Hydraulik statt Muskelkraft beim Abfischen

4.11.2016, 06:00 Uhr
Hydraulik statt Muskelkraft beim Abfischen

© Rainer Groh

Es ist eine Frage der Ökonomie. Wer nicht auf eine Schar von Helfern aus der Familie zurückgreifen kann, die aus Spaß, für eine gute Brotzeit am Weiherdamm und eine zünftige Karpfenpartie am nächsten Tag mit zulangen, muss Lohn zahlen. Und Abfischen ist keine leichte Arbeit. Vor allem ist es anstrengende Muskelarbeit, die Wannen mit jeweils einem Zentner Fisch vom Grund des abgelassenen Weihers auf die Dammkrone zu hieven und von dort erst zur Waage und dann noch zum Lastwagen und in die Transportkästen zu schleppen.

Mechanisierung tut hier not, fordert auch das Landwirtschaftsministerium, und auch in der Außenstelle für Teichwirtschaft der Landesanstalt für Landwirtschaft am Greiendorfer Weg in Höchstadt denkt man über die besten Möglichkeiten dazu nach. Mechanisierungs-Möglichkeiten, ihre Vor- und Nachteile sind so Thema der Diplomarbeit des Außenstellen-Mitarbeiters Christian Drechsler. Adrian Hege hat sich davon anregen lassen — und vom Baugewerbe.

Was am Haken des Lkw-Ladekrans hängt, ist nämlich nichts anderes als ein Zementkübel, also ein Behälter, mit dem auf Baustellen Beton befördert und direkt zwischen die Schalungsbretter abgelassen wird.

So verfährt Heges Team aus drei Helfern im Teich und Ehefrau Katalin auf dem Lkw auch mit den Fischen. Die Tiere werden traditionell mit dem Zugnetz an der tiefsten Stelle des Teichs „zusammengetrieben“ und mit Fischhamen in den leuchtend orangen Zementkübel befördert. Dieser hat auch eine Waage, die sofort das Gewicht der lebenden Ladung anzeigt.

Der Kran erspart den Männern dann die ungeliebte Tragerei, schwenkt geradewegs auf die Ladefläche und lässt, wenn man seine Klappe öffnet, die Fische direkt in den Transport-Bottich. „Eine feine Sache“, sagt Hege, und Helfer Lothar Fischer aus Willersdorf kann dem nur zustimmen. Sein Job konzentriert sich dadurch auf den eigentlichen Fischfang, der zwar auch nicht leicht ist bei einem großen Gewässer wie dem Kühtriebsweiher, aber entschieden mehr Spaß macht.

Hege ist nach eigenen Angaben einer der ersten Teichwirte, die sich mit so einer Konstruktion die Arbeit erleichtern. Auch ein Gremsdorfer fischt laut Hege mit Kran-Hilfe.

Beim aktuellen Fischzug holte der Kran auf dem von Hege eines mit einer Aluminium-Bodenplatte und fest installierten Transportkästen umgebauten Lastwagen Spiegelkarpfen, Silberkarpfen, Graskarpfen und Schleien quasi in Übergröße aus dem Teich, den Hege wegen einer Schwierigkeit mit dem Unterlieger in der Weiherkette überdies nicht richtig über den Mönch ablassen konnte, sondern mit einer Motorpumpe leeren musste. Im vergangenen Herbst ging gar nichts mit dem Abfischen. So sind die Fische ein Jahr länger als üblich gewachsen, zu groß für eine normale Portion gebacken oder blau. Adrian Heges Käufer verarbeitet die Riesenbrocken zu Filets bzw. Karpfenchips. Das ist ohnehin im Trend.

 

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