In Schmiedelberg gibt's Christbäume ganz ohne Chemie

9.12.2016, 09:02 Uhr
In Schmiedelberg gibt's Christbäume ganz ohne Chemie

© Foto: Anestis Aslanidis

Plötzlich herrscht ungewöhnliche Stille. In der Kälte flirren die reifbekränzten Waldbäume, Sonnenlicht bricht sich auf Weihern mit dünner Eisdecke. Wer von Weisendorf Richtung Höchstadt fährt und beim Abzweig Schmiedelberg einbiegt, kann an kalten Tagen Winterflair genießen und Weihnachtsstimmung erleben.

In Schmiedelberg zieht Bauer Erwin Höps Weihnachtsbäume groß. Prächtig steht eine Nordmanntanne seit vielleicht drei Jahrzehnten in der Plantage, einer der Gründerbäume der Christbaumkultur auf dem Bauernhof. Ein Käufer – so 300 Euro für das Prachtstück – fand sich noch nicht. „A scheener Baum“, weist Höps auf den Riesen und auf einen weiteren: Den Kirchenbaum für St. Magdalena in Herzogenaurach, der mit Feingefühl auf den Hänger gehievt werden muss, damit keine Äste abbrechen. Dann wird er mit dem Traktor vorsichtig zum Bestimmungsort befördert.

In Schmiedelberg gibt's Christbäume ganz ohne Chemie

© Foto: Anestis Aslanidis

Auf vier Hektar um Schmiedelberg stehen rund 20 000 Bäume aller Größen und verschiedener Typen: Meist die nach wie vor zu 90 Prozent gekaufte Nordmanntanne, vereinzelt Serbische Fichten oder Küstentannen, die im Zimmer einen besonderen Harzdurft verströmen.

Die Bäume wachsen ohne Dünger und Schädlingsbekämpfung auf: „Mit Bio mach‘ ich keine Reklame“, meint Höps: „Es wird gepflanzt und ausgemäht.“ Ein paar Schafe sorgen im Sommer dafür, dass das Unkraut gebändigt wird. „Schließlich will man an Weihnachten keine Chemie im Wohnzimmer haben“, bekräftigt der Bauer. Die Preise liegen zwischen 30 und 45 Euro für die Tannen, Blaufichten kosten 30 bis 35 Euro. Schlagen will Bauer Höps die Bäume vorsichtshalber lieber selber. Da hat er schon zu viel Unfug erlebt wie abgesägte obere Drittel stattlicher Bäume.

Beim Falkendorfer Weihnachtsmarkt waren sie bereits dabei: Elfi und Claus Meurer, die seit 20 Jahren in einer Scheune an der Hauptstraße Christbäume aus der Kultur des Schwagers, des Christbaumhofs der Familie Peter in Trübenbronn verkaufen. „Früher hammer‘s klaut im Wald“, meint die Stammkundin Gertraud Dötzer augenzwinkernd. 18 Euro pro Meter kostet die Nordmanntanne, zwölf Euro die Blaufichte.

Die Weihnachtsbäume werden erst kurz vor Verkauf geschlagen, nadeln so gut wie nicht. Frisch geschlagene Bäume, so die Experten einhellig, stehen noch lange nach dem Christfest in kräftigem Grün in Wohnzimmern, Geschäftsräumen, Kirchen oder auf öffentlichen Plätzen. Amüsiert berichten die Meurers von den Familiendramen, die sich beim Christbaumkauf bisweilen abspielen, auch von lange unentschlossenen Käufern. Manchmal sollen dann die Kinder den Kaufkonflikt entscheiden. Eine Frau wählte am Ende einen Baum mit Doppelspitze.

Nach der Weihnachtszeit wenden sich die beiden wieder ihren Berufen zu, Claus Meurer arbeitet in der Finanzbranche, seine Frau im Lüftungsbau. Auch für Erwin Höps ist der Christbaumverkauf nur ein Standbein.

Sein Haupterwerb sind die Fische in den 66 Weihern rings um den Ort. Von denen können Kunden auch Kostproben in geräucherter Form erwerben, wenn sie auf den Hof kommen, um ihren Baum auszusuchen. Auch Glühwein wird in der Scheune angeboten, so dass der Baumkauf wie auch in Trübenbronn als Weihnachtsausflug gestaltet werden kann.

 

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