Justitia als Handpuppe des Richters

21.11.2008, 00:00 Uhr
Justitia als Handpuppe des Richters

© Schlederer

Die Karikaturen von Hanel lassen dem Besucher viel Freiheit zur Eigeninterpretation und zum Schmunzeln – und genau dies macht ja bekanntlich eine gute Karikatur aus.

Der studierte Grafiker ist in Deutschland kein unbeschriebenes Blatt. Immer wieder hat er mit politischen Zeichnungen von sich reden gemacht und konnte so bei den bekanntesten deutschen Zeitungen und Zeitschriften, aber auch international sein Können unter Beweis stellen: Der Spiegel, die FAZ oder das Time Magazine sind nur eine kleine Auswahl der politischen Blätter, die mit ihm zusammenarbeiteten.

Die Volkshochschule holte in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt Herzogenaurach wichtige Werke des Künstlers in den KunstRaum und lädt noch bis zum 30. November zum Bestaunen ein.

Einblick in den Justiz-Alltag

Zur Eröffnung freute sich Bürgermeister German Hacker sehr, den ehemaligen Richter Otto Brixner begrüßen zu dürfen, der den Besuchern einen kleinen Einblick in die Grundsätze der Justiz, aber auch in seinen beruflichen Alltag gab. Er erklärte zum Beispiel die Unterschiede zwischen Zivil- und Strafrecht, gab Erläuterungen zu Begriffen wie «Beweislast« und brachte die Besucher zum Schmunzeln mit seinen kleinen Anekdoten über den Richterberuf an sich.

So habe die Arbeit der Fernsehrichter wie Barbara Salesch und Co. nicht viel mit der Realität zu tun, sagte der Pensionär. Dass da beispielsweise mitten im Prozess ein Besucher aufspringe und sich in die Verhandlung einmische, geschehe vor einem wirklichen Gericht natürlich nie.

Auch über sich selbst im Richterberuf gab er einige Anekdoten zum besten: So seien Anrufe der Verteidiger der bei Brixner nie sehr förderlich gewesen, denn er sei «kein sehr großer Fan des Vergleichens und Dealens« gewesen. Ein «harter, aber gerechter Hund« sei Brixner gewesen, bestätigte denn auch ein Besucher.

Nach dem Vortrag konnte man sich dann mit einem Glas Wein Hanels Karikaturen etwas genauer an-schauen: Auf einem Bild ist zum Beispiel ein Richter zu sehen, der die Justitia als Handpuppe über den Arm gestülpt hat und mit ihr spielt. Oder auf einem anderen ist ein Richter zu sehen, der vor der Tür eines Kollegen steht und aus dieser Tür quillen Berge von Akten. Dieses Bild ist mit dem Ausspruch «Hallo, Herr Kollege, was macht der Prozess?« betitelt.

Wer also Karikaturen mag und sich der Interpretation der Werke hingeben will, hat noch bis zum 30. November die Chance. Die Ausstellung ist geöffnet am 22. November von 14 bis 17 Uhr, am 23. November von 13.30 bis 17 Uhr, am 25. November von 18 bis 21.30 Uhr, am 29. November von 14 bis 17 Uhr und am 30. November von 13.30 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Ganz besonders lädt die vhs zu einem Vortrag am 25. November um 19.30 Uhr ein. Dann spricht Hans Leyendecker, Leitender Redakteur der Süddeutschen Zeitung, über das Thema «Journalismus – Das Privileg der Verdachtsberichterstattung«.