehr alle ehrenamtlich leisten — Druckmittel wie beispielsweise ein Arbeitgeber könne man da nicht ausüben. "Und man braucht die Leute ja auch", sagt Glotz. Doch auch wenn es zwischenmenschlich mal gehakt haben sollte: "Im Einsatzfall hat es dann funktioniert, da gab es gar nichts."

Seit seinem 14. Lebensjahr ist Glotz in der Feuerwehr, etwa drei Abende pro Woche verbrachte er als Kommandant in der Feuerwehr, für Übungen oder auch Besprechungen. Dazu kamen die Einsätze. Und auch beruflich beschäftigt sich Glotz mit dem Brandschutz: Er ist bei der Stadt Höchstadt für das Feuerwehrwesen zuständig. Er macht aber auch Brandschutzerziehung für Kindergartenkinder und Grundschüler. Einen Nachmittag pro Woche steht zudem "Feuerwehrunterricht" in seinem Terminkalender — für die Sechstklässler der Ganztagsbetreuung der Ritter-von-Spix-Schule.

Die Jugendlichen lernen da zum Beispiel, einen Feuerlöscher zu bedienen oder auch, wie eine Feuerwehr organisiert ist. Oder versuchen, sich in einem verrauchten Raum zurechtzufinden.

Jugendliche angeworben

Seit zwölf Jahren macht der Höchstadter dies mit großem Vergnügen und das hilft auch der Feuerwehr: Denn immer wieder kommen diese Jugendlichen dann auch außerhalb des Unterrichts zur Feuerwehr und lassen sich zu Feuerwehrleuten ausbilden.

Als Kommandant nicht weitermachen zu wollen, hat Glotz lange angekündigt. Ein Zeichen, dass es für ihn nun Zeit ist, in die hintere Reihe zurückzukehren, sei für ihn der rasante technische Wandel bei den Feuerwehren gewesen. Die Feuerwehrfahrzeuge seien mittlerweile fahrende Computer, "das ist zwar sehr nützlich, aber mir mittlerweile zu viel", sagt Glotz schmunzelnd. Darum sollten "jetzt die Jungen ran".

"Wir stehen gut da"

Er übergebe eine Mannschaft mit einer guten Stärke: "Klar könnten es immer noch mehr Aktive sein, aber wir stehen gut da." Besonders hervorzuheben sei die gute Tagesbereitschaft, bedingt durch die Feuerwehrleute, die bei Schaeffler und somit am Ort beschäftigt sind.

Nachfolger Benjamin Obexer hat Glotz übrigens langsam aufgebaut, denn dieser sollte nicht so ins kalte Wasser geschmissen werden wie er damals im Jahr 2007. "Ich habe mich in den vergangenen Monaten schon teilweise hinten ins Auto gesetzt und andere haben die Einsatzleitung übernommen", so Glotz. Für die kommenden Monate hat er Obexer seine Unterstützung angeboten. "Reinreden werde ich ihm aber nicht."

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