Höchstadts ungebrochene Lust am Feiern

31.8.2015, 06:00 Uhr
Höchstadts ungebrochene Lust am Feiern

© Paul Neudörfer

Als am Samstag, 29. August, um 21.10 Uhr die „Völkerwanderung“ über die Aischbrücke ihren Höhepunkt erreicht hatte, ging plötzlich in der Großen Bauerngasse die Notbeleuchtung an – trotz des kurzfristigen Stromausfalls dürfte aber wohl jeder seinen Weg zum Altstadtfest gefunden haben, denn nach Einbruch der Dämmerung bildeten sich lange Schlangen vor den Getränkeständen und Essensbuden. Viele Besucher kamen von weit her in die frühere Kreisstadt zum „schönsten Fest im Aischgrund“. Alle Generationen waren vertreten – allerdings heuer auffällig wenige Lederhosenträger und Dirndlmadla.

Manche Gäste hatten sich im Internet schon ihre Lieblingsband ausgesucht, wie jene jungen Leute aus Würzburg, die auf dem Schlossberg „First Generation“ und den Solisten Tim Brown erleben wollten. Auf dem Marktplatz drängten sich derweil die begeisterten Fans der fast komplett neu formierten „Musiggfabrigg“.

Was zieht so viele Leute aufs Altstadtfest? Essen, trinken, gute Musik? Das allein ist es nicht. Man kennt und trifft sich – das ist für viele Einheimische, aber auch ehemalige Höchstadter der wahre Grund. Im Heimatmuseum konnte man heuer sogar Menschen wiedersehen, die in längst vergangenen Zeiten ihre Spuren in der Stadt hinterlassen haben. Allein am Samstag nutzten rund 100 Besucher die Gelegenheit, in der Sonderausstellung „Gesichter – Persönlichkeiten aus Höchstadts Vergangenheit“ auf Zeitreise zu gehen.

Im Kommunbrauhaus konnte man bei Russisch Brot und irischen Klängen, Höchstadts Partnerstädte Krasnogorsk und Castlebar besser kennenlernen und dieses Wissen bei einem Quiz gleich auf die Probe stellen. Eine Diashow zeigte Impressionen von Besuche in Russland und Irland, die von den Partnerschaftsvereinen regelmäßig gepflegt werden. Daneben präsentierte der Besco-Verein seine Sozialprojekte.

Auf dem Kinderflohmarkt herrschte schon am Samstagnachmittag reger Betrieb. Schattenplätze waren der wahre Renner. Versierte Trempler hatten dafür schon um die Mittagszeit ihre Schätze aufgebaut. Echte Schnäppchen für Sportbegeistertebot beispielsweise Eric: Fußballschuhe, Schlittschuhe, aber auch Rodel-Rutschteller. Emma und Anne am Stand nebenan wollten sich dagegen vor allem von Büchern, Spielen und CDs trennen. Mit dem Erlös möchten sie ihr Taschengeld aufbessern, „für den Urlaub“, wie der Papa verriet. Am meisten Spaß machte allen aber das Feilschen um die Preise für Barbie, Dinosaurier, Bobbicar & Co.. So manchen eingenommenen Euro gaben die Nachwuchs-Händler am Nachbarstand gleich wieder aus.

Bei der Schützengilde zum Beispiel — fünf Schuss kosteten hier einen Euro. „Die Armbrust immer waagerecht halten und dann über Kimme und Korn zielen“, erklärte Erika Dresel dem jungen Daniel. Der setzte seinen ganzen Ehrgeiz rein, den Plastikpfeil mit dem Saugnapf an der Spitze in die Mitte der untertassengroßen Zielscheibe zu katapultieren. Und es funktionierte: Dank des Tipps der amtierenden Schützenkönigin ging der nächste Schuss ins Schwarze.

Am Stand der Höchstadter Funkamateure surrten Marienkäfer über den Tisch. Batteriebetriebene Elektronik ließ die „Füße“ der aus einer alten CD gebastelten Insekten vibrieren, sodass sie sich drehten, kreiselten und vorwärts bewegten. Gebaut hat sie – und noch weitere Elektronik-Spielzeuge – die Bastelgruppe des DARC. Hier sind Jugendliche wie Christian und Florian aktiv, die versiert mit dem Lötkolben umgehen können und vor Ort einfache Schaltungen mit Blinklichtern oder einen Schallverstärker geschaffen haben. Sie zeigten auf dem Altstadtfest Kindern und Jugendlichen, dass das Basteln von einfachen Elektronik-Geräten kein Hexenwerk ist. „Für unseren Verein ist das Nachwuchswerbung“, sagte Vorsitzender Reinhold Wittmann. Die Kasse aufbessern können die Höchstadter Amateurfunker mit ihrer Präsenz beim Altstadtfest freilich nicht – im Gegenteil. Das Bastelangebot am Stand war nämlich kostenlos.

Auch am Hähnchenstand des HEC geht es nicht in erster Linie um die Einnahmen, obwohl allein am Abend zuvor innerhalb zwei Stunden 80 halbe über den Tresen gingen. „Wir wollen als Verein vor allem Präsenz zeigen“, sagt Mitglied Kurt Zipperling.

Zufriedene Gesichter gab bei den Organisatoren. Günter Brehm und seine Helfer waren stets unterwegs, um nach dem Rechten zu sehen. Brehms Zwischenbilanz am Sonntagmittag: „Gefühlt war es ein Besucherrekord“.

 

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