Kampf gegen den Krieg und das Klimakterium

13.8.2018, 06:57 Uhr
Kampf gegen den Krieg und das Klimakterium

© Foto: Margot Jansen

Wenn sich vier Frauen im Hormonrausch der Wechseljahre befinden, dann brechen "Heiße Zeiten" an. Mit diesem "musikalischen Hormonical" be-
stritt die Landesbühne Oberfranken den Freitag im idyllischen Schlosshof.

Die Temperaturen waren nicht mehr ganz so sommerlich heiß, dafür heizten die Damen dem Publikum mit bekannten Songs und Evergreens mit neuen witzigen, spritzigen Texten mächtig ein.

Die vier warten auf ihren Abflug nach New York, es gibt Verzögerungen, und so sitzen sie genervt in der Abflughalle. Da ist die gehetzte Karrierefrau Gabriele (Melanie Day), die zwar nicht mehr so genau weiß, wie der attraktive Kellner der letzten Nacht hieß, der aber irre gut im Bett war. Da ist die biedere Hausfrau Doris (Sibylle Mantau), die sich zwar an ihren letzten Sex mit Ehemann Fritz gar nicht mehr erinnern kann, aber ihm fürsorglich Tipps per Handy gibt, wie man Nudeln kocht.

Die vornehme Viola (Stefanie Rüdell) ist weit weg von den Eskapaden ihrer Jugend, denn sie muss sich um ihren alten Vater kümmern, der gerade aus dem Altersheim entflohen ist. Aber die Devise ihres Lebens lautet: Contenance bewahren. Mit 42 Jahren ist Anja (Claudia Raab) die jüngste. Sie will noch unbedingt ein Kind, trainiert eifrig ihren Beckenboden und will sich künstlich befruchten lassen. "Frau" kommt ins Gespräch, ein gemeinsames Thema ist schnell gefunden – die Wechseljahre. Wie schaffen es Frauen wie Jane Fonda und Madonna nur, so jung zu bleiben? Alle anderen müssen sich mit Schlaflosigkeit, Heißhungerattacken, Gewichtszunahme und Schweißausbrüchen herumschlagen. Manchmal ist die letzte Rettung bei Hitzewallungen nur noch das Kühlregal bei Aldi. In Thailand sind diese Hitzeschübe angeblich Ausdruck einer höheren spirituellen Stufe. Aber in Deutschland sind die "Freuden des Alters" Haarausfall, Hormontherapie und Orangenhaut.

Doch die vier Frauen lassen sich nicht entmutigen. Das Klimakterium ist für sie kein Schreckgespenst mehr, sondern der Aufbruch in eine neue Zeit — fürs Publikum ein äußerst vergnüglicher Abend; ein komödiantisches und musikalisches Feuerwerk, das die Schauspielerinnen entfachten.

Kampf gegen den Krieg und das Klimakterium

© Foto: Margot Jansen

Um die "Waffen der Frauen" drehte sich alles am Samstagabend. Denn da rebellierten die Frauen im alten Griechenland gegen den Krieg. Aristophanes hat sein Theaterstück "Lysistrata" schon 411 v. Chr. – im zwanzigsten Jahr des Peleponnesischen Krieges – geschrieben, aber es hat auch heute noch nichts von seiner Aktualität verloren.

Die Landesbühne Oberfranken hat das Stück zum 25-jährigen Jubiläum des Fränkischen Theatersommers als musikalische Komödie auf den Spielplan gesetzt. Hans Martin Gräber komponierte die Musik, Intendant Jan Burdinski hat das Stück neu inszeniert.

In Griechenland liefern sich die Männer aus Athen und Sparta blutige Schlachten. Der Kriegsgott Ares (Jürgen Peter) freut sich über das Gemetzel. Die Frauen sind es leid, und so verbünden sich Lysistrata (Stefanie Rüdell) aus Athen und Lampito (Claudia Raab) aus Sparta mit vielen anderen Frauen, um endlich Frieden zu erreichen. Sie besetzen die Akropolis und konfiszieren die Kriegskasse.

Ihr größter Trumpf ist allerdings ihre Weiblichkeit. Sie beschließen, sich besonders verführerisch zu kleiden, ihre Männer zu becircen, um ihnen dann den Sex zu verweigern, wenn sie nicht endlich Frieden schließen. Wie wirkungsvoll ihre Methode ist, kann man am liebeskranken Kinesias (Christoph Ackermann) sehen, der zu allem bereit ist, um seine geliebte Myrrhine (Anna-Prisca Burwitz) endlich wieder in die Arme schließen zu können.

Der Liebesentzug lässt die Männer umdenken, und sie kommen zu der Erkenntnis, dass sie vergessen haben, dass sie Menschen sind, und dass sie mehr auf ihre Frauen hören sollten. Vielleicht wäre das auch eine Lösung für die Gegenwart und wir könnten mit dem Ensemble in Beethovens Hymne "Freude schöner Götterfunken . . . alle Menschen werden Brüder" einstimmen.

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