Höchstadter Lachnacht: Bettrouladen und Treuepunkte

19.3.2018, 18:28 Uhr
Höchstadter Lachnacht: Bettrouladen und Treuepunkte

© Foto: Dominik Gerling

2017 ist passé. Moderator Atze Bauer trauert diesem Jahr nicht hinterher: "2017 war scheiße – Trump, mein Achillessehnenriss und dann ging auch noch Beate Uhse pleite."

Also lieber rein in 2018, Atze kündigt den ersten Künstler an. Dann ertönt eine Mischung aus Techno und "Rocky"-Fanfare, etwas Orangenes erscheint und schlägt wilde Purzelbäume, bis es in der Mitte der Bühne zum Stehen kommt. Es entledigt sich seiner orangenen Hülle wie ein Stripper – es ist Angelo Sommerfeld, im Anzug und von Beruf Erfolgscoach. Sein Motto ist "sink big!". Gemeint ist "think big", also Englisch für "sich hohe Ziele setzen" – den amerikanischen Traum leben. Und so gibt er dem Publikum allerhand Tipps, erzählt von seinen Ideen, wie zum Beispiel den Leihblumen für Beerdigungen. Außer den Trauergästen sehe diese sowieso keiner mehr an. Es gäbe auch Erfolge, die nichts mit Geld zu tun hätten. Wie "die Küche so aufzuräumen, dass es die Freundin merkt". Bevor der Coach die Bühne verlässt, singt er noch "sink big ist das einzige, was zählt" unter begeistertem Mitklatschen des Publikums.

Sebastian Nitsch aus der "City of Seehofer" (Berlin) betritt die Bühne. Er schlägt sowohl instrumental (tragbares Keyboard) als auch stimmlich sanfte Töne an, wie bei einer Meditation. Er spricht davon, dass sich die Menschen häufig "Wärme nehmen lassen". Jetzt könnte man an etwas Philosophisches denken – oder daran, dass die eigene Lebensgefährtin nachts einem die Bettdecke wegziehe und zu einer "Bettroulade" mutiere. Wenn Nitsch seine Tochter fragt, ob sie ihr Zimmer aufgeräumt habe, antwortet diese zwar nicht philosophisch, aber mit einer entwaffnenden Klarheit: "Nö, du?" Ein bisschen philosophisch wird es aber noch, als Nitsch singt: "Irgendwo hier ist das Glück, geh doch mal einen Schritt zurück."

Mit Roboter im Bett

Rockig geht es aus der Pause mit Atze Bauers "Lieg im Bett neben einem Roboter". Niko Formanek aus Wien hadert mit dem Älterwerden. Wenn er in einer Disco die Treppe hinuntergehen will, sagt der Türsteher: "Sie wissen schon, dass wir Ihre Tochter raufholen können?" Wenn er im Supermarkt nach Windeln fragt, kommt die Gegenfrage: "Meinen Sie Babywindeln?" Vor einer Apothekerin fühlt er sich eigentlich wie ein Vierzehnjähriger, der sich Verhütungsmittel beschaffen will: "Kopfschmerztabletten und was für den Säx hoalt." Die Apothekerin betont: "Ja, aber für Viagra brauch ich ein Rezept." Es folgt eine Geschichte über die Schwierigkeit, nachts, unbemerkt von der Ehefrau, Sport zu gucken. Aufgrund der Lacher des Publikums könnte man meinen, dass es sich wiedererkannt hat.

Als "der Mann aus dem Odenwald" wird Daniel Helfrich angekündigt. Dieser verlangt zunächst nach dem "Putzlicht", so kann er alle im Publikum sehen. Sein Lied "Hand Heben" fordert das Publikum zum Mitmachen auf: "Hand heben, wer hat bei seiner Steuer was nicht angegeben?" Mit viel Wortwitz und passendem Pianospiel geht es weiter mit dem Lied "Ich bin froh, dass ich kein Lied von Helene Fischer bin". Danach zeigt Helfrich, dass er auch Stand-Up kann. An der Kasse gefragt zu werden, ob er dies oder jenes dazu haben wolle oder Punkte sammele, treibt ihn zur Weißglut. Und Treuepunkte sammele er lieber bei seiner Freundin. Er beschließt seinen Part mit seinem Lied "Ohrwurm", ein Medley aus vielen bekannten Titeln. Dabei deutet er nur kurz den Refrain an und wechselt dann abrupt zum nächsten Titel. Das Publikum hat fast keine Chance, "Hey Baby", "99 Luftballons" oder "Ich war noch niemals in New York" mitzusingen. Ein absurd-lustiger Einfall.

Stehende Ovationen gab es bei der gemeinsamen (musikalischen) Verabschiedung der Künstler. Die "verschiedenen Dynamiken" (Bauer) trafen den Nerv der Zuschauer und der Wiener Formanek war sich sowieso sicher: "Coole Kollegen, viel Spaß, wird lustig!"

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