Jung, talentiert — und unglücklich

25.10.2015, 16:45 Uhr
Jung, talentiert — und unglücklich

© Foto: Rödel

HERZOGENAURACH — Mit 53:66 waren die TSH-Korbjäger ins letzte Viertel gegangen und nichts deutete mehr darauf hin, dass sie wie in der Woche zuvor gegen die Ansbach Piranhas noch einmal ins Spiel finden könnten. Da hatten sie die Routiniers aus Westmittelfranken in die Verlängerung gezwungen, wo diese auch aufgrund der Foulsituation doch noch den Favoritensieg landeten.

Gegen Breitengüßbach schien das nicht mehr möglich, zu früh hatten die Longhorns vermeintlich ihr Pulver verschossen. In einem furiosen Startviertel schienen die Teenager mit ihren beiden Ü 30-„Kindergärtnern“ Mike Kaiser und Monty Rogers die Männer aus Bamberg-Land überrollen zu wollen. 22:12 führten die Hausherren, Jugendnationalspieler Nelson Weidemann, Braslav Turic und Kaiser trafen nach Belieben. Einzig Jörg Dippold (am Ende 35 Punkte, davon fünf Dreier, mit einer exzellenten Feldwurfquote von 73,7 Prozent) und der eingewechselte Stefan Dinkel (19), der anfangs seine Dreier nach Belieben traf, hielten den Gast im Spiel.

„Ärgerlich, dass bei uns in dieser Phase der Schlendrian eingekehrt ist“, kommentierte TSH-Trainer Mario Dugandzic. Man hätte sich da schon vorentscheidend absetzen können, befand er. Aber da fehle eben – na was? – die Erfahrung.

So folgte schon im zweiten Viertel die Trendwende. Obwohl Dugandzic richtig laut wurde, bekamen seine jungen Akteure die Defensive einfach nicht in den Griff. Bei den Longhorns schwächelten nun Weidemann und Turic, während die Oldies Kaiser und Rogers noch dagegen hielten. Von der Bank kam diesmal wenig Entlastung. Pal Ghotra, der gegen Zwickau noch so geglänzt hatte, traute sich im Angriff gar nichts zu und ließ sich in der Abwehr immer wieder überraschen. Patrick Teka, der 17-jährige Aufbauspieler, konnte Haris Hujic, der beim Kooperationspartner rent4office Nürnberg eingesetzt wurde, nicht gleichwertig ersetzen.

„Uneinheitliche Linie“

Mit 41:42 ging es in die Halbzeit, in der Dugandzic mit der für ihn etwas uneinheitlichen Linie der Schiedsrichter haderte: „Damit kann man gerade junge Spieler verunsichern.“

Nach dem Seitenwechsel setzte sich die Tendenz fort: Die Hausherren wirkten weiter verunsichert, die Breitengüßbacher zeigten die hohe Bamberger Schule. Einfacher, intelligenter und effektiver Team-Basketball. Da läuft die Kugel schnell durch die eigenen Reihen, einer zieht zum Korb, muss oft gedoppelt werden und findet dann den frei stehenden Nebenmann.

Im Gegensatz zu den Gästen musste sich die TSH fast alle ihre Körbe hart erarbeiten. Rogers und Turic mussten oft „wühlen“, um zu Punkten zu kommen, während von außen kein Ball mehr durch die Reuse fallen wollte. Selbst Kaiser und Weidemann gingen in diesem Abschnitt leer aus. Obwohl das Publikum nun das junge Team nach Kräften anfeuerte, war die Hoffnung auf den zweiten Saisonsieg fast auf den Nullpunkt gesunken.

Doch eines kann man den Longhorns 2015/16 nicht vorwerfen: mangelnde Moral. Mit einem überfallartigen Beginn verkürzten sie auf 60:68, blieben nun in Schlagdistanz. 75:79 hieß es fünf Minuten vor dem Ende. Mehrfach sah es so aus, als ob die Longhorns den längeren Atem hätten. Auch der Brite Willy Inkulu, noch so ein 18-Jähriger aus dem Nürnberger Talentschuppen, mischte jetzt mit enormer Sprungkraft unter den Körben fleißig mit. Immer wieder hätte die TSH den Ausgleich schaffen können, doch jedes Mal, wenn sich die Möglichkeit bot, wollte der Korb nicht fallen. Selbst Mike Kaiser, sonst eine Bank von der Linie, vergab in dieser Phase drei Freiwürfe. Und oft trafen die TSH-Akteure im richtigen Moment die falsche Entscheidung.

Besonders Patrick Teka konnte einem leid tun. Der Youngster hatte mit einem Dreier die Aufholjagd eingeläutet, wurde aber zum tragischen Helden. Erst ein Fehlpass, anstatt den freien Wurf zu nehmen, dann verpatzte er auch die wohl letzte Gelegenheit zum Ausgleich beim 81:84, als er mit seinen nur 1,83 Metern Länge in die Zone zog, sich von den Riesen abdrängen ließ und mit einem Fuß die Auslinie berührte. Nun schaukelte der TSV die Zitterpartie nach Hause.

Erneut hatte die TSH ihr Potential angedeutet, zum Teil hohes Tempo zelebriert. Nur die Fehlerquote muss man beim Hochgeschwindigkeits-Basketball noch reduzieren. Das geht für diese jungen Akteure nur dadurch, dass sie sich schnellstmöglich Erfahrung aneignen. Aus Spielen wie am Samstag können sie viel lernen. Und wenn das der Fall ist, „dann gehört die Rückrunde unserer Mannschaft“, wie ein weiblicher Fan der Longhorns nach der Partie verkündete.

Nur sollte man schauen, dass man bald auch ein paar Punkte holt, um nicht zu tief im Abstiegskampf zu stecken – denn dann kommen auch bei unbefangenen Youngsters die Nerven ins Spiel . . .

TSH: Teka 5/1 Dreier, Weidemann 16/3, Ghotra, Inkulu 4, Turic 13/1, Kaiser 25/3, Übbing, Handt 2, Rogers 16, Kamdem und Buniatian nicht eingesetzt.

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