Im neuen Panamakanal steckt ganz viel Schaeffler drin

28.6.2016, 17:09 Uhr
Im neuen Panamakanal steckt ganz viel Schaeffler drin

© Fotos: AFP/Schaffler

Nach neunjähriger Bauzeit wurde am Sonntag die neue, dritte Fahrrinne des Panamakanals eröffnet. Ab sofort können Schiffe mit einer Länge von bis 366 Metern und einer Breite von fast 50 Metern die Abkürzung zwischen Atlantik und Pazifik befahren. Bislang war die Passage nur Schiffen möglich, die maximal 290 Meter lang und 32 Meter breit waren. Eine Schlüsselrolle nehmen Komponenten von Schaeffler bei der Betätigung der Schleusentore ein.

Die Schleusen sind sowohl auf atlantischer als auf pazifischer Seite notwendig, damit die Schiffe einen Höhenunterschied von 26 Metern überwinden und das Landesinnere passieren können. Dies geschieht mit jeweils drei aufeinander folgenden Schleusen, die mit Wasser aus benachbarten Speicherbecken geflutet werden. Die aus Stahlbeton bestehenden Schleusentore haben gewaltige Ausmaße: Sie sind 50 Meter breit, 30 Meter hoch und zehn Meter dick. Aus Sicherheitsgründen sind je Staustufe zwei Tore verbaut, die sich zur Seite hin öffnen.

Den Mechanismus, um die Tore zu öffnen und zu schließen, entwickelte die italienische Ingenieurgesellschaft Cimolai Technology. Für die Bewegung sorgen je Tor zwei Hauptantriebe, die eine Seilwinde antreiben. Die Trommeln der Stahlseilwinden sind mit Pendelrollenlagern von Schaeffler gelagert. Da zum Antrieb der Tore sehr hohe Momente bis zu 330 000 Newtonmeter benötigt werden, ist jeweils ein Getriebe eingebaut, welches das Moment der Elektromotoren um das 280-fache erhöht.

Die von PIV Drives, einem Unternehmen der Brevini-Gruppe, entwickelten Getriebe sind ausschließlich mit Kegel-, Pendel- und Zylinderrollenlagern von Schaeffler bestückt. Ein Großteil der Lager wurde mit der Schaeffler-Beschichtung Triondur C ausgeführt, um Verschleiß vorzubeugen und damit den Betrieb über einen Zeitraum von 35 Jahren zu ermöglichen.

Sowohl am oberen Ende als auch auf dem Grund der Schleusenbecken übernehmen je zwei sogenannte Wagen die Führung der 3100 Tonnen schweren Tore. Dabei handelt es sich um Führungsrollen, die nicht nur dem Eigengewicht der Tore, sondern auch dem Druck von 430 Millionen Liter Wasser je Becken standhalten müssen. Die Führungsrollen sind mit Pendelrollenlagern von Schaeffler ausgestattet.

Ein wesentliches Merkmal des neuen Panamakanals sind drei Speicherbecken, die sich neben jeder Staustufe befinden. Sie sorgen für einen ressourcenschonenden Wasserkreislauf: Um das Wasser in einer Staustufe abzulassen, öffnen sich mehrere Ventile in einem unterirdischen Kanal, der die Sparbecken und die Staustufe miteinander verbindet. Aufgrund der großen Abmessungen von bis zu sieben Metern wurden die von Hyundai Samho zugelieferten Ventile ebenfalls als Tore ausgeführt. Die stählernen Führungsrollen für diese Tore sind mit Lagern von Schaeffler ausgestattet. Die verwendeten Lager sind chrombeschichtet und daher besonders korrosionsgeschützt. Zum Einsatz kommen dabei unterschiedliche Varianten der von Schaeffler entwickelten Durotect-Beschichtung.

Die besondere Herausforderung bei den Lagerlösungen für den Panamakanal skizziert Schaeffler-Ingenieur Francesco Capittini wie folgt: „Die langsame Bewegung führt dazu, dass in den Lagern teilweise eine quasi-statische Belastung mit sehr hohen Kräften vorliegt." Hinzu kommt, dass der Betrieb des Panamakanals aufgrund seiner Bedeutung für den Welthandel zuverlässig rund um die Uhr funktionieren muss. Nur alle fünf Jahre ist ein Wartungsintervall vorgesehen.

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