Hochtechnologie aus Heßdorf

Schuler: Mit Pressanlagen an die Weltspitze

16.1.2018, 18:27 Uhr
Schuler: Mit Pressanlagen an die Weltspitze

© Fotos: Ralf Rödel

Kein Mangel an Aufträgen, wohl aber Bedarf an Fachkräften. Über das aktuelle Problem der deutschen Wirtschaft hat die Geschäftsleitung der Heßdorfer Niederlassung der in Göppingen ansässigen Schuler AG am Montag auch mit Landrat Alexander Tritthart und dem Leiter des Sachgebiets Wirtschaftsförderung im Landratsamt, Thomas Wächtler, gesprochen.

Tritthart machte einem neuen Chef an der Louis-Schuler-Straße seine Aufwartung: Seit Jahresbeginn ist Ernst Schwoshuber dort Geschäftsführer. Der 51-jährige Maschinenbauer ist Domenico Iacovelli nachgefolgt, der in den Vorstand aufgestiegen ist. Seit Juli 2017 war Schwoshuber stellvertretender Leiter der Division Automation bei dem Pressen-Hersteller. Frühere Stationen waren der Kranhersteller Demag und der Aufzug-Hersteller Schindler.

Der neue Geschäftsführer will den Standort Heßdorf weiter ausbauen und das Werk noch stärker als Hochtechnologie-Unternehmen positionieren. Beim Rundgang mit dem Leiter Operations, Martin Liebel, wurde deutlich, dass jetzt schon Technik vom Feinsten in Heßdorf entsteht: Transfersysteme, sprich die "Straßen", die Werkstoff automatisch, schnell und präzise großen Pressen zuführen, die wiederum daraus zum Beispiel Autotüren oder -seitenteile pressen.

Pressen selbst stellt Schuler auch her — die Firma ist zum Beispiel führend bei Münzprägepressen. Diese Maschinen sind allerdings Produkte der Göppinger Schuler-Mitarbeiter. Die rund 350, die in Heßdorf tätig sind — wenn nicht gerade einige irgendwo auf der Welt eine Anlage aufbauen und antesten — entwickeln und bauen sozusagen die automatisierte Logistik für die Pressen.

Ist der Werkstoff Stahlblech — etwa für Auto-Karosserieteile — dann braucht diese Logistik Haspeln, mit denen die riesigen Rollen (Coils) des Materials aufgewickelt werden, Richtmaschinen, die das rundgerollte Blech wieder gerade richten, Schneidemaschinen mit herkömmlichen Werkzeugen oder auch mit Laser-Schneidtechnik und schließlich Stapelanlagen. Insgesamt also durchaus beeindruckende Maschinen-Straßen, die die Schulerschen Werkhallen schon mal von einer Seite zur anderen füllen. Chef Ernst Schwoshuber ist nicht unglücklich, dass Schuler derzeit "die Hütte zum Bersten voll" hat. Er könnte sich allerdings noch eine Erweiterung vorstellen, wie er durchblicken ließ.

Zumal die Heßdorfer mit ihrer jüngsten Neuheit einen Erfolg gelandet haben. Sie bieten ihren Kunden eine neue Schnittlinie an, die das Blech mit Laserstrahlen schneidet — und dies, im Gegensatz zu anderen Laser-Schnittlinien, genauso produktiv wie herkömmliche Schneide-Anlagen. Nur, dass letztere Schneid-Werkzeuge brauchen, die man immer neu herstellen muss.

Die neue Entwicklung spart dies ein und hat sich beim ersten Kunden als bedeutend leistungsfähiger erwiesen als vertraglich zugesichert. Schuler, sagt Unternehmenssprecher Simon Scherrenbacher, hat schon Nachbestellungen im Auftragsbuch.

Die Heßdorfer bzw. Göppinger sind Technologie- und Weltmarktführer in der Umformtechnik. Die Firma ist in 40 Ländern präsent, hat rund 6600 Mitarbeiter und machte 2016 1,174 Milliarden Umsatz.

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