Höchstadter Storchenfamilie abgestürzt

20.7.2018, 05:57 Uhr
Höchstadter Storchenfamilie abgestürzt

© Archivfoto: Czellnik

"Im Tiergarten bin ich inzwischen ständiger Kunde", sagt Edmund Lenz, während er auf einen Rückruf aus Nürnberg wartet. Der Zoo dort ist nämlich die offizielle Auffangstation für verletzte Störche. Und einer der beiden Jungvögel, die Lenz geborgen hat, braucht Hilfe vom Tierarzt.

Vermutlich weil der Kamin des Hauses in der Hauptstraße relativ schmal ist und der Horst mit vier Jungvögeln gut beladen war, hat er Schlagseite bekommen und ist abgerutscht. Es handelt sich um das Nest, das aus dem Hinterhof der Alten Mälzerei gut zu sehen war. Der kräftigste der vier Jungvögel ist nach dem Absturz ausgebüxt und hat vor dem Eingangsportal der St. Georgskirche versucht, loszufliegen. "Er hat zwei Starts gemacht und ist jedes Mal gegen die Mauer geprallt", sagt Lenz. Entsprechend groß sind die Verletzungen. Sie müssen behandelt werden.

Sechs Bruchlandungen

Der Storchenvater vermutet, dass der Horst schon am Dienstag abgestürzt ist. Im Nest saßen vier Jungvögel, die dann plötzlich gezwungen waren, zu fliegen. Bei zweien hat das gut geklappt, die anderen beiden sind bei Lenz gelandet. Der Geschwistervogel des Verletzten ist unversehrt, hat aber Untergewicht und braucht Ruhe und Futter. "Das ist bei jeder Bruchlandung so", sagt Lenz. Insgesamt sechs Stück hat er dieses Jahr schon erlebt, jedes Mal nahm er die Vögel über Nacht zu sich, um ihnen eine kurze Erholung zu gönnen. Er füttert sie mit Eintagsküken, und wenn sie sich am nächsten Morgen von ihrem Schock erholt haben und wieder fit sind, wildert der Höchstadter sie direkt wieder aus.

Höchstadter Storchenfamilie abgestürzt

© Foto: Edmund Lenz

"Inzwischen ist die Versorgung wirklich ein Vollzeitjob", sagt Lenz. Jeden Tag ist er unterwegs, um den Störchen zu helfen. Elf Horste gibt es im Raum Höchstadt, neun davon wurden bebrütet, 28 Jungstörche haben überlebt. Sechs von ihnen musste Lenz bereits nach missglückten Start- oder Landeversuchen in Obhut nehmen.

Aber nicht nur der Nachwuchs braucht Hilfe. Immer wieder muss Lenz beim Tiergarten nachfragen, ob die Auffangstation Kapazitäten frei hat. Jüngst hatte ein Altstorch bei der Kompostieranlage Medbach Probleme, weil nach einem Stromschock an der Oberleitung seine Muskulatur blockierte und er abstürzte. Lenz kam ihm zu Hilfe und brachte ihn eine Woche lang zur Behandlung in den Tiergarten.

Danach versuchte er, den Vogel auszuwildern, "allerdings war er danach nur noch zu Fuß unterwegs." Weil er nicht fliegen wollte, meldete sich einige Tage später die Polizei beim Storchenvater — der Vogel hatte versucht, die Straße zu überqueren. Inzwischen ist er in einem Freigehege im Freizeitpark Geiselwind untergebracht. "Eine optimale Lösung", meint Lenz. Bei all der Arbeit, die er in die Hilfe für Meister Adebar investiert, ist und bleibt für ihn eines klar: "Es ist viel schöner, wenn man sie fliegen sieht."

Wer einem auf der Straße laufenden Jungstorch begegnet, sollte ihn sanft und ohne Hektik weg vom Straßenverkehr in einen geschlossenen Hof oder in eine Garage lenken, wo er zur Ruhe kommen kann. Danach kann man Edmund Lenz (Telefon 0172/8441401) oder die Polizei verständigen.

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